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Verbraucher hingehört – Gaspreis vor neuem Anstieg – man lausche Uniper

Der größte deutsche Importeur von russischem Gas Uniper macht Aussagen, die für den Gaspreis der Verbraucher von großer Bedeutung sein können.

Gas-Flamme auf einem Herd

Am 23. Juni hatte Robert Habeck die „Alarmstufe im Notfallplan Gas“ ausgerufen. Was auf den ersten Blick nichts für Sie als Verbraucher geändert hat, birgt aber eine große Gefahr, die nun zügig Realität werden kann. Mit Ausrufung dieser Alarmstufe wurde nämlich die Basis dafür geschaffen, das die Gasanbieter trotz gültiger Verträge mit ihren Endkunden die aktuellen Preissteigerungen für Gas im Großhandel direkt an ihre Endkunden weiterleiten können. Das Bundeswirtschaftsministerium muss dafür nun quasi „nur noch“ sein GO geben. Wenn es so käme, würde dies für Sie als Endabnehmer von Gas wohl einen zügig steigenden Gaspreis bedeuten – aktuell gültige Verträge könnten dann ignoriert werden. Und da lausche man bitte aktuell den Aussagen des größten deutschen Importeurs von russischem Gas Uniper, der spät gestern Abend eine Mitteilung veröffentlicht hat.

Uniper sieht schrumpfende Gewinne wegen stark steigendem Gaspreis im Einkauf  – und versucht Staatsgelder zu erhalten

Uniper verkündete auf Basis vorläufiger Zahlen für das Halbjahr 2022, dass der bereinigte Jahresüberschuss zum 30. Juni 2022 signifikant unter dem Vorjahreswert liegen wird. Dies liegt laut Uniper an den Auswirkungen der derzeitigen Gas-Lieferbeschränkungen durch Gazprom. Seit dem 16. Juni 2022 erhalte Uniper lediglich 40 Prozent der vertraglich zugesicherten Gasmengen von Gazprom. Uniper nutze Flexibilitäten im Portfolio sowie Ersatzbeschaffungen, um die Versorgungssicherheit für seine Kunden zu gewährleisten. Die Beschaffung von Ersatzmengen erfolge jedoch aktuell zu deutlich höheren Preisen. Da Uniper diese Mehrkosten „bislang nicht weitergeben kann“, würden hieraus „signifikante finanzielle Belastungen“ für Uniper entstehen. Es bestünden zudem große Unsicherheiten in Bezug auf die geopolitische Lage, sowie die Dauer und den Umfang der russischen Gas-Lieferbeschränkungen. Vor diesem Hintergrund sei auch die Entwicklung im Gaspreis derzeit schwer abzuschätzen.

Uniper geht davon aus, dass im Falle der „Feststellung und Bekanntgabe der Gasmangellage“ durch die Bundesnetzagentur die derzeitigen Belastungen „teilweise weitergegeben werden können“. Ebenso wäre dies laut Uniper eine notwendige und wesentliche Voraussetzung, um eine neue Ergebnisprognose mit hinreichender Sicherheit abgeben zu können. Uniper prüft laut Mitteilung, wie die Liquidität des Unternehmens weiter gesichert werden kann. Unter anderem sei man mit der Bundesregierung in Gespräche über mögliche Stabilisierungsmaßnahmen eingetreten, für die eine Reihe von Instrumenten in Frage kämen – wie zum Beispiel Garantie- und Sicherheitsleistungen, oder eine Erhöhung der aktuellen aber noch nicht gezogenen KfW-Kreditfazilität, bis hin zu einer Beteiligungen in Form von Eigenkapital.

Was das für Sie als Verbraucher bedeutet

Wir haben interessante Stellen in den Aussagen von Uniper in den obigen Absätzen fett markiert. Genau auf solche Aussagen wird Robert Habeck achten, ob sich die Lage deutlich verschlechtert, und ob die Versorgungssicherheit mit Gas in Deutschland gefährdet ist – nämlich dass die Kette von Großhandel zu Stadtwerken zum Endverbraucher in Gefahr gerät. Der Anbieter Uniper spielt also das Szenario schon mal durch, dass er seine deutlich gestiegenen Einkaufspreise über die Preiskette letztlich an die Endkunden weitergeben könnte. Kommt es so, würde der Gaspreis für Millionen Verbraucher weiter in die Höhe schnellen. Dass Uniper derzeit mit der Bundesregierung über eine Kapitalbeteiligung oder Kredite verhandelt, zeigt: Es ist ein klares Zeichen an Robert Habeck und die ihm unterstellte Bundesnetzagentur, nach dem Motto „Schaut mal, wir haben hier echte Probleme – erlaubt uns endlich die höheren Preise auf die Kunden abzuwälzen“. Es könnte nun schnell gehen mit dieser Freigabe der Weitergabe von höheren Preisen trotz bestehender Gasverträge mit Endkunden.

Der Aktienkurs von Uniper ist übrigens spürbar dabei zu verlieren. Gestern Abend noch bei 16,70 Euro, so sehen wir aktuell Kurse bei 13,26 Euro. Der Top-Energieexperte Javier Blas schreibt aktuell, dass Uniper ohne Zweifel vom deutschen Staat gerettet werden wird, und dass noch viele andere Anbieter folgen dürften.

 



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7 Kommentare

  1. Mein Gott, welche Summen auf uns zukommen…. Putin hat mit seiner Einschätzung doch recht

  2. Tcha, da hab ich mich wohl zu früh gefreut… Als nicht nur durch Staatsfunk Informierter wusste ich bereits August 2021, dass sich die Gas- und Strompreise Ende 21, Anfang 22 verdoppeln werden (und damals war das noch ganz ohne Krieg…). Ich habe deshalb vorzeitig und für 24 Monate neue Verträge abgeschlossen. Etwas, was ich bisher noch NIE getan hatte. Laufzeitbeginn Mai 2022.

    Und jetzt sagt mir ein Habeck aufgrund der Alarmstufe sind die August 2021 Preise keine 2 Jahre mehr garantiert, weil die Versorger völlig willkürlich erhöhen können. Wir können uns das problemlos leißten, aber wenn ich mich so umschaue, denke ich, es wird viele Familien geben, für die das eine Katastrophe ist.

    1. @ dontspeak

      Sie beschreiben genau unser Kernproblem: es nützt nichts mehr, wenn man sich Gedanken macht und Einsatz zeigt. Sowohl das große Kapital als auch die Politik stecken unter einer Decke und nehmen Ihnen den selbst erworbenen Vorteil einfach weg.

      Die Folgen sind aus der Geschichte bekannt: es strengt sich keiner mehr an, weil sinnlos. Dann gibt es bald nichts mehr zu klauen, und dann geht es rund. Und am Ende werden kehren die Überlebenden zurück zum Bewährten.

      Und die Welt wird nicht untergehen.

      1. @Felix und dontspeak
        Dann fleht doch euren Freund im Kreml an, er möge bitte nach der turnusmäßigen Juli-Wartung wenigstens die 40% des vertraglich vereinbarten wieder liefern. Damit der übermenschliche Einsatz und die geniale Gedankenleistung eines Vertragswechsels nicht vergebens war.
        Bei mir hat sich die Stromrechnung übrigens um 29% erhöht, nicht verdoppelt.

        1. Hubert Mackenburg

          Rasputin, Sie wissen doch, dass die defekte Verdichterstation nicht repariert werden kann auf Grund der Sanktionen. Und bei der Wartung von NS1 wird man sicher Mikrorisse in der Röhre finden, die eine sofortige Stilllegung erfordern. Ich flehe deshalb meinen Freund Olaf an, endlich NS2 freizugeben.

  3. Pingback: Meldungen & Nachrichten vom 1. Juli 2022 | das-bewegt-die-welt.de

  4. Pingback: Uniper-Katastrophe - perfekte negative Korrelation mit dem Gaspreis - My Blog

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