Während bei Volkswagen gestreikt wird, fordert Unternehmenschef Blume von den Gewerkschaften, ein besseres Angebot vorzulegen. Das Unternehmen ist, wie andere europäische Autobauer auch, in einer schweren Krise.
Volkswagen-Chef Blume: Angebot der Gewerkschaften reicht nicht
Der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, Oliver Blume, sagte den Arbeitnehmern, dass die aktuellen Vorschläge der Gewerkschaft zur Kostensenkung zwar ein Ausgangspunkt für Verhandlungen seien, aber bei weitem nicht ausreichen, um die schwächelnde Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Automobilherstellers zu verbessern. Darüber berichtet Bloomberg.
„Wir, das Management, bewegen uns nicht in einer Scheinwelt“, sagte Blume vor Tausenden von Arbeitnehmern, die sich in einem Werk in Wolfsburg versammelt hatten. „Wir treffen Entscheidungen in einem sich schnell verändernden Umfeld. Wir machen uns Sorgen um die Zukunft unseres Unternehmens.“
Die Beschäftigten von Volkswagen nahmen am Montag an landesweiten Arbeitsniederlegungen teil, um Blume und seine Vorstandsmitglieder in den Verhandlungen unter Druck zu setzen. Zuvor hatte die Geschäftsleitung von Volkswagen die Sparvorschläge der Gewerkschaft abgelehnt hatte, die eine Kürzung der Prämien und den Verzicht auf Lohnerhöhungen vorsahen. Die IG Metall schätzte, dass etwa 100.000 Beschäftigte die Arbeit niederlegten, und sagte, dass etwa 20.000 an der Versammlung am Mittwoch teilnahmen.
Daniela Cavallo, die Betriebsratschefin von Volkswagen, sagte, dass die Arbeitnehmer Kompromisse eingehen müssten, um die Gespräche vor Weihnachten abzuschließen.
„Das wird Kompromisse bedeuten. Und Zugeständnisse. Dinge, die man nicht mag und die einem manchmal wehtun“, sagte Cavallo auf der Versammlung.
Volkswagen und die Belegschaft befinden sich seit Anfang September in intensiven Verhandlungen. Damals erklärte die Unternehmensleitung, dass die gleichnamige Marke Fabriken schließen, Tausende von Arbeitnehmern entlassen und Lohnkürzungen vornehmen müsse, um der mäßigen Nachfrage nach Elektrofahrzeugen, den steigenden Betriebskosten und dem zunehmenden Wettbewerb zu begegnen.
Arbeitsminister Heil appelliert an Volkswagen
Auch der deutsche Arbeitsminister Hubertus Heil meldete sich am Mittwoch zu Wort und sagte, Volkswagen solle eine faire Lösung finden, die keine betriebsbedingten Kündigungen vorsieht. Heils Partei, die Sozialdemokraten, befindet sich mitten im Wahlkampf, nachdem die von ihr geführte Ampelkoalition im vergangenen Monat zerbrach und für Ende Februar Neuwahlen angesetzt wurden.
Die Unternehmensstruktur von VW gibt den Arbeitnehmern ein starkes Mitspracherecht bei wichtigen Entscheidungen. Das erschwert es der Unternehmensleitung, schmerzhafte Kostensenkungen durchzusetzen. Die Arbeitnehmervertreter besetzen die Hälfte der Sitze im Aufsichtsrat des Unternehmens, während das Heimatland von Volkswagen, Niedersachsen, zwei weitere Sitze innehat.
FMW/Bloomberg
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Die VW-Mitarbeiter machen nun die Erfahrung, dass die Zweckentfremdung einer Arbeitnehmervertretung hin zu einer politischen rot-grünen Vorfeldorganisation auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen wird. Stünden bei den deutschen Gewerkschaften die Interessen der Beschäftigten im Vordergrund, dann hätte die SPD-Frau Ypsilanti nach der ersten Regierungserklärung von Scholz den Generalstreik ausrufen müssen. Der Irrsinn der grünen Wirtschaftspolitik war gewerkschaftsnahen Institutionen von Anbeginn mit Sicherheit bekannt. Die parteipolitische Profilierung des Spitzenpersonals ging wahrscheinlich nach dem Motto: jeder denkt an sich, nur ich, ich denk an mich.