Indizes

Verwirrende Signale von den Märkten – bringt diese Woche mehr Klarheit?

Notenbanken, Geopolitik, China..

Wer geglaubt hat, aus der letzten Woche eindeutige Signale für die globale Wirtschaft zu bekommen, der dürfte sich etwas verwundert die Augen reiben. Zu widersprüchlich waren die Wasserstandsmeldungen bezüglich der Unternehmensergebnisse, wie auch der Konjunkturindikatoren. Hier ein kleiner Ausschnitt.

Unternehmensergebnisse/Ausblicke

In den USA haben bisher 259 der 500 Unternehmen im S&P 500 berichtet, davon konnten 182 im Gewinn überraschen, der Haken an der Sache waren aber in vielen Fällen die unsicheren und abgeschwächten Ausblicke für das Jahr 2019.

Gerade bei den Dickschiffen wie Caterpillar, Boeing, Intel, Facebook, Microsoft, Apple, Amazon und Co gab es die unterschiedlichsten Kursreaktionen.

Eines aber schaffen die Amerikaner zumeist mit Bravour. Man senkt im Vorfeld der Berichtssaison die Erwartung sukzessive ab, um dann am Berichtstag die Erwartungen zu schlagen. Noch ist es zu früh für ein Gesamtbild. In Europa hat die Berichtssaison gerade erst begonnen.

 

Frühindikatoren

Bei den „Leading Indikators“ gab es gerade zum Wochenschluss ein paar saftige Klatschen. Chinas Einkaufsmanagerindex (Caixin) fiel auf das Schrumpfungsniveau von 48,3 Punkte, Italiens PMI sogar auf 47,9 – zugleich wurde für das Land eine technische Rezession festgestellt. Deutschlands Industriebarometer rutschte auf 49,7, Europa als Ganzes blieb mit 50,5 gerade noch im Wachstumsbereich. In den USA wurden hingegen starke Daten vom PMI gemeldet (Industrie 56,6 Punkte) wie auch vom Arbeitsmarkt mit 304 k neu geschaffenen Stellen. Gleichzeitig findet am Häusermarkt schon seit Monaten ein richtiggehender Absturz statt. Auch für Deutschland wurden überaus positive Arbeitsmarktzahlen gemeldet – die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit ist nun schon den 28. Monat in Folge rückläufig (Arbeitsmarktzahlen sind streng genommen jedoch nachlaufende Indikatoren).

Exkurs Wirtschaftsstatistiken: Natürlich neigen Wirtschaftsstatistiker der jeweiligen Regierungen bei ihrer Datenerhebung zu Euphemismus. Man verändert im Laufe der Jahre manche Methode (Berechnung der Inflationsrate – Stichwort Warenkorb, Arbeitslosenrate Stichwort Erfassung der Beschäftigten u.w.), schließlich möchte man nicht gerne gegen die aktuelle Regierung schießen.

Aber der entscheidende Punkt ist doch, ob diese statistischen Beschönigungen Einfluss auf die Kursentwicklungen haben, sprich, ob die Masse der Marktteilnehmer die Methode anzweifelt. Es genügt nicht, wenn ein paar Analytiker das Problem erkennen. Unter Berücksichtigung dessen hätten nach meiner Meinung die amerikanischen Indizes dem „nackten“ Dax ohne Dividendeneinberechnung über die Jahrzehnte nie so weit davoneilen dürfen. Aber das wäre ein eigenes Thema. Zurück zur nächsten Woche.

Der von mir schon längere Zeit beachtete Frühindikator Baltic Dry Index (BDI) (er misst die weltweiten Frachtraten von Gütern auf den Schifffahrtsrouten) fällt seit seinem Hoch im Juli 2018 mit 1750 Punkten auf aktuell 645 Punkte. Wer könnte dafür verantwortlich sein?

In China beginnt am 5.Februar das Jahr des Schweins – welches für Glück, Wohlstand und Zufriedenheit steht – Selbiges werden die Chinesen brauchen, um ein „hard landing“ ihrer Wirtschaft zu verhindern. Zwar könnte man auf den chinesischen Konsumenten hoffen, bei dem die Lohne in den vergangen Jahren um 10% p.a. gestiegen sind, aber gleichzeitig haben die Unternehmensschulden astronomische Dimensionen angenommen – Damoklesschwert China

 

Notenbankpolitik

Von den Notenbanken hingegen kommen nach der „dovishen“ Kommunikationswende Jerome Powells vom Mittwoch letzter Woche keine Signale, die die Märkte (aktuell) belasten. Die USA befinden sich im “wait-and see-Modus“, Japan und Europa verharren im Attentismus und China lockert bereits die Konditionen, um die überdeutliche Abschwächung der Wirtschaft zu verhindern.

 

Geopolitik

Was die Themen Brexit und Handelskrieg USA – China angeht, kann man nur feststellen, es wird heiß. Bei Ersterem sind es noch 54 Tage bis zum D-Day, bei Letzterem gar nur noch 25.

 

Fazit

Aus dieser verwirrenden Gemengelage heraus, erklärt sich derzeit m.E. die unterschiedliche Entwicklung diesseits und jenseits des Atlantiks. Die USA schwelgen (noch) im Rausch guter Konjunkturzahlen und akkommodativer Notenbankpolitik, Deutschland hingegen spürt die Abschwächung der Weltwirtschaft an allen Ecken und Enden. Der Dax ist mit dem koreanischen Kospi ein Seismograf für die Weltwirtschaft und diese tendiert nach unten. Allein die Tatsache eines erstmals seit 10 Jahren einbrechenden Automarkts in China treibt den hiesigen Ökonomen Sorgenfalten auf die Stirn (Beispiel Vw, die über 40% ihrer gut 10 Mio. Fahrzeuge dort verkaufen). Deshalb wird von den Optimisten stets auf die gute Binnenkonjunktur, stabile Arbeitsmärkte und anstehende Infrastrukturprogramme in Deutschland verwiesen – das HDE-Konsumbarometer ist im Februar wieder leicht gestiegen. Ob das ausreicht?

Jedenfalls hat der deutsche Leitindex im vergangenen Jahr sehr früh auf den sich abschwächenden Welthandel hingewiesen, zuverlässlicher als so mancher von Aktienrückkäufen oder Notenbankunterstützung „gepushter“ Index. Funktioniert das Früherkennungssystem Dax auch 2019 weiter?

 

Foto: Deutsche Börse AG



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