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Vergleich Merkel mit Trump: Zwei konkrete Beispiele, wie unterschiedlich mit Monopolbildung umgegangen wird

Air Berlin ist verschwunden, und größtenteils in der Lufthansa aufgegangen. Damit ist auf vielen innerdeutschen Strecken das Lufthansa-Monopol perfekt. Die Preise steigen schon wenige Tage nach dem Deal kräftig, was zu einer heuchlerischen Empörung in der...

FMW-Redaktion

Air Berlin ist verschwunden, und größtenteils in der Lufthansa aufgegangen. Damit ist auf vielen innerdeutschen Strecken das Lufthansa-Monopol perfekt. Die Preise steigen schon wenige Tage nach dem Deal kräftig, was zu einer heuchlerischen Empörung in der deutschen Politik geführt hat. Dabei hatten Angela Merkel und vor allem das CSU-geführte Verkehrsministerium darauf gedrungen, in der Luftfahrt einen nationalen Champion zu schaffen. Den hat man nun, mit Champions League-Preisen für die Kunden.

Die Begeisterung war groß, die Bundesregierung befeuerte den Kauf durch die Lufthansa mit zahlreichen wohlwollenden Aussagen. Sie hätte aber diesen Deal genau so strikt ablehnen können. Man hätte die Air Berlin-Maschinen unter kleineren deutschen und vor allem ausländischen Anbietern aufteilen können, da die Lufthansa auch ohne die Air Berlin-Maschinen bereits ein übermächtiger Anbieter auf innerdeutschen Strecken war.

Aber nein, man musste sich für das Monopol und „einen großen“ Anbieter entscheiden. Nicht nur, dass das ein verdammt teurer Spaß für die Endkunden ist – auch wird das zu einem Dauerproblem, wenn dieser „eine verbliebene“ Anbieter defizitär wird. So geschehen beim alleinigen italienischen Anbieter Alitalia. Als einziger wichtiger Anbieter war und ist man de facto die totale Systemrelevanz im inländischen Flugnetz, und musste daher schon mehrmals mit Steuergeldern gestützt werden. Bei der Lufthansa wäre das im Ernstfall nicht anders.

USA

Und was machen die Amerikaner mit dem bösen Proleten Trump? Sie machen es wie schon bei Vorgänger-Regierungen. Man lässt erst gar keine Situation entstehen, die zu einem Monopol führen könnte. Die Amerikaner haben schon vor 100 Jahren ihre Lektion gelernt, als das ganze Land von nur einer Bank (JP Morgan) oder nur einem Ölkonzern (Standard Oil) abhängig war. Man könnte noch andere Beispiele nennen, wo der amerikanische Staat die Konzerne zerschlug.

Seitdem gilt: Man greift bereits ein, wenn man sieht, dass der Wettbewerb und die Innovationskraft gefährdet zu sein scheinen, in einem extrem frühen Stadium. Der Telekommunikationsmarkt und der Medienmarkt in den USA sind von Monopolen viel weiter entfernt als bei uns in Deutschland. Dennoch schiebt die US-Regierung ganz aktuell einen Riegel vor beim Kauf des Mediengiganten Time Warner durch den Kabel- und Telefonkonzern AT&T. 102 Milliarden Dollar wollte man sich den Kauf kosten lassen.

Aber die US-Regierung blockiert den Kauf jetzt mit einer Klage, die gute Aussichten auf Erfolg hat. Lesen Sie den genauen Begründungstext der US-Justiz hier. So ein Vorgehen kennt man aus Deutschland nicht, wo CDU und FDP doch eher stets im Sinne der Konzerne handeln. Die US-Regierung befürchtet zum Beispiel, dass von Time Warner (HBO, Warner Filmstudios etc) produzierte Medieninhalte in nur einem Kabelnetz verschwinden, und für Kunden von anderen Kabelnetzen entweder unzugänglich, oder sonst drastisch teurer werden.

Eigentlich wäre eine ähnliche Begründung in Deutschland fällig gewesen für eine Ablehnung der deutschen Bundesregierung beim Air Berlin-Kauf durch die Lufthansa. Ablehnung wegen der konkreten Vermutung von deutlich steigenden Flugpreisen! Aber zurück zu den Amerikanern. Die US-Regierung befürchtet laut Klageschrift auch steigende Preise für Konsumenten bei ihren monatlichen TV-Abo-Gebühren, und weniger Programmvielfalt und Innovationen. Wann gab es schon mal so konkrete Aussagen im Sinne der Verbraucher von Angela Merkel oder dem Wirtschaftsministerium? Man nenne hier das Beispiel Kaiser´s Tengelmann? Uns fällt da kein Beispiel ein, wo man in Deutschland mal offensiv für den Wettbewerb und gegen Konzerne agiert hat.

Übrigens gibt es in US-Medien Theorien, dass Trump diesen Deal nur torpediere, weil er mit Rupert Murdoch vom Konkurrenzkonzern von Time Warner befreundet sei. Mag sein, aber diese Verschwörungstheorie scheint hier doch zu weit zu greifen. Zahlreiche neutrale Stimmen begrüßen das Einschreiten der US-Justiz in diesem Fall.


Das AT&T-Logo. Gemeinfrei



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7 Kommentare

  1. Die Analyse bezüglich der nicht wirksamen Kartellaufsicht in Deutschland ist richtig. Die Politik in Deutschland spricht sich eindeutig für Großkonzerne und Monopole aus. Lufthansa, Deutsche Bahn, Energiekonzerne oder auch die eigenmächtige Ministererlaubnis von Gabriel bei der Kaisers-Tengelmann Übernahme durch Edeka. Das Kartellamt hatte sich dagegen ausgesprochen, aber die Politik setzte sich darüber hinweg, zum Nachteil der Verbraucher.

    Aber zu behaupten dass es in den USA besser liefe, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Dort gibt es doch die größten Konzerne und Monopole der Welt. Fast jedes Unternehmen des Silicon Valleys ist ein Monopol mit weltweiter Macht. Google, Facebook sind nur die Spitze des Eisbergs. Und sonst eigentlich auch alle Megakonzerne im Dow Jones sind mehr oder weniger Monopole.

    1. tja frank da können SIe wohl nicht akzeptieren, dass fmw da mal einen Artikel schreibt der contra Merkel ist und eher pro aktuelle US-Politik?……..
      so einen Artikel liest man in den deutschen mainstreammedien einfach nicht – deswegen finde ich es gut dass fmw das auch mal so aufarbeitet…

      1. Aber das Argument mit Google, Facebook, dazu noch Apple und Microsoft lässt sich doch nicht von der Hand weisen, oder?

        1. ja Michael das stimmt – ich sehe das Ausbilden von so großen Firmengiganten auch sehr sehr skeptisch (facebook,google,apple,…). Das hat sich in den letzten 10 Jahren so manifestiert. Es gibt ja schon recht gute berichte, die zeigen was google bspw. über einzelne Menschen weiß / wissen könnte. Ich sehe generell die zunehmende Abhängigkeit von digitalen Welt seit nicht all zu langer Zeit auch mit Argwohn. Ich denke die Mächtigen dieser Konzerne haben teilweise ein vielfaches an Macht gegenüber einigen recht hoch gestellten Politikern des Landes.

      2. @Jana, beachten Sie, dass hier seit ein, zwei Tagen ein Frank kommentiert, der nicht mit dem hier seit längerem schreibenden frank identisch ist?
        (Außer diese drücken versehentlich vorm Kommentarabsenden selbst mal die Umschalttaste).
        Ein Nachteil dieser „Forums“-software, dass die das nicht verhindert.
        Ist bei anderen Namen auch schon passiert.

      3. doch wieso sollte ich es nicht akzeptieren? übrigens hab ich ja Kritik an Deutschlands (mangelhafter) Kartellpolitik geteilt. Trotzdem gibt es in den USA mächtige Kartelle und Monopole, deren Macht global ist. Wenn sich die US-Regierung gegen die ATT-Übernahme ausspricht ist das nur zu begrüßen!

  2. Sehr informativer Artikel, danke!

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