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USA-Importe: Zollkrieg trifft Häfen weniger stark als befürchtet

Überraschend: Der Handelskrieg mit China hat die Importe in die USA weniger stark beeinträchtigt als erwartet. Eine Analyse.

Containerschiff
Grafik: Tawatchai07-Freepik.com

Der Import von Containern in den USA bricht im Mai offenbar weniger stark ein als befürchtet. Nach der Einführung der massiven Zölle durch Präsident Trump Anfang April sahen die Prognosen einen Einbruch von rund 30 Prozent der Importe voraus. Die ersten Zahlen aus Los Angeles und Long Beach, den beiden wichtigsten Häfen für den Containerimport, zeigen nun, dass der Rückgang deutlich geringer ist. Gleichzeitig nutzen Reedereien die Unsicherheiten und den Druck durch die Zölle, um ihre Profite zu maximieren.

Importe: Hafen Los Angeles mit moderatem Rückgang im Mai

Der Hafen von Los Angeles berichtet von einem Rückgang von 11 Prozent bei den Einfuhren per Container. Insgesamt werden im Mai 411.365 TEU (20-Fuß-Container-Äquivalent) erwartet, gegenüber 463.418 TEU im Mai 2024. Die beiden Häfen Los Angeles und Long Beach verzeichnen einen leichten Rückgang von etwa einem Schiff pro Woche, das weniger an den Piers festmacht. Angesichts der Warnungen vor einem massiven Einbruch fällt dieser Rückgang moderat aus. Da im ersten Quartal ein Anstieg der Containerimporte von 8,4 Prozent zu verzeichnen war, dürfte das Saldo auch für die ersten fünf Monate positiv bleiben.

Grafik zeigt USA-Importe über Los Angeles

Trotzdem warnt John McCown in seiner aktuellen Ausgabe des „Container Volume Observer“, dass es 2025 zu einer zweistelligen prozentualen Reduzierung des jährlichen Importvolumens gegenüber dem Vorjahr kommen könnte.

Zölle nutzen vor allem den Reedereien

Gleichzeitig versuchen die Reeder, Profit aus dem Handelsstreit zu ziehen. Die Frachtraten haben sich bislang nur leicht nach oben bewegt. Laut dem aktuellen Update des Drewry World Container Index legten die Spotpreise auf der Route Shanghai–New York um 4 Prozent zu, nach Los Angeles um 2 Prozent. Ab Juni dürfte es jedoch spürbar teurer werden, wenn die General Rate Increases (GRI) und Peak Season Surcharges (PSS) zwischen 1.000 und 3.000 US-Dollar pro Container greifen. Die Reeder halten die Kapazitäten gezielt knapp, um die Preise hochzuhalten. Das Muster ist bekannt.

Grafik zeigt Preisentwicklungen für Container-Routen zwischen USA und China

Hinzu kommen strukturelle Faktoren. Nach Einführung der 154-prozentigen US-Zölle auf chinesische Importe hatten viele Reedereien ihre Flottenbewegungen stärker auf andere asiatische Routen ausgerichtet. Diese Verschiebungen rückgängig zu machen, braucht Zeit. Intern arbeiten viele Reedereien zudem noch immer an einer Neuausrichtung ihrer Allianzen, was sich voraussichtlich noch über Wochen oder Monate hinziehen wird.

Zusätzlichen Druck erzeugen geplante höhere Anlegegebühren für in China gebaute Schiffe. Die wenigen US-gefertigten Containerschiffe werden nun bevorzugt auf die Transpazifik-Strecken gesetzt, verfügen aber über eine geringere Kapazität. Dies versuchen die Reeder über höhere Raten auszugleichen.

China: Containerumschlag steigt schwächer als erwartet

China meldet für die vergangene Woche ein Containeraufkommen von 6,5 Millionen TEU. Im Mai ergibt sich damit ein Anstieg von lediglich 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, nach einem Zuwachs von 9 Prozent im April. Laut Jim Boon, Chief Commercial Officer beim US-Schienenlogistiker CSX, stehen aktuell 700.000 bis 800.000 beladene Container in China für die Ausfuhr bereit, was etwa einer Verdoppelung des Volumens im Vergleich zum Mai entspräche Diese dürften dann im Juli in Nordamerika ankommen. Damit dürften dann auch die chinesischen Exportzahlen für Mai schwächer ausfallen.

Grafik zeigt Containerumsätze in China

Insgesamt erweist sich der Handel zwischen China und den USA als widerstandsfähiger gegenüber den politischen Turbulenzen als zunächst angenommen. Doch das ändert nichts an den realen Verwerfungen, die sich entlang der Lieferketten abzeichnen und bereits zu Preissteigerungen für US-Verbraucher führen. In der gesamten Logistikbranche rechnet man in den kommenden Wochen mit weiteren Aufschlägen – vom Hafen bis zur letzten Meile.

Bisher gibt es keine Anzeichen für ernsthafte Verhandlungen zwischen Washington und Peking. Auch kurzfristig ist nicht mit Bewegung zu rechnen. Diese Hängepartie sorgt für zusätzliche Unsicherheit. Und in der Logistik bedeutet Unsicherheit nur eines: steigende Kosten.



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2 Kommentare

  1. In diesem Zusammenhang könnte es ja Stand aktuell zumindest zu einem Zoll-Deal zwischen dem 47. US-Präsidenten Donald John Trump und Volkswagen, Mercedes und BMW kommen. Diesbezüglich überzeugt mich die Forderung von 1. Bürgermeister Andreas Bovenschulte, der Mittel aus dem Deutscher Bundestag-Finanzpaket für Infrastruktur für seinen Hafen beansprucht, also Gelder, die vom Deutschen Bundestag bewilligt wurden, und somit zur Verfügung stehen. Und obwohl somit für die genannte Automobilindustrie Chancen bestehen, Autos entsprechend in die USA zu exportieren, macht es Sinn, parallel Mittel aus dem genannten Finanzpaket für Forschung und Weiterentwicklung diverser Satelliten aus den Bereichen Navigation, Nachrichtendienste und Internet zur Verfügung zu stellen, mit dem Zusammenhang, daß sich Volkswagen, Mercedes und BMW als Kooperationspartner für die genannte Satelliten-Politik eignen würden. Zum einen, weil sie Kompetenz in Sachen Navigation besitzen, und zumindest erwägen, ins Rüstungsgeschäft einzusteigen.

  2. Ich hätte hierbei beinahe vergessen, davon zu sprechen, das die genannte Forschung und Weiterentwicklung am besten auf der Internationale Raumstation ISS stattfindet.

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