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US-Zinsen steigen – „echtes“ QE-Programm unvermeidbar

Im Zuge der stetigen Abnahme der Zinsdifferenzen in den letzten Jahren und sogar einer Invertierung der Zinsstrukturkurve im Sommer dieses Jahres drohte das Kreditgeschäftsmodell der US-Banken unrentabel zu werden. Insofern hat die Intervention der Fed funktioniert. Doch nun drohen die Marktkräfte der Fed die Kontrolle über die langfristigen US-Zinsen zu entziehen. Steigen diese zu weit an, verteuern sich diverse Kreditarten erheblich.

Zinsdifferenz kurz und lang laufende US-Staatsanleihen

An einem „echten“ QE führt nun kein Weg mehr vorbei

Bislang hat die Fed ihren Markteingriff als rein technisch bedingt und temporär bezeichnet. Außerdem verwahren sich die US-Notenbanker gegen den Begriff „QE“-Programm, was für geldpolitische Lockerung steht (Quantitative Easing). Rein formal wird nur dann „QE“ betrieben, wenn langfristige Staatsanleihen gekauft werden, also sogenannte Treasury-Notes oder Treasury-Bonds, um die Zinsen auch am langen Ende der Zinsstrukturkurve zu drücken. Doch genau das könnte nötig werden, wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt und die Marktteilnehmer rational nachvollziehbar lieber dem Geld der Fed folgend in kurzlaufende US-Staatsanleihen investieren, während die Kurse für Langläufer weiter fallen und die US-Zinsen für länger laufende Kredite aller Art sich weiter verteuern.

In einem Land, dessen Wertschöpfung sich zu über 70 Prozent aus dem Konsum speist und dieser wiederum zu großen Teilen auf Pump finanziert wird, wäre das ein enormer wirtschaftlicher Bremsklotz.

Daher wird die Fed bei Fortsetzung dieser Entwicklung spätestens Anfang des kommenden Jahres versuchen, auch die Kontrolle über die längerfristigen US-Zinsen zu erhalten. Das geht allerdings nur, indem sie langlaufende US-Staatsanleihen erwirbt, womit es sich dann auch offiziell um ein „QE“-Programm handeln würde. Eine Wahrheit, die der Fed offensichtlich sehr unangenehm ist, da sie unbedingt den Anschein von Normalität in der „Greatest Nation on Earth and in History“ aufrechterhalten möchte, um den Goldesel, also den US-Konsumenten, bloß nicht zu verunsichern.

Fazit und Ausblick

Die aktuelle Entwicklung am US-Kapitalmarkt zeigt die Grenzen der zentralplanerischen Marktverzerrung durch den Eingriff einer Notenbank. Die Geister, die sie rief, wird sie nun nicht mehr los. In dem Moment, wo die Geldpolitik eine Anlageklasse im Preis künstlich hebt, schichten die Marktteilnehmer in genau diese Vermögenswerte um und verstärken so Preistrends.
Die Nebenwirkung im Falle der US-Zinsen ist zwar zum Teil erwünscht, nämlich die Versteilerung der Zinsstrukturkurve, aber wenn der Anstieg bei den Zinsen am langen Ende zu stark ausfällt, muss die Notenbank auch dort intervenieren, um negative volkswirtschaftliche Effekte (steigende Kreditkosten) zu vermeiden. Im Zeitverlauf führt so ein Markteingriff zum nächsten Markteingriff und am Ende mündet die freie Marktwirtschaft in eine von geldpolitischen Interventionen zentral gelenkte Wirtschaftsordnung.



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2 Kommentare

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