Die Lage um den baden-württembergischen Batterieherstellers Varta hat sich zuletzt zugespitzt. Im Zuge der Krise des Unternehmens ist die Aktie massiv eingebrochen. Im August 2021 notierte der Aktienkurs noch bei rund 165 Euro, am Freitag waren es zu Börsenschluss nur noch 10,32 Euro. Zum Wochenstart droht der nächste massive Kursrutsch – aktuell notiert die Aktie 51% im Minus bei 5,00 Euro, nachdem der Konzern im Rahmen einer Rettungsaktion seinen Gläubigern zwei Vorschläge unterbreitet hat. Wie Bloomberg aktuell berichtet, prüft Porsche nun einen Einstieg bei dem kriselnden Batteriehersteller, was dem Unternehmen frisches Geld bringen würde.
Varta-Absturz: Porsche Beteiligung
Der Sportwagenhersteller Porsche prüft eine Beiteiligung an der Varta AG, um in die Produktion der Varte-Zellen einzusteigen. Der Einstieg zeigt, wie dramatisch die Krise des Batterieherstellers ist.
Die Porsche AG erwägt dem Vernehmen nach eine größere Rolle bei der Rettung des angeschlagenen Batterieherstellers, der die Optionen zur Umstrukturierung seiner Schulden prüft.
Wie zu hören ist, plant der Sportwagenhersteller nicht nur ein Engagement bei Vartas Batteriegeschäft für Elektromobilität. Informierten Kreisen zufolge will er eine Minderheitsbeteiligung am Varta-Konzern insgesamt erwerben.
Varta: Vorschläge an Gläubiger
Varta hat am Sonntag mitgeteilt, mit Gläubigern und potenziellen Investoren zwei Vorschläge einer Umstrukturierung der Unternehmensfinanzen zu erörtern. “Unter den möglichen neuen Investoren sind eine vom derzeitigen mittelbaren Mehrheitsaktionär der Gesellschaft DDr. Tojner kontrollierte Gesellschaft, die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG sowie weitere interessierte Parteien”, hieß es.
Im Rahmen eines möglichen Deals zur Stabilisierung von Varta würden informierten Kreisen zufolge 100 Millionen Euro an frischem Geld fließen.
Die Banken würden im Rahmen der Rettungsaktion die Hälfte ihrer Forderungen – über 485 Millionen Euro – verlieren, hieß es. Auch die in der Schweiz ansässige, von Tojner geleitete Montana Tech Components bereite finanzielle Unterstützung vor.
Von Varta hieß es, “beide Vorschläge sehen eine vereinfachte Herabsetzung des Grundkapitals der Gesellschaft auf 0 Euro verbunden mit einer anschließenden Kapitalerhöhung mit Bezugsrechtsausschluss und unter Ausgabe neuer Aktien vor. Dies würde zu einem kompensationslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre aus der Gesellschaft und zu einem Erlöschen der Börsennotierung der Aktien der VARTA AG führen.”
Weder Porsche noch Varta waren am Sonntag außerhalb der regulären Geschäftszeiten für eine Stellungnahme erreichbar. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte zuerst über die mögliche größere Rolle von Porsche bei Varta berichtet. Zum Wochenstart steht die Aktie nun massiv unter Druck – während der Erstellung des Artikels ist die Aktie jetzt auf 3,5 Euro (-65 %) gefallen.
FMW/Bloomberg
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Ich hatte seinerzeit recherchiert um was es sich bei Varta handelt. Bei Wikipedia fand ich folgendes über die Muttergesellschaft: „Montana Tech Components entstand 2007 in St. Gallen. Ziel des aus dem Umfeld der österreichischen Private-Equity-Gesellschaft Global Equity Partners um Michael Tojner gegründeten Unternehmens war es, durch gezielte Akquisitionen einen Industriekonzern zu bilden.“ Daraufhin habe ich diese Aktie von meiner Beo gestrichen. Zurecht wie sich jetzt zeigt.
Nichts Neues von der Energiewende,
Mich wundert, dass der Gesetzgeber in Deutschland so etwas erlaubt, da dies einer Enteignung gleicht. Ich selbst bin zum Glück und Zufall vor etwa 1 Woche ausgestiegen. Aber wäre extrem sauer… immerhin ist Varta operativ lebenfähig. Varta möchte sich nur nicht der Verantwortung stellen sonder sich daraus stehlen und zwingt die alten Eigentümer nicht mehr über dessen Unternehmen mitbestimmen zu dürfen. Das entscheidet nun das Gericht zu gunsten der deutschen Arbeitsnehmer dass die Altaktionäre leer ausgehen sollen. Damit lässt sich die Allgemeine wirtschaftliche Lage in Deutschland etwas besser verschleiern und angeschlagene Firmen reanimieren. Entweder machen die zukünftigen Eigentümer von Varta ein fettes Geschäft oder wälzen den Verlust wieder an die Aktionäre um – dann den Porsche Aktionären. Einige gewinnen immer, nämliche die jenigen an den gut bezahlten Posten, die das Unternehmen in die Situation erst gebracht haben aber immer von der Bürde der Verantwortung sprechen und damit ihr hohes Gehalt rechtfertigen. Über bleibt immer der kleine da er nicht mal gefragt werden muss obwohl (Mit)Eigentümer. Eine Aktie ist kein Miteigentum an ein Unternehmen sonder nur mehr Verleiher von Geld das eingezogen wird wenn es gerade nicht so gut läuft.
Dass immer der kleine überbleibt sieht man auch am Signa Beispiel in Österreich. Es verarmt der Staat da die Steuerschulden nicht bezahlt werden und damit die Gesellschaft. Die kleinen werden schon arbeiten und die Lücke mit ihreren Steuern füllen. Während die Verantwortlichen der Signa Pleite sich von Stiftungen versorgen lassen und ein finanziell abgesichertes Leben führen.
Das System ist nur noch krank. Mit den Finanzkrisen verhält es sich ähnlich wie mit der Umwelt die Auswirkungen werden immer größer und treten schneller hintereinander auf, aber etwas zu ändern gedenkt man nicht. Mal sehen wie das aus geht… vermutlich mit einem Krieg. Leider sind wir bereits heute in der Lage uns selbst auszulöschen, ich befürchte das wird alles kein gutes Ende nehmen…
„Ein Porsche Taycan Elektrofahrzeug erhält elektronische Updates“
… mit einem langen Label in der Werkstatt. Ein gutes Sinnbild dafür warum die deutschen Autobauer Lichtjahre hinter den anderen wie Tesla sind. Ich erhalte täglich Updates in meiner eigenen Garage, via Wlan. Letztens war sogar eins dabei womit ich Matrix-LED bekam, also intelligentes Dauerfernlicht.
@tim,
mein mehari bekommt seit ~ 30 jahren nur ungefähr alle zehntausend km ein update
Leonie ist die Blaupause, die hier exakt kopiert wird.
Der österreichische Großinvestor rettet seine Haut, die Kleinaktionäre sind erst entmündigt, dann enteignet.
Seit Monaten wird den Varta Investoren ein Einblick in das Zahlenwerk von Varta verweigert, mit der Begründung einer Hacker Attacke. Offensichtlich hat man aber intern genug Informationen, um einen solchen Plan auszuhandeln, sogar Eintrittsgespräche mit Porsche zu führen. Sonntag nachmittags wird dann die geplante Enteignung bekanntgegeben.
Der Großinvestor rettet sein Geld, Porsche verleibt sich günstig eine Batterieproduktion ein und die Politik kann sich brüsten, Arbeitsplätze gerettet zu haben, mit diesem tollen Gesetz.
Dies sollte Schule machen: billiger kann man Firmen doch gar nicht übernehmen.
Geeignete Angriffsziele sind (Hidden) Champions, die aufgrund ihrer Innovationstätigkeit hohe Schulden, aber vielversprechende Produkte und Know How haben. Dann noch ein völlig unfähiges Management, was auf Sanierer angewiesen ist, weil man den eigenen Laden nicht durchblickt und sich völlig verzockt hat.
Auf der Basis wird die deutsche Aktionärskultur weiteren Schaden nehmen. Als Kleinanleger kann man ruhigen Gewissens keinen Titel mehr kaufen ohne Angst haben zu müssen, dass man so hinausgedrängt und enteignet wird.
Who´s next?
Das wirft kein gutes Licht auf den deutschen Kapitalmarkt und kann auch kein sinnvoller Plan für eine Sanierung der Varta sein. Abseits von Porsche, die wohl ein Teil der Batteriefertigung für sich nutzen wollen, wird wohl kein Eigen- oder Fremdkapitalgeber diesem Management noch Geld hinterher werfen wollen. Zumindest wird man hohe Aufschläge verlangen. Das kann auf die Dauer nicht gut gehen. Auch nicht für die Arbeitnehmer. Am Kapitalmarkt gilt der Spruch: „Ist der Ruf erst ruiniert, wird man schon bald abserviert“.
braun/marsalek, benko und jetzt tojner. die crème de la crème österreichischer wirtschftswunderwuzzis.