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USA und EU ohne TOP-Rating durch S&P, und niemanden interessiert´s

Wenn das mal kein Zeichen für Dritteweltländer ist: EU und USA ohne das absolute TOP-Rating, und niemanden interessiert es. Denn hier kommt auf einmal ein ganz anderer Faktor zur Geltung: Die USA sind ja der Heimatmarkt von S&P, und Nordamerika wie auch...

FMW-Redaktion

Wenn das mal kein Zeichen für Dritteweltländer ist: EU und USA ohne das absolute TOP-Rating, und niemanden interessiert es. Denn hier kommt auf einmal ein ganz anderer Faktor zur Geltung: Die USA sind ja der Heimatmarkt von S&P, und Nordamerika wie auch die Europa gelten ja als die freiheitlichen, rechtssicheren und entwickelten Räume auf diesem Planeten. Da sagt sich jeder Investor

„Mensch, diese Wirtschaftsräume sind doch sicher, transparent, verlässlich. Hier investieren wir auch ohne AAA-Rating“.

Oder?

Bei Drittewelt- oder Schwellenländern ist eine Abstufung durch S&P ein großes Thema, aber bei den USA oder der EU? Da war es aktuell nur eine Randerscheinung. Was war genau passiert? Die USA hatten durch S&P ihr TOP-Rating AAA bereits 2011 eingebüßt. Gestern bestätigte S&P als die globale Ratingagentur Nr. 1 das „AA+“ Rating für die USA – als keine Anhebung zurück auf AAA. Nach wie vor bemängele man die hohe Staatsverschuldung in den USA. Denn in der Tat explodieren die Staatsschulden von Jahr zu Jahr weiter, in einem obszönen Ausmaß, das anderswo für Empörung sorgen würde.

Und die EU? Wg. dem Brexit stuft S&P die Kreditwürdigkeit der Union als Ganzes herab um eine Stufe von AA+ auf AA. Wen interessiert es an den Kreditmärkten? Investoren, Analysten, Strategen, Kommentatoren? Alle gerade Genannten sitzen ja quasi in den USA oder Europa. Sie machen den Markt, sie bewegen das Geld. Das sähe verdammt merkwürdig aus, wenn man jetzt sagen würde wir investieren nicht mehr in unserem eigenen Wirtschaftsraum.

Aber warum investiert man nicht einfach woanders? Die Logik dahiter scheint einfach. Obwohl beide ohne Top-Rating da stehen, wird weiter hier investiert, und weiter in EU + USA als Wirtschaftsräume vertraut, weil es quasi überall anders auf dem Planeten noch viel viel viel schlechter aussieht. Brasilien, China, Russland, Türkei, Japan? Dort ist noch viel mehr Krise, noch viel mehr Chaos und Überschuldung als bei uns, so werden Investoren es sehen. Was ist also die Konkluse?

Solche Ratings sind ziemlich sinnlos. Die allermeisten Ratings werden sowieso erst dann nach unten angepasst, wenn ein negatives Ereignis längst eingetreten ist. Die EU-Herabstufung z.B. erfolgt 6 Tage nach dem Brexit-Vote… am Kapitalmarkt eine Ewigkeit! Bevor die Ratingagenturen Staaten, Anleihen oder Unternehmen runter-raten, haben die Kapitalmärkte Anleihe- und Aktienkurse eh schon längst abstürzen lassen. Wozu also noch Ratings? Die Märkte raten die entsprechenden Assets doch durch tiefere Kurse oft Tage oder Wochen früher ab. Aber leider beachten z.B. wichtige Institutionen immer noch in treuer Hörigkeit diese Ratings.

Das Schlimme ist: Unsere liebe EZB als Europas staatliche Finanzinstitution Nr. 1 hat ihr Research, wenn es um Kreditwürdigkeit geht, anscheinend immer noch an die drei großen US-Ratingagenturen „outgesourct“. Denn wie man weiß: Bei den seit 3 Wochen stattfindenden EZB-Käufen von Unternehmensanleihen in der Eurozone kauft die EZB nur solche Anleihen, wenn mindestens eine der großen 3 US-Ratingagenturen ein hochwertiges Rating für die entsprechende Anleihe eines Unternehmens ausspricht. D.h: S&P und Co entscheiden de facto darüber, welche Anleihen von welchen Unternehmen in der Bilanz der EZB landen, und welche nicht. Ist die EZB zu klein, oder hat sie nicht genug Möglichkeiten, um selbst zu prüfen, wer ein hochwertiger Schuldner ist, und wer nicht? Hat Sie kein Geld (lach…) um hierfür selbst Analysten anzustellen? Warum wird diese wichtigste aller Aufgaben privaten Firmen übertragen, wenn man schon solche Aufkäufe tätigt? Wenn Institutionen wie die EZB derart unnötig und freiwillig am Tropf der Ratingagenturen hängen, bleibt deren Mythos als unentbehrliche Institutionen erhalten.



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