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US-Wirtschaft: Stimmung besser als die Lage? Die Fed meint: ja!

Die Fed, das zeigen die Aussagen Yellens gestern, ist deutlich weniger euphorisch als die Märkte. Seltsam, dass die Märkte genau das nicht interessiert - man feiert lieber..

FMW-Redaktion

Die Märkte feiern die gestrigen Aussagen der Fed und Janet Yellens auf ihrer Pressekonferenz, weil die Notenbank nur noch zwei weitere Zinsanhebungen in 2017 erwartet. Dass nun die US-Anleihemärkte und die US-Aktienmärkte haussieren, während der Dollar abverkauft wird, ist dabei Folge einer gewissen Schizophrenie: lange hatten die Märkte geglaubt, die Fed würde nur bluffen, dann ließ die Notenbank durchblicken, sie würde die Zinsen schon im März anheben – und plötzlich glaubten viele, dass die Fed sogar vier Anhebungen in 2017 durchführen würde. Man schwankte also seitens vieler Marktteilnehmer von einem Extrem ins andere, und wunderte sich dann, dass die Fed auf ihrem Mittel-Weg bleibt. Kein Glanzstück der Logik, diese so offenkundige Fehleinschätzung!

Dabei war gestern doch auffällig: die Fed ist deutlich weniger optimistisch als die Aktienmärkte! So sagte Yellen gestern: „The data have not notably strengthened“. Was die Frage aufwirft, warum man dann die Zinsen anhebt, aber das erklärt sich wohl aus dem psychologischen Mechanismus, dass die Fed in Sachen Zinsanhebung so deutlich unter ihren eigenen Prognosen gelegen hatte seit dem Jahr 2015, dass man einfach das Gefühl hatte: jetzt müssen wir das eben mal machen.

Janet Yellen war gestern der Frage eine Journalisten nach den hohen Bewertungen an den US-Aktienmärkten mehr oder weniger elegant ausgewichen, sie sagte aber, dass die Rekordstände an den Aktienmärkten offensichtlich nicht dazu geführt hätten, dass die Menschen mehr konsumiert hätten – was sich nicht zuletzt in den gestern veröffentlichten US-Einzelhandelsumsätzen zeigt, dazu auch noch bei den miserablen Zahlen vieler US-Einzelhandelsunternehmen.


Janet Yellen
Foto:United States Federal Reserve

Gestern dann senkte die Atlanta-Fed, die den Indikator GDPNow entwickelt hat, ihre Prognose für das BIP der USA im ersten Quartal auf nur noch +0,9% – vor ein paar Wochen war die Atlanta-Fed noch von +2,5% ausgegangen. Hier die Begründung für die Absenkung:

„The GDPNow model forecast for real GDP growth (seasonally adjusted annual rate) in the first quarter of 2017 is 0.9 percent on March 15, down from 1.2 percent on March 8. The GDP growth forecast declined 0.3 percentage points on Friday when the February estimate of the model’s latent dynamic factor used to forecast yet-to-be released GDP source data declined after the employment situation release from the U.S. Bureau of Labor Statistics (BLS). The forecast for first-quarter real consumer spending growth inched down from 1.6 percent to 1.5 percent after this morning’s retail sales report from the U.S. Census Bureau and the Consumer Price Index release from the BLS.“

Die Senkung erfolgte also aufgrund der US-Arbeitsmarktdaten vom letzten Freitag sowie den gestrigen US-Einzelhandelsumsätzen. Das aber ficht die Bullen nicht an: so sagte gestern ein Vertreter der US-Finanzindustrie auf dem Sender CNBC, dass das erste Quartal eben immer schwach sei, das spiele gar keine Rolle, danach werde es besser, daher sei ein schwächeres erstes Quartal nur „noise“ (Lärm).

Die US-Aktienmärkte laufen weiter im Trump-kann-alles-Modus, und das, obwohl die Realität anders aussieht: die ersten beiden Großprojekte – Ersetzung von Obamacare sowie der Einreise-Stopp – sind bislang alles andere als glatt durchgelaufen. Warum sollte das bei der ganz ganz großen Steuerreform oder dem Infrastrukturprojekt so anders sein? Zeigt das nicht den himmwelweiten Unterschied zwischen großen Versprechungen Trumps und einer viel komplizierteren Realität? Aber wie heißt es so schön: die Hoffnung stirbt zuletzt!



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