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USA: Nach Wells Fargo jetzt Credit Suisse mit Strafe zum Thema Vertriebsziele

Wir hatten in den letzten Tagen mehrfach über den Wells Fargo-Skandal berichtet, wo für bestehende Kunden mehr als 2 Millionen Bankkonten und Kreditkartenkonten ohne deren Wissen zusätzlich...

FMW-Redaktion

Wir hatten in den letzten Tagen mehrfach über den Wells Fargo-Skandal berichtet, wo für bestehende Kunden mehr als 2 Millionen Bankkonten und Kreditkartenkonten ohne deren Wissen zusätzlich eröffnet wurden, nur um Vertriebsziele zu erreichen und Extra-Gebühren einzustreichen. Deswegen wurden 5.300 Bankmitarbeiter bei Wells Fargo entlassen. Aus Sicht der Bank war das selbstverständlich nicht den zu hohen Vertriebszielen geschuldet, sondern die böswillige Machenschaft einiger weniger krimineller Mitarbeiter (5.300 ist ja nicht viel).

Wer in wie fern kriminell oder nicht kriminell ist bei der Credit Suisse, wissen wir nicht. Jedenfalls scheint gerade durch den Wells Fargo-Skandal die US-Justiz und die Aufsichtsbehörden Blut geleckt zu haben in Sachen „Vertriebsziele bei Banken“. Während es bei Wells Fargo um Vertriebsziele für die kleinen Filialmitarbeiter ging, die in der Nahrungskette ganz am Ende stehen, hat die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC bei der Schweizer Großbank Credit Suisse etwas im Bereich Vermögensverwaltung gefunden.

Die SEC sagt hierzu Credit Suisse habe wie alle Großbanken öffentlich bekannte Standards genannt, wie man berechnet, dass netto neue Geldflüsse (NNA) in die Vermögensverwaltung reinkommen. In der Außendarstellung der Bank ist das schon eine wichtige Erfolgskennzahl. Von der öffentlich dargestellten Berechnungsmethode sei die Bank aber in Wirklichkeit abgewichen und habe die Zahl der Netto-Neuzuflüsse anders berechnet. Dies sei unter anderem geschehen um die Vertriebsvorgaben der Bank zu erfüllen. Diese seien vom Leiter der Privat Banking-Abteilung Rolf Bögli erlassen worden. So wie die SEC es schreibt, hätte man in der Bank „nicht näher genannte Ansätze“ zur Berechnung der Netto-Geldzuflüsse benutzt, die anscheinend nicht auf dem realen Geldzufluss, sondern auf den zu erreichenden Anlageresultaten basierten. Sollte dem wirklich so sein, wäre das eine verdammte Lachnumer. Zitat SEC:

„But Credit Suisse at times instead took an undisclosed results-driven approach to determining NNA in order to meet certain targets established by senior management.“

Deshalb hat man der Credit Suisse jetzt eine Strafe von 90 Millionen Dollar aufgedrückt, wegen der öffentlichen Falschdarstellung der tatsächlichen Netto-Zuflüsse in die Vermögensverwaltung der Bank. Gut, die Summe wird man gerade noch verkraften können. Unsere Frage: Wo bleibt denn unsere Finanzaufsicht? Nicht in Sachen Credit Suisse, sondern generell zum Thema Vertriebsziele für Bankmitarbeiter? Könnten noch viel mehr als ohnehin schon in den letzten Jahren Banken in Europa, und speziell in Deutschland auf die Idee kommen massiv auf die Vertriebstube zu drücken um Provisionen zu erzielen? Denn der Zinsüberschuss ist ja bekanntlich nicht mehr existent. Dem Thema sollte man sich hierzulande auch mal widmen. Hier der SEC-Text im Original:


The Securities and Exchange Commission today announced that Credit Suisse AG has agreed to pay a $90 million penalty and admit wrongdoing to settle charges that it misrepresented how it determined a key performance metric of its wealth management business.

A former executive agreed to settle charges that he was a cause of Credit Suisse’s violations.

An SEC investigation found that Credit Suisse veered from its publicly disclosed methodology for determining net new assets (NNA), a metric valued by investors in financial institutions to measure success in attracting new business. Disclosures stated that Credit Suisse was individually assessing assets based on each client’s intentions and objectives. But Credit Suisse at times instead took an undisclosed results-driven approach to determining NNA in order to meet certain targets established by senior management.

According to the SEC’s orders, Rolf Bögli, who served as chief operating officer of the firm’s private banking division, pressured employees to classify certain high net worth and ultra-high net worth client assets as NNA despite concerns raised by employees most knowledgeable about a particular client’s intent.

“Credit Suisse conveyed to the investing community that it followed a structured process for recognizing net new assets when, in fact, the process was reverse-engineered to meet targets,” said Andrew J. Ceresney, Director of the SEC’s Enforcement Division. “Credit Suisse’s failure to disclose this results-driven approach deprived investors of the opportunity to fairly judge the firm’s success in attracting new money.”



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1 Kommentar

  1. Moin, moin,

    Unsere lieben Amerikaner brauchen Geld. M.E. geht es nur darum.

    Ob diese „Methoden“ sportlich oder unsportlich sind, ist auch fast schon egal. Es ist wie das Blitzen für Geschwindigkeitsüberschreitungen in Südeuropa. Der PKW mit dem deutschen Kennzeichen muss zahlen. Hier jetzt einmal eine schweizer Bank. Wieso brechen die europäischen Firmen nicht die Wirtschaftbeziehungen zu den USA ab? Und als Ausgleich dazu werfen wir die Amis raus?

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