Sind die USA das neue Griechenland – mit Trump als Brandbeschleuniger?
Wer kann sich nicht an die letzte große Währungskrise erinnern? Damals nach dem Lehman-Zusammenbruch 2008/2009, der folgenden Kaskade von Kreditausfällen von gut verpackten, aber nicht-werthaltigen weltweit verkauften Schuldtiteln und der dadurch ausgelösten Weltwirtschaftskrise, war es insbesondere der Euro, dem das Finanzsystem das Misstrauen ausgesprochen hatte. Vom möglichen Zusammenbruch der Währung und des Währungsraums bzw. deren Spaltung in Nord und Süd war die Rede. Und das auf Basis eines Wirtschaftszwergs wie Griechenland (aktuell ca. 0,2% des weltweiten BIP).
Nun bleibt im Dunklen, ob das seinerzeit ein Ablenkungsmanöver war, um den Dollar aus weiteren Turbulenzen herauszuhalten. Wirtschaft und damit das Vertrauen in dieses System der Fiat-Währungen ist hauptsächlich Psychologie, die natürlich durch Informationen beeinflusst sind, und selbstverständlich auch gezielt manipuliert werden.
USA: Renditen als Risikoprämie und Inflationsausgleich
Tatsache ist: das System zeigt Misstrauen/Anlagerisiko immer in derselben, leicht erkennbaren Form – also einem signifikant steigendenden und dauerhaft erhöhten Rendite-Niveau an. Der einfache Zusammenhang: der Anleihemarkt verlangt vom Schuldenemittenten für geliehenes Geld wegen höherem (Ausfalls-)Risiko höhere Prämien. Zunächst war der Inflationsschock (durch die spekulativen Energiepreis-Explosionen) beim Einmarsch des Kremls in die Ukraine) ein Zündfunke, der gerne als Begründung genommen wird. Selbstverständlich ist auch Inflation ein wesentlicher Grund, dass Anleihegläubiger eine höhere Verzinsung verlangen.
Tatsache ist aber ebenfalls, dass inflationäre Tendenzen schon Monate vor dem Einmarsch sichtbar wurden. Die Zentralbanken haben sich (in ihrer Selbstgefälligkeit mit Gelddrucken jedes Problem zuschütten zu können) dem Irrtum hingegeben, dass es nur eine vorübergehende Erscheinung wäre. Selbstverständlich wollten man keinen Zusammenhang mit den gefahrenen Schuldenorgien sehen.
Asset-Inflation und „echte“ Inflation – Schulden kosten plötzlich wieder etwas
Der Ukraine-Schock war aber zweifellos ein entscheidender Beschleuniger eines schon sichtbaren Trends – die „Rechnung“ für den letzten Exzess eines schon seit 2009 mit „kostenlosem“ Nullzinsgeld gefluteten Systems: die weltweite Corona-Geld-Schwemme. Diese ist aber nicht nur in der seit ebenfalls schon in den frühen 2010-er Jahren eingesetzten massiven Asset-Inflation der Immobilien und Aktien wenig spürbar „verpufft“, sondern ist im „echten Leben“ – also Gütern und Dienstleistungen angekommen. Dazu kamen Faktoren wie Verknappung des Angebots aus dem restriktiven China und gestörten Lieferketten.
Der damit verbundene Anstieg der Kapitalmarktzinsen zur Bekämpfung der nun auch für den „kleinen Mann“ an der Supermarktkasse, im Restaurant und der Pauschalreisebuchung spürbaren Inflation, wurde ebenfalls lange als vorübergehende Erscheinung heruntergespielt. Die Hoffnung war, dass die Zinsen „rechtzeitig“ wieder sinken werden, um sich bis zum Zeitpunkt der Refinanzierungsnotwendigkeit von Nullzins-Schulden retten zu können.
Nun ist diese Hoffnung nicht eingetreten. 2025 müssen in den USA kolportierte sieben Billionen an Staats-Anleihen und eine Billion an privaten Schulden (inklusive Unternehmensanleihen) signifikant teurer refinanziert werden. Die Zentralbanken haben sichtbar ihre Zinssetzungsmacht nicht nur verloren, sondern Interventionen durch Zinssenkungen werden vom Anleihemarkt sogar mit Kapitalmarktzinssteigerungen beantwortet.
Implikationen in Form eines Vertrauensbarometers – Anleihen und Vertrauen in den Fiat-Dollar
Der bisher langweilige Anleihemarkt rückt immer mehr als Gradmesser des Vertrauens in die Schuldentragfähigkeit bzw. deren Werthaltigkeit des Dollar-dominierten-Fiat-Systems in den Fokus. Wer hat zuvor Anleihe-Auktionen Aufmerksamkeit geschenkt? Inzwischen werden insbesondere Auktionen der alten (Japan) und neuen Schuldenkaiser (USA) mit Argusaugen beobachtet. Auch scheint das abermalige – aber diesmal verdeckte QE – (Quantitative Easing, landläufig „Gelddrucken“) von Zentralbanken durch den gestützten Ankauf bei schwacher Auktion sauer aufzustoßen und das Misstrauen (sprich Renditen) zu erhöhen.
Aber um die Frage aus dem Titel zu adressieren: Die etwas anders gelagerten Implikationen sind hier darin begründet, dass wir es diesmal mit dem Emittenten der Weltleitwährung und seinem größten Gläubiger zu tun haben. Die Werthaltigkeit von Fiat-Geld entsteht allein im Vertrauen darauf vom Empfänger des bedruckten Papiers einen (realen) Gegenwert zu erhalten. Zusammenbrüche von Währungen beginnen und Enden mit dem (totalen) Vertrauensverlust.
USA: Alternativen zu Fiat-Geld immer gesuchter – Trump und die Politik verbrannter Erde
Es macht den Anschein, dass der Versuch das Ersparte in etwas zu tauschen, das mehr Vertrauen als eine zunehmend schwer verkaufbaren Schuldenorgie und deren Fiat-Trägersubstanz verströmt, immer mehr an Geschwindigkeit zu nimmt. Das lange gut moderierte Gold als klassisches und Bitcoin als neues (kaum) inflationierbares Tauschmittel, gibt diese Signale. Zudem kommt ein Crack-up Boom bei Aktien – gekennzeichnet durch steigende (oder zumindest stagnierende) Kurse, bei immer schlechter werdender Ertragslage (Buffet Indicator) und den historisch niedrigsten Risiokoprämien gegenüber Anleihen.
Ob ein Donald Trump der richtige Mann ist, um Vertrauen in diesen Anleihenmarkt zu stärken, darf bezweifelt werden. Aber vielleicht bleibt ihm bzw. der US-Notenbank Fed auch gar nichts anderes über, sobald der Kreditmarkt weiter in Richtung Unfinanzierbarkeit kippt und das Vertrauen in den Dollar weiter untergräbt, der seit Jahresbeginn um 13% gegenüber dem Euro abgewertet hat. Aber auch ein schwacher Dollar soll ja von gewissen Leuten gerne gesehen sein – da kann ein wenig zusätzlicher Eskalation auf verschiedenen nationalen und internationalen Ebenen nicht schaden. Es wird allerdings zweifellos immer schwerer werden, diese Entwicklungen einzufangen, denn dazu gehört auch, dass die Gegenseite mitspielt (wie man anhand der Chinesen sieht). Verbrannte Erde ist eben nicht immer wieder begrünbar..
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Im langfristigen historischen Kontext sind die jeweiligen Umlaufrenditen nicht sehr hoch. Meine erste Transaktion -nach der Wende- war zum Beispiel eine „Zehnjährige – Deutsche “ zu 8,5 Prozent Kupon zu erwerben (4. Oktober 1990)…
Das war damals ganz normal…alles unter 5 Prozent galt als „Ausschuss…“…
Vergleichen Sie bitte hierzu die Charts der entsprechenden Zeiträume…deutsche-, amerikanische-, japanische- Staatsanleihen über die letzten 50 Jahre…
Die „Situation“ mit Griechenland, ausgebrochen im April 2010,lässt sich mit heute nicht vergleichen…
Griechenland musste damals seinen Gläubigern bis zu 15 Prozent Kupon bieten…um Abnehmer für seine Schuldverschreibungen auf den Auktionen zu finden…
Das Gleiche würde dem Staat, an der türkischen Ägais, heute noch drohen ,wenn nicht die EZB und die EU im Hintergrund als „Backup“ bereitstehen würden …
Alleine die Subventionen, die Griechenland über verschiedene EU Fördertöpfe, bis 2035 erhält, belaufen sich auf über 250 Milliarden Euro..
Corona Wiederaufbaufonds…..Kohäsionsfonds etc…
Amerika hat diesen Luxus nicht, braucht es auch nicht, noch nicht…
Lachen musste ich jetzt über die Drohung des Chefs von J.P.Morgan…was den Europäern drohen würde, wenn Amerika pleite geht…
Liebe Freunde, die Bank hält alleine über 450 Milliarden an US Staatsanleihen…Was glauben Sie was da passiert…?
So viele Assets können die gar nicht gleichzeitig abstoßen ,um nicht selbst pleite zu gehen..
Denn die amerikanischen Banken haben sich, auch im Auftrage ihrer jeweiligen Regierungen, unter Obama, Trump und Biden seit der Finanzkrise, mit amerikanischen Staatsanleihen vollgesogen…
Das Land an der türkische Ägäis? Dann meinen sie die Türkei?! Griechenland hat die griechische Ägäis! Und Griechenland hat 2 Jahre früher, alle Schulden an den IWF zurück bezahlt! Auch vom EZB, sind Schulden im voraus bezahlt. Griechenland bezahlt seine Schulden ab! Was hat Deutschland nach dem 2. Weltkrieg von Staaten bewilligt bekommen, die vorher von Deutschland zerstört wurden? Unter anderem von Griechenland! Schuldenfreiheiheit! Damit die Wirtschaft wieder auf die Beine kommen sollte, haben die Achsmächte um ein Schuldenschnitt gebeten!
die Klammer ist die Kapitulation an den Satzbau. Wer schreibt denn so!?
Von einer echten Vertrauenskrise sind wir weit entfernt. Die Renditen der 10jährigen sind da, wo sie sein sollten, nämlich ungefähr bei dem nominalen BIP Wachstum. Dass wir ein paar Jahre eine durch die Notenbank induzierte künstliche Suppression der Renditen hatten, hat bei den Analysten irgendwie das Normalmaß verschoben. Ich vermute, dass die Renditen fallen werden, wenn sich die Abschwächung der Wirtschaftsdaten in den USA fortsetzt.
Der Vergleich mit Griechenland ist auch in der Hinsicht ungünstig, weil Griechenland kein monetärer Souverän ist und der Euro noch nicht die Reservewährung des Eurodollarsystems, d.h. des ganzen internationalen Zahlungsverkehrs ist. Das kann sich ändern, aber davon sind wir noch weit weg.