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Trotz Corona und Nullzins Volksbanken mit 46 Prozent Gewinnsprung – EZB soll Zins kräftig anheben

Die Volksbanken haben im letzten Jahr sensationell gut verdient, trotz Corona und Nullzins. Hier die Details und die Forderung an die EZB.

Die Volksbanken und Genossenschaftsbanken haben im letzten Jahr prächtig verdient, und das trotz Coronakrise und Nullzins mit minimalsten Margen. Dies hat heute der „Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken“ (BVR) verkündet. Dazu gehören in Deutschland 770 Institute, darunter Volksbanken und Raiffeisenbanken, Sparda-Banken, PSD Banken und weitere genossenschaftliche Spezialinstitute sowie die DZ BANK-Gruppe. In 2021 erzielten die Volksbanken als gesamte Gruppe betrachtet einen konsolidierten Gewinn vor Steuern von 10,5 Milliarden Euro.

Diese Steigerung von fast 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahresergebnis (damals 7,2 Milliarden Euro) ist laut BVR auf das Wachstum im operativen Geschäft sowie auf eine deutliche Entlastung im Risikovorsorgeergebnis zurückzuführen. Ihr bilanzielles Eigenkapital bauten die Volksbanken und Genossenschaftsbanken um 6,4 Prozent auf 129,5 Milliarden Euro aus. Aufgrund der Volumenausweitungen im Kundengeschäft stieg die konsolidierte Bilanzsumme weiter um 6,1 Prozent auf 1.566 Milliarden Euro an.

Volksbanken fordern EZB zu kräftigem Zinsschritt auf

Sieh an. Die Volksbanken melden sich zu Wort, und hoffen die EZB zu einer etwas stärkeren Zinsanhebung animieren zu können? So sagt der BVR heute, dass zu den größten Sorgen aktuell die rekordhohe Inflation gehört. Die EZB müsse endlich handeln. Der für die Ratssitzung am 21. Juli angekündigte erste Zinserhöhungsschritt (laut Christine Lagarde +0,25 Prozentpunkte) sei längst überfällig. Die EZB sollte laut BVR mit einem großen Zinsschritt von 50 Basispunkten, also einer Erhöhung des Hauptrefinanzierungssatzes auf 0,50 Prozent und des Einlagezinses auf 0 Prozent (bisher -0,50 Prozent), eine klare Botschaft an die Märkte senden, dass sie der Inflation entschlossen entgegentritt, so betont es der BVR.

Wie die Genossen diesen Gewinnsprung zustande gebracht haben

Wie haben die Volksbanken und Genossenschaftsbanken diesen 46 Prozent Gewinnsprung hingelegt von 7,2 auf 10,5 Milliarden Euro? Denn 2021 war nun wirklich kein einfaches Jahr. Ein wichtiges Stichwort lautet „Volumenwachstum“. Wenn die Margen sinken, muss man auf Masse machen um die Gewinne steigern zu können. Die traditionell wichtigsten Geschäft für Banken sind Kredite und Provisionsgeschäfte.

Die Entwicklung des Zinsüberschusses war laut BVR auch 2021 von der Niedrigzinspolitik der EZB geprägt. Die folglich unverändert geringen Margen habe man durch Volumenwachstum im Kreditgeschäft ausgeglichen. Man verzeichnete einen betragsmäßig nahezu unveränderten Zinsüberschuss von 18,2 Milliarden Euro. Um 16,6 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro im Jahr 2021 kräftig zulegen konnten die Volksbanken beim Provisionsüberschuss, insbesondere durch ein erfreulich florierendes Wertpapiergeschäft sowie dem Zahlungsverkehr.

Die Risikovorsorge entwickelte sich 2021 besser als erwartet und wies in Summe Erträge aus Auflösungen von rund 0,3 Milliarden Euro auf. Nach der Nettozuführung in Höhe von 2,3 Milliarden Euro im Vorjahr hat sich hiermit über zwei Jahre betrachtet eine Normalisierung ergeben.

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Die Verwaltungsaufwendungen lagen bei 18,6 Milliarden Euro und damit leicht über dem Vorjahreswert. Der Großteil entfiel mit 10,4 Milliarden Euro auf Personalaufwendungen und mit 8,2 Milliarden Euro auf sonstige Verwaltungsaufwendungen. Der leichte Anstieg ist auf Gehaltsanpassungen sowie weitere Investitionen in die Digitalisierung zurückzuführen.

Für 2022 erwartet man einen Gewinnrückgang

Das Gesamtjahr 2022 sieht der BVR für die Volksbanken weniger rosig. Laut heutigen Aussagen auf der Pressekonferenz werde der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr „parallel durch den abrupten Zinsanstieg und durch die abgeschwächte Konjunktur“ getrübt. Beide Faktoren beträfen sowohl das Kundengeschäft als auch die Eigenanlagen. Unterjährig und auch mit Blick auf 2023 werde man daher mit unterschiedlichen Szenarien arbeiten, die Inflation und Konjunktur, insbesondere Energiepreissteigerungen und Lieferengpässe im geopolitischen Zusammenhang berücksichtigen.

Eine erhöhte Risikovorsorge in den Sektoren Unternehmen und private Haushalte plane man dabei ein, für die mit der soliden Kapitalausstattung eine auskömmliche Risikodeckungsmasse zur Verfügung stehe. Positiv werde sich im Verlauf die Zinsentwicklung im Bereich der Zinsmargen auswirken. Insgesamt rechnet der BVR für die genossenschaftliche FinanzGruppe mit einem deutlichen Ergebnisrückgang gegenüber dem Geschäftsjahr 2021. Näher beziffert hat er die Größenordnung des möglichen Rückgangs nicht.

Beispielbild für Beratung in Volksbanken und Raiffeisenbanken
Foto: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken.



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2 Kommentare

  1. Gewinnsprung? Sollten die laut unserem Goldpapst nicht längst pleite sein?
    Manchmal zieht es sich halt…

  2. Da die Volksbanken mit der Vergabe von Krediten immer an den Eurobond gekoppelt sind, ist ja klar warum SIE eine Erhöhung der Zinsen von mindestens 50 Basispunkten wollen. Dann dürfen SIE erst selbst an der Zinsschraube drehen, und Ihre Gewinne sprudeln weiter. Das dadurch die Gefahr für den Finanzierenden bei schlechterer wirtschaftlichen Aussichten zu einer möglichen Zahlungsunfähigkeit kommen kann, ist den Herrschaften von den Volksbanken nebensächlich.

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