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Macron „klärt Biden auf“ über Ölproblem – „der Blinde führt den Blinden“

Emmanuel Macron hat Joe Biden zugeflüstert, dass die Golfstaaten kaum noch mehr Öl fördern können. Aber stimmt das wirklich? Experten widersprechen.

Öl-Tanker

Das ist selten – oder war es gezielt für die Öffentlichkeit gedacht? In der Nähe von Journalisten flüsterte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf dem aktuellen G7-Gipfel in Elmau US-Präsident Joe Biden etwas zu, was im unten gezeigten Video zu hören war. Macron habe mit dem Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) telefoniert. Der habe ihm gesagt, dass die VAE an ihrer maximalen Kapazität Öl fördern. Auch sei ihm mitgeteilt worden, dass Saudi-Arabien seine Produktion nur noch ein wenig erhöhen könne, nämlich um 150.000 Barrels pro Tag, oder ein wenig mehr. Sie hätten in diesem Stadium keine großen Kapazitäten um mehr Öl auf den Markt zu bringen, so die Botschaft von Macron an Biden.

Macron übermittelt ein falsches Bild an Joe Biden und die Weltöffentlichkeit

Hat Emmanuel Macron falsch verstanden, was ihm da aus den VAE mitgeteilt wurde? Die anerkannten Energie-Experten Stephen Stapczynski und Amena Bakr schaffen im Nachgang Klarheit. Die anerkannte OPEC-Expertin Amena Bakr erwähnt zu den Aussagen von Emmanuel Macron, dass es eine völlig ungenaue Erklärung gewesen sei. Was man in dem Clip gesehen hat, sei alarmierend und einfach: Der Blinde (Macron) führe den Blinden (Biden) an, wenn es um das Verständnis der Ölpolitik geht. Zunächst einmal produzieren die VAE laut Amena Bakr im Moment nicht mit ihrer maximalen Kapazität. Zweitens liege die Kapazität von Saudi-Arabien bei 12 Millionen Barrels pro Tag. Die 150.000 Barrels pro Tag, auf die sich Macron bezieht, könnten laut Amena Bakr mit dem saudischen Anteil an den gesamten Kürzungen zusammenhängen (was er wiederum falsch verstanden habe, denn es seien eher 170.000). Die überschüssige Kapazität der OPEC+ beträgt ihrer Aussage nach etwa 2,5 Millionen Barrels pro Tag.

Stephen Stapczynski erwähnt im folgenden zweiten Video als Kommentar zum ersten Video, dass der VAE-Ölminister sich kurz nach dem Macron-Kommentar gemeldet habe – und zwar mit dem Hinweis, dass man an seiner Kapazität fördere innerhalb des Agreements der OPEC+! Diese Vereinbarung werde in einigen Monaten auslaufen. Danach könne man mehr Öl fördern. Macron habe angedeutet, dass sich der Markt nicht darauf verlassen solle, dass Saudi-Arabien und andere OPEC-Mitglieder die Lücke im Öl-Angebot werden schließen können, die durch Russlands fehlendes Öl entsteht. Man solle sich nicht auf die Rettung durch die Saudis verlassen, so seien wohl die Worte von Macron Richtung Joe Biden zu verstehen.

Aktuelle Aussagen der G7 zeigen, dass man die Ölproduzenten „ermutigt“ doch bitte mehr Öl zu fördern. Denn es ist klar – der Ölpreis soll doch endlich mal fallen, damit die Tankstellenpreise und damit die Inflation in westlichen Ländern fallen können. Auch wenn Macron etwas falsch verstanden haben sollte bei den Aussagen der VAE – in der Tat sollte der Westen sich nicht darauf verlassen, dass die OPEC nach Auslaufen des aktuellen Agreements der OPEC+ bedeutend höhere Mengen an Öl fördern wird.



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3 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    In den Spitzenzeiten der Fracking Krise förderte Saudi-Arabien 13,5 Millionen Barrel pro Tag. Sinn dahinter, man wollte so die amerikanische Fracking Industrie in den Abgrund treiben.

    Einfach mal googeln unter Fracking Krise Februar 2016 !

    Erst als das nicht klappte oder nur zum Teil beschloss Saudi-Arabien die Förderung massiv zu kürzen, denn mittlerweile ging denen selbst das Geld aus.

    Stichwort hier: Förderkürzung OPEC plus 2016.

    Beide Artikel sind immer noch zu finden.

  2. Staatspräsident Emmanuel Macron und der 46. US-Präsident Joseph Robinette Biden sind aufgefordert, weiterhin bestmöglich mit beizutragen, daß es zu dem erforderlichen JCPOA-Deal kommt.

  3. Pingback: Meldungen vom 29. Juni 2022 | das-bewegt-die-welt.de

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