Nach Wochen moderater Anstiege haben die Container-Frachtraten in der vergangenen Woche einen kräftigen Sprung gemacht. Der Drewry World Container Index (WCI) verzeichnete in dieser Woche einen deutlichen Anstieg von 10% auf 2.508 US-Dollar pro 40-Fuß-Container. Dies markiert den ersten zweistelligen Anstieg seit Juli letzten Jahres.
Transpazifik-Routen treiben den Anstieg
Die stärksten Zuwächse zeigen sich auf den Transpazifik-Routen. Die Frachtraten von Shanghai nach Los Angeles kletterten um 17% auf 3.738 US-Dollar pro 40-Fuß-Container in der vergangenen Woche, was einem Anstieg von 38% innerhalb von drei Wochen entspricht.
Noch dynamischer entwickelte sich die Route von Shanghai nach New York, wo die Raten um 14% in einer Woche und um 42% über drei Wochen stiegen, auf nunmehr 5.172 US-Dollar pro 40-Fuß-Container.
Damit tritt ein, wovor Experten in den letzten Wochen gewarnt hatten: Die vor zwei Wochen in der Schweiz vereinbarte Pause im Zollstreit zwischen den USA und China führt dazu, dass Importeure ihre Waren schnellstmöglich in die USA verbringen wollen. Präsident Trumps vorübergehende Aussetzung von 145%igen Zöllen auf chinesische Importe hat einen Nachfrageschub ausgelöst, der die Transpazifik-Routen überlastet.
Die Reedereien hingegen haben ihre Routen noch nicht vollständig an die neue Situation angepasst und halten das Angebot teilweise künstlich knapp, um höhere Frachtraten zu erzielen. Dies verschärft die Kostensteigerungen und belastet die Lieferketten. Die Transportkosten werden bis Mitte Juli voraussichtlich weiter steigen. Doch die weitere Entwicklung wird von dem Fortschritt der Verhandlungen zwischen Washington und Peking abhängen.
Hafenstaus bremsen Europa
Auch auf den europäischen Routen gab es Zuwächse, wenn auch weniger ausgeprägt. Die Frachtraten von Shanghai nach Rotterdam stiegen um 6% auf 2.159 US-Dollar, während die Route von Shanghai nach Genua einen Anstieg von 3% auf 2.939 US-Dollar verzeichnete.
Hintergrund fuer die steigenden Frachtraten nach Europa ist, dass Hafenstaus in Nordwesteuropa die Lieferketten belasten. Zwischen Ende März und Mitte Mai stiegen die Wartezeiten für Liegeplätze in Bremerhaven um 77%, in Antwerpen um 37% und in Hamburg um 49%, während auch Rotterdam und Felixstowe längere Verzögerungen meldeten.
Hauptursachen sind Arbeitskräftemangel und niedrige Wasserstände des Rheins, die den Binnenschiffsverkehr behindern. Diese Staus verlängern Transitzeiten, stören die Lagerplanung und zwingen Unternehmen, höhere Sicherheitsbestände zu halten.
Drewry warnt, dass sich die Staus auf asiatische und US-amerikanische Häfen ausweiten könnten, was die Frachtraten weiter treiben dürfte. Die vorübergehende Aussetzung von 145%igen US-Zöllen auf chinesische Importe durch Präsident Trump hat die globale Nachfrage verschärft, was indirekt die europäischen Routen belastet, da Schifffahrtskapazitäten umverteilt werden.
Reedereien zocken mit knappem Frachtraum
Die Niedrigstände europäischer Flüsse wie dem Rhein werden in den kommenden Wochen anhalten und Hafenstaus, besonders an tideabhängigen Terminals wie Bremerhaven, weiter verschärfen. Verzögerte Lieferketten und steigende Kosten sind die Folge. Auf den Transpazifik-Routen dominiert bis Mitte Juli der US-China-Zollstreit. Reedereien verknappen bewusst die Kapazitäten, um Frachtraten nach oben zu treiben, in der Hoffnung, diese bis Jahresende zu halten. Drewry prognostiziert jedoch einen Rückgang der Transportkosten im dritten Quartal. Unternehmen und Konsumenten müssen sich auf Turbulenzen und steigende Kosten einstellen, während die Verhandlungen zwischen Washington und Peking die Weichen stellen.
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken