Europa

Verbraucherpreise Juli 1,7%, aus EZB-Sicht nur noch 1,1%… immer diese Pauschalreisen!

Soeben wurden für den Monat Juli die endgültigen Daten für die deutschen Verbraucherpreise veröffentlicht. Wie vorab vermeldet lag das Plus im Jahresvergleich bei 1,7%. Laut Statistischem Bundesamt liegt der „Harmonisierte Verbraucherpreiseindex“ (HVPI) aber nur bei 1,1%. Normalerweise verlaufen beide Zahlen immer ganz dicht bei einander. Aber diesmal eine Abweichung von 0,6%, das ist ein enorm großer Abstand. Bedeutend ist der HVPI deswegen, weil eben dieser Wert von der EZB als Inflationsrate betrachtet wird (vereinheitlichte Betrachtungsweise für alle Euro-Länder). Somit liegen die deutschen Verbraucherpreise aus Sicht der EZB bei 1,1% im Juli, und eben nicht bei 1,7%. Aber die EZB wird wohl auch bemerken, dass es hier statistische Abweichen gibt? So bemerken heute auch die deutschen Statistiker zu diesem Abstand Zitat:

Der für europäische Zwecke berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für Deutschland lag im Juli 2019 um 1,1 % über dem Stand von Juli 2018, nach 1,5 % im Juni 2019. Die starke Abweichung der Inflationsrate für Juli 2019 zwischen HVPI und VPI von 0,6 Prozentpunkten resultiert aus einem methodischen Sondereffekt bei den Pauschalreisen im HVPI.

Energiepreise waren jahrelang der unterstützende Faktor für den Gesamtschnitt der Verbraucherpreise. Aktuell im Juli steigen sie mit 2,4% zwar immer noch überdurchschnittlich. Aber der Oberhammer ist das nicht. Innerhalb der Energiepreise steigen die Kraftstoffpreise sogar nur um 0,2%. Erdgas (+4,4 %) und Strom (+3,8 %) ziehen den Schnitt der Energiepreise gut nach oben. Dass die Verbraucherpreise im Gesamtschnitt nicht abschmieren, liegt wohl auch an den Nahrungsmittelpreisen. Sie steigen mit 2,1% auch deutlich besser als der Schnitt. Dazu die Statistiker im Wortlaut:

Der Preisauftrieb hat sich damit gegenüber dem Vormonat deutlich verstärkt (Juni 2019: +1,2 %). Erheblich teurer als ein Jahr zuvor war im Juli 2019 Gemüse (+11,0 %). Weitere deutliche Preiserhöhungen gab es bei Fleisch und Fleischwaren sowie bei Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchten (jeweils: +3,6 %). Den Preisanstiegen standen wenige starke Preisrückgänge gegenüber (zum Beispiel Speiseölen und Speisefette: -10,1 %; Obst: -4,5 %).

Bei Preisen für Dienstleistungen gibt es erhebliche Detailunterschiede in einzelnen Preissegmenten. Zitat von den Statistikern:

Im Vergleich zu den Waren erhöhten sich die Preise für Dienstleistungen im Juli 2019 binnen Jahresfrist mit +1,5 % etwas schwächer. Bedeutsam für die Preisentwicklung der Dienstleistungen war die Preiserhöhung bei Nettokaltmieten (+1,4 %), da private Haushalte einen großen Teil ihrer Konsumausgaben dafür aufwenden. Deutlich stärker verteuerten sich zum Beispiel Dienstleistungen sozialer Einrichtungen (+5,5 %), Wartung und Reparatur von Fahrzeugen (+4,7 %) sowie Gaststättendienstleistungen in Restaurants, Cafés und Straßenverkauf (+2,8 %). Einige Dienstleistungen waren auch günstiger, unter anderem Bildungsdienstleistungen des Elementarbereichs (-12,5 %). Der starke Preisrückgang im Bildungswesen ergibt sich insbesondere durch die Reduzierung der Kinderbetreuungskosten in einigen Bundesländern.

Verbraucherpreise Juli Deutschland



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1 Kommentar

  1. Die klimawandelbedingten landwirtschaftlichen Schäden und Ernteausfälle, Futterknappheit bei der Tierhaltung und die Erwärmung der Meere mit ihren Auswirkungen auf die maritime Nahrungskette dürften auf lange Sicht auch weiter kräftig an den Nahrungsmittelpreisen schrauben.

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