Mit Rekorddefiziten geraten die USA in eine Bewährungsprobe: Die Schulden wachsen deutlich schneller als die Wirtschaft, die Renditen ziehen an – die Angst vor einer Schuldenkrise ist zurück. Ein Blick nach Griechenland zeigt, wie rasch ein Kipppunkt erreicht sein kann. Doch im Gegensatz zu Athen verfügen die USA über eine eigene Währung und eine eigene Notenbank – ein Vorteil, der aber auch einen hohen Preis hat.
USA steuern auf Schuldenkrise zu
In ihrem neuen Video „Die sich abzeichnende Schuldenfalle …” skizzieren die Analysten von Bravos Research die wachsenden Risiken einer möglichen Schuldenkrise in den USA. Dabei setzen sie die Analyse in einen historischen Vergleich mit Griechenland. Ausgangspunkt ist der jüngste drastische Anstieg der US-Staatsschulden. Innerhalb von nur zwölf Monaten wuchs der Schuldenberg um zwei Billionen Dollar – ein Tempo, für das frühere Generationen zwei Jahrzehnte benötigten.
Entscheidend sei jedoch nicht die absolute Höhe der Schulden, sondern ihr Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. Zuletzt stieg die US-Schuldenquote auf rund 124 % des BIP. Damit liegt sie zwar noch deutlich unter dem griechischen Vergleichswert von etwa 180 % im Jahr 2010 zur Zeit der Schuldenkrise, befindet sich jedoch auf einem steilen Pfad nach oben. Getrieben wird dieser Anstieg durch ein historisch hohes US-Haushaltsdefizit von rund 6 % des BIP. Ein solches Defizit ist in Friedenszeiten ungewöhnlich hoch und könnte laut CBO-Projektionen bis 2034 eine Quote von etwa 150 % erreichen – eine Marke, die viele Ökonomen als „Gefahrenzone“ für die USA definieren.
Die drei Phasen des Schuldenzyklus
Die Analysten ordnen den Verlauf eines Schuldenzyklus anhand des griechischen Lehrstücks in drei Phasen: die lange Akkumulationsphase bei stabilen Renditen, den Kipppunkt mit rasch steigenden Anleiherenditen und die schmerzhafte Nachphase mit fiskalischer Anpassung. Griechenlands Renditen für zehnjährige Staatsanleihen schnellten zwischen 2010 und 2011 von etwa 4,5 % auf über 35 %. Darauf folgte eine harte Konsolidierung: Die Arbeitslosenquote kletterte bis auf 28 %, und die Wirtschaftsleistung schrumpfte kumuliert um etwa 30 %.
Der dahinterstehende Mechanismus ist der von Bravos Research beschriebene „Doom Loop“: ein Negativ-Kreislauf, bei dem sich eine schlechte Situation selbst verstärkt und zu einer Abwärtsspirale führt. Steigende Zinsen erhöhen die Zinslast, vergrößern das Defizit, erzwingen mehr Emissionen und treiben schließlich die Renditen weiter nach oben.
Unterschiede zwischen den USA und Griechenland
Für die USA gibt es jedoch einen zentralen Unterschied: Im Gegensatz zu Griechenland verfügt Washington über eine eigene Währung und eine eigene Notenbank. Die Fed kann im Krisenfall theoretisch Staatsanleihen in unbegrenztem Umfang kaufen und so einen vollständigen „Doom Loop” verhindern oder abmildern. Doch diese geldpolitische Maßnahme hat ihren Preis: ein höheres Inflationsrisiko und potenzieller Abwertungsdruck auf den US-Dollar. Politische Signale – etwa der derzeitige Druck der Trump-Regierung auf die Fed, die Zinsen zu senken – deuten darauf hin, dass dieser Pfad bereits eingeschlagen wird.
Das Timing bleibt der Unsicherheitsfaktor: Der Kipppunkt könnte sehr bald oder erst in der nächsten Dekade erreicht werden. Klar ist nur, dass die Dynamik ohne Kurswechsel in einer Krise für die USA münden dürfte. Aus Anlagesicht leitet Bravos Research daraus Rückenwind für „harte” und knappe Vermögenswerte ab. Genannt werden Gold und Bitcoin sowie Minenwerte wie AEM, die im Szenario anhaltend hoher Defizite, steigender Schulden und einer potenziell lockereren Geldpolitik strukturelle Vorteile besitzen könnten. Die Botschaft lautet: Selbst wenn die USA nicht Griechenland sind, ist die Schuldenmechanik universell – und der Markt preist dies zunehmend ein.
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Nun ja, zumindest ist mir Stand aktuell nichts anderes bekannt, als daß der US-Dollar weiterhin die globale Leitwährung ist. Zudem gab es ja auch bereits seit längerem keinen Government Shutdown mehr.
Wenn der Markt das zunehmend einpreist, warum sind die Renditen der Zehnjährigen US Anleihe dann seit Anfang des Jahres fallend?
Gegenthese: Die sich abzeichnende Rezession in den USA führt zu einem deutlichen Einbruch des Leistungsbilanzdefizits (weil der Konsum sinkt, zusätzlich durch die Zölle befeuert). Außerdem zu einem deutlichen Absinken der Renditen. Sobald klar wird, dass die Renditen den Sinkflug deutlicher antreten, springen Investoren auf die langlaufenden Anleihen, weil man dann damit sehr viel Geld verdienen kann. Gleichzeitig wird der Anstieg des US Haushaltsdefizits wegen höherer Sozialausgaben durch sinkende Zinsen auf die Bills und Notes abgefedert. Insgesamt eher Dollar positiv, auch wenn das in der Gesamtheit sehr schwer zu beurteilen ist. Es könnte aber sein, dass die USA dann immer noch das cleanest dirty shirt in der Weltwirtschaft sind. Das größte Risiko für die USA hat Markus Fugmann neulich sehr gut herausgestellt: Das Ende der Rechtsstaatlichkeit. In dem Fall werden die Karten wirklich neu gemischt.
Pleite gehen können die USA nicht, weil sie keine externe Bindung ihrer Währung haben. Das war bei Griechenland anders, wie der Artikel ja auch sagt. Ich denke nur, dass das ein so wesentlicher Unterschied ist, dass diese etwas reißerischen Vergleiche mit Griechenland oder der Türkei völlig daneben liegen.
Am Ende wird die Weltgemeinschaft (z.B. durch einen Währungsschnitt) wie in der Vergangenheit wieder für die Schulden der USA aufkommen. Diese leben traditionell über ihren Verhältnissen. Das würde sich erst ändern, wenn der Dollar als Weltwährung irgendwann abgelöst würde.
Ja die Bravos Analysten haben auch sehr komische Ansichten. Kürzlich meinte man, bei fallenden Zinsen gebe es nie eine Rezession. Jetzt soll Bitcoin ein harter und knapper Vermögenswert sein.
Bei einer echten Krise werden die Kryptos schnell das werden was sie schon immer waren, ein Spielinstrument der Superspekulanten und werden ins Bodenlose fallen.Vor solchen Analysten habe ich Null Achtung und Respekt, entweder Anfänger oder Schlangenfänger.
Wenn die Zinsen wirklich drastisch sinken würden, wären die Anleihen wegen Kursgewinnen und Immobilien
kurzfristig eine echte Konkurrenz zu Aktien und eine Umschichtung würde die Börsen purzeln lassen.
Der Vergleich mit Griechenland brauchts gar nicht, jede Verschuldung hat irgendwann negative Konsequnzen und endet immer im Desaster.
So ist es.
Die Schulden der einen sind die Vermögen der anderen. Es hat noch kaum einer gefordert oder messerscharf geschlossen, dass der Anstieg der Vermögen apriori schlecht ist (besonders wenn es das eigene betrifft) und zur Katastrophe führen wird. Schulden sind die Metrik der Zukunft, Vermögen die der Vergangenheit. Beides gehört aber zusammen.