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Varoufakis bekommt Schützenhilfe von Allianz-Chefökonom

Von Claudio Kummerfeld

Mohammed El-Erian, hochangesehener Ökonom und zusammen mit Bill Gross ehemaliger Chef von PIMCO (und jetzt bei der Mutter Allianz Chefökonom), springt Yanis Varoufakis zur Seite…

Varoufakis bekommt Schützenhilfe von Allianz Chefökonom El-Erian
Mohammed El-Erian, vormals PIMCO, jetzt bei der Mutter Allianz Chefökonom.
Foto: World Economic Forum / Wikipedia (CC BY-SA 2.0)

Yanis Varoufakis ist derzeit auf einem medialen Dauer-Feldzug gegen Wolfgang Schäuble und die böse Unterdrückung aus Europa. Seinen Twitter-Account füllt er täglich mit mehreren neuen Links zu seinen Kolumnen und denen seiner Befürworter (heute ist er wohl noch nicht wach).

Jetzt springt ihm Allianz-Chefökonom Mohammed El-Erian zur Seite. Er nennt seine Kolumne „In Defense of Varoufakis„. Es sei derzeit in Mode Varoufakis zu verunglimpfen, z.B. weil man ihm die Schuld gebe, dass Griechenlands Wirtschaft erneut kollabiert sei, oder weil er versucht habe Griechenland illegal aus dem Euro zu drängen. El-Erian meint man solle Varoufakis sein mangelndes politisches Geschick vergeben, denn inhaltlich habe er Recht gehabt. Hier ein Ausschnitt aus der Kolumne:

„In part, the criticism of Varoufakis reflects less the substance of his proposals than the manner in which he approached his interlocutors. Eschewing the traditional duality of frank private discussions and restrained public commentary, he aggressively advocated his case openly and bluntly, and did so in an increasingly personal manner. Whether deemed naive or belligerent, this approach undeniably upset and angered European politicians. Rather than modifying a policy framework that had failed for five years to deliver on its stated objectives, they dug in their heels, eventually resorting to the economic equivalent of gunboat diplomacy. And they evidently also made it clear to Varoufakis’s boss, Tsipras, that the future of negotiations depended on him casting aside his unconventional minister – which he did, first by assigning someone else to lead the negotiations and then by appointing a new finance minister altogether.“

El-Erian sagt (wie wir in der Vergangenheit auch schon öfters), dass die generelle Kritik an Varoufakis im Großen und Ganzen nicht auf seine Inhalte bezogen war, sondern auf die Art und Weise, wie er auf seine Gesprächspartner zuging. Da können wir Herrn El-Erian nur zustimmen. In einem freundlichen Ton zu erläutern, dass man die Schulden nicht zurückzahlen kann und z.B. eine Streckung der Schulden auf eine lange Laufzeit anzubieten, hätte vielleicht sogar Wolfang Schäuble im Februar überzeugt. Aber hinzugehen und sofort zu sagen „die da“ (Schäuble / EZB / IWF) sind alles Verbrecher und Terroristen… hatte Varoufakis jemals ernsthaft erwartet bei so einem Auftreten ein JA zu einem Schuldenschnitt oder zu einer Streckung der Schulden zu bekommen? War die Eskalation der Situation Absicht von ihm? Oder war er einfach nur naiv?

Wir haben ihn in den letzten Monaten auch vor allem wg. seiner Auftritte kritisiert, weil er damit alles kaputt gemacht hat. Ach ja…außer einer bloßen Forderung nach Schuldenschnitt/Schuldenerlass und dem Grexit brachte Varoufakis bisher nie konkrete inhaltliche Änderungsvorschläge, wie er Griechenland nach vorne bringen wollte. Keine Detailarbeit, keine Fortschritte vor Ort in seinem Ministerium. Wie wir ebenfalls schon im Februar und März sagten: wir waren gespannt auf neue frische Ideen dieses damals unbekannten Ökonomen, wurden aber enttäuscht. Es kam nichts. Auf Grexit und Schuldenerlass hätte man auch ohne ihn kommen können!



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