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Verbrenner-Aus ab 2035: Autoindustrie fordert vorsichtig Abschied von striktem Verbot

Das Verbrenner-Aus ab 2035 ist unhaltbar. Das erkennt jetzt auch der Verband der Autoindustrie. Vorsichtig formuliert man eine Abkehr.

Autoproduktion
Foto: Nataliehora-Freepik.com

Könnte die Autoindustrie nicht ganz einfach öffentlich klipp und klar dazu stehen, dass das Verbrenner-Aus der EU, das ab 2035 gilt, so nicht haltbar ist, und abgeschafft gehört? Aber nein, man fürchtet offenbar zu viel Gegenwind von dem mächtigen rot-grünen Lager in Europa? Also sucht man sich verklausulierte Formulierungen, um vorsichtig auszudrücken, dass das Verbrenner-Aus so nicht haltbar ist und abgeschafft gehört.

Der Verband der deutschen Autoindustrie VDA hat heute in einem Strategiepapier mit dem Namen „CO₂-Emissionen im Verkehr senken, Wettbewerbsfähigkeit der Automobilindustrie sichern“ 10 Punkte aufgelistet. Darin findet sich zum Beispiel folgende Formulierung, die letztlich das strikte Verbrenner-Aus ab 2035 abschaffen will: „In der Flottenregulierung für LDV ist eine Anpassung des Reduktionsziels auf -90% ab 2035 und eine Sicherstellung der notwendigen Rahmenbedingungen erforderlich. Die verbliebenen CO₂-Emissionen werden über ambitioniertere Ziele für den Anteil erneuerbarer Kraftstoffe in der RED kompensiert.“

Auch schreibt der Verband: „Stärkung der Technologieoffenheit durch eine stärkere Berücksichtigung der Rolle von PHEVs über 2035 hinaus und ein Aussetzen der geplanten Anpassung des Utility Factor (Gewichtungsfaktor, der den Anteil elektrischer Fahrten abbildet) ab 2025. PHEVs mit großer elektrischer Reichweite sind als neue Fahrzeugkategorie zu definieren. Bis zu einem bestimmten Volumen der Flotte wären diese Fahrzeuge unabhängig von der Betankung als ZEV nach 2035 zulassungsfähig. Weitere notwendige Maßnahmen beziehen sich auf eine Anpassung der Schwellenwerte des ZLEV-Benchmark (LDV und HDV) für 2025-2029 und deren Wiedereinführung für 2030-2034 sowie auf eine Änderung der LDV-Zielberechnungsformel, um die in der Flottenregulierung vorhandene Benachteiligung von Fahrzeugen mit höherem Gewicht („negativer Slope“) zu beseitigen. Erläuterung: Das ´Zero and Low Emission Vehicles´-Benchmark beschreibt, wie viele null- und niedrig-emissionsfähige Fahrzeuge ein Hersteller in seinem Flottenmix haben muss, um einen zusätzlichen Beitrag zur Erfüllung der CO₂-Flottenemissionen seiner Pkw und Nutzfahrzeuge zu erzielen.“

Wie gesagt: Offenbar traut sich der VDA bei dem massiven grünen Lobby-Gegenwind nicht, die Abschaffung des Verbrenner-Aus ganz offen und unverklausuliert zu fordern, sondern versteckt die Forderung lieber in den hier gezeigten Formulierungen. Was ist der Grund für die Forderung des VDA? Die Verbandschefin Hildegarde Müller sagt dazu heute, die Politik habe bei den CO₂-Flottenregulierungen für Pkw und Vans sowie für schwere Nutzfahrzeuge ihre Aufgabe sträflich vernachlässigt – nämlich die Rahmenbedingungen, insbesondere mit Blick auf die Ladeinfrastruktur und den begleitenden Netzausbau, zu schaffen, damit die ambitionierten Ziele auch tatsächlich erreichbar seien. Jetzt sei der Nachbesserungs- und Anpassungsbedarf umso dringlicher.

Auch sagt der VDA, die deutsche Automoindustrie stehe zu den Pariser Klimazielen und treibe die Transformation zu CO₂-neutralen Antrieben entschlossen mit Innovationen und Investitionen voran. Die Unternehmen hätten bereits erheblich in die Transformation investiert – in die Umstellung der Produktion, neue Kapazitäten und in die Qualifizierung ihrer Beschäftigten. Allein von 2025 bis 2029 stünden Investitionen in Höhe von rund 320 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung an. Hinzu kämen etwa 220 Milliarden Euro in Sachinvestitionen, insbesondere in die Werke. Doch diese Anstrengungen der Autoindustrie hierzulande allein reichen laut VDA nicht aus, denn dem deutlichen Commitment der Autoindustrie stehen laut VDA eine insgesamt schwache Nachfrage in Europa, unzureichende Rahmenbedingungen für den Erfolg der E-Mobilität, erhebliche geopolitische Veränderungen, ein reformbedürftiger Standort und ein maximal herausforderndes wettbewerbliches Umfeld gegenüber.

Der Hochlauf der E-Mobilität liegt laut VDA hinter den Erwartungen zurück, den Lieferketten fehle es an Resilienz und der Standort Europa müsse im internationalen Wettbewerb dringend aufholen.



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1 Kommentar

  1. Naja, die etwa 0,08 % CO2 weltweit, die theoretisch vermieden werden könnten, wenn alles was in Deutschland abgestellt wird, was CO2 erzeugt, wird in Deutschland versucht möglichst zu erreichen.
    Das Ziel zu erreichen hat ja auch Verfassungsrang.
    Die Industrien, die das nicht erreichen können und die Menschen die das nicht wollen, müssen eben das Land verlassen.
    Da sich die Deindustrialisierung und die Entdemokratisierung von Deutschland weiter beschleunigen wird, wird man schon dadurch dem Ziel sowieso näher kommen.
    Mal sehen, ob die etwa 15 Millionen Leistungsträger in Deutschland, die mehr in die Kassen einzahlen als sie herausbekommen, das noch lange mitmachen werden.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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