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Volkswagen, Mercedes, Stellantis: Experten sehen Aufschwung – die Gründe

Experten zeigen sich optimistisch für die Aussichten der europäischen Autoindustrie. Aufwind für Volkswagen, Mercedes und Co?

Porsche-Zentrum in Hamburg
Porsche-Zentrum in Hamburg. Foto: Claudio Kummerfeld

Wer hätte vor zwei Jahren diese gigantische Rally im Bereich KI vorhergesehen? Und wer hätte gedacht, dass Clean Tech-Aktien in diesem Jahr besser als der Gesamtmarkt laufen würden, und das bei dem Druck durch die Trump-Administration gegen grüne Technologien! Und aktuell? Wer würde auch nur einen Cent auf die europäische Autoindustrie setzen? Stellantis und Volkswagen, die großen Massenproduzenten, sind massiv in der Krise. Aber auch andere Hersteller wie Mercedes leiden. China prescht voran, dazu kommt das anstehende Verbrennerverbot in der EU ab dem Jahr 2035.

Volkswagen und Co mit günstigen KGV-Bewertungen

Man befindet sich quasi in der Zwickmühle. Was ist der Ausweg? Der Kostensenkungsdruck in der europäischen Autoindustrie ist enorm, ebenso der Drang zur Innovation. Und neue staatliche Subventionen in Deutschland stehen an! Und immerhin: Seit geraumer Zeit sind die Bewertungen der Autoaktien in Europa „spottbillig“. Volkswagen hat aktuell und für die nächsten Jahre „spottbillige“ KGV-Werte (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von 7,5 bzw unter 4. Werte zwischen 10 und 20 gelten als normal, unter 10 schon als sehr günstig. Bei Stellantis liegt der 2025-Wert bei 18, für die nächsten Jahre aber weit unter 10. Bei Mercedes liegen die Werte unter 10, bei BMW ebenfalls. Also: Einsteigen und auf eine gute Entwicklung in den nächsten Jahren hoffen?

Das Schlimmste könnte für Europas Autohersteller vorbei sein

Nach einer Reihe von Gewinnwarnungen im Jahr 2025 nähern sich die europäischen Autohersteller langsam einer Erholung im nächsten Jahr, da Kostensenkungen und Sanierungspläne Analysten dazu veranlassen, ihre Gewinnprognosen anzuheben, so Bloomberg News. Der Stoxx Europe 600 Auto Index wird laut Daten von Bloomberg Intelligence in den Jahren 2026 und 2027 einen starken Anstieg des Gewinns pro Aktie verzeichnen. Laut BI-Stratege Laurent Douillet dürfte dieses Jahr „der Tiefpunkt” für die Gewinne der Branche sein, da neue Subventionen für Elektrofahrzeuge, Kostensenkungsmaßnahmen und strategische Umstrukturierungen die Aussichten aufhellen.

Segmente im Stoxx Europe 600 Index

Die Gewinne der Automobilhersteller wurden 2025 in mehrfacher Hinsicht beeinträchtigt, da sie sowohl mit internen Rückschlägen als auch mit externen Problemen zu kämpfen hatten, darunter US-Zölle, eine gedämpfte Nachfrage in China, aggressiver Wettbewerb durch chinesische Autohersteller und eine Abkühlung des Marktes für Elektrofahrzeuge.

Die Volkswagen-Tochter Porsche senkte seine Prognose in diesem Jahr viermal, da er beschloss, seine Elektroauto-Ambitionen zurückzuschrauben. Jeep-Eigentümer Stellantis  nahm Milliarden an einmaligen Aufwendungen in Kauf, als er seine Produktpalette anpasste und die Produktion in den USA umstellte, und Renault verbuchte aufgrund einer Änderung der Bilanzierung seiner Beteiligung an Nissan Motor einen Verlust von 9,5 Milliarden Euro.

In jüngster Zeit stellte der Mangel an wichtigen Komponenten des Chipherstellers Nexperia – der in einen politischen Konflikt zwischen den Niederlanden und China geraten ist – eine zusätzliche Herausforderung dar. Erst letzte Woche warnte Volkswagen, dass die Erreichung ihrer Finanzziele von der weiteren Versorgung mit Halbleitern abhängt, und erklärte, dass sie nur über genügend Chips verfüge, um ihre deutschen Produktionsstätten eine Woche lang am Laufen zu halten.

„Die gesamte Autoproduktion kann nur im Tempo der langsamsten Komponenten voranschreiten“, sagte Ross MacDonald, Analyst bei Citigroup. Das Nexperia-Problem könnte im vierten Quartal zu weiteren Störungen der Automobilproduktion führen, fügte er hinzu. Aufgrund dieser Herausforderungen blieb die Branche hinter dem breiteren europäischen Index zurück.

Autoaktien in Europa liefen dieses Jahr schlechter als Gesamtindex

Laut Douillet von BI bleibt der Sektor weiterhin mit Herausforderungen konfrontiert, da die wichtigsten Märkte in den USA und China weiterhin Anzeichen von Schwäche zeigen und die Fundamentaldaten nach wie vor „fragil“ sind. Dennoch könnte sich das Blatt wenden, da die Autohersteller bis 2029 mit 3 Milliarden Euro an neuen Subventionen für Elektrofahrzeuge in Deutschland rechnen, während sich die Bemühungen zur Kostensenkung und Neugestaltung der Modellpalette ab 2026 auszahlen dürften.

Porsche – das mit einer gedämpften Nachfrage in China, Engpässen in der Lieferkette und einer abkühlenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen zu kämpfen hat – signalisierte in seinen jüngsten Ergebnissen, dass das Schlimmste vorbei sein könnte, da das Unternehmen seine Luxusausrichtung neu ausrichten will. „Porsche hat zwar lange gebraucht, um den Umsatzrückgang in China und die strategische Neuausrichtung im Bereich der batterieelektrischen Fahrzeuge zu bewältigen, aber wir glauben, dass dies nun weitgehend abgeschlossen ist“, so Harald Hendrikse, Analyst bei Citigroup, der für 2026 eine deutliche Gewinnsteigerung erwartet.

Die Muttergesellschaft Volkswagen, die im Zusammenhang mit der strategischen Neuausrichtung von Porsche eine Goodwill-Abschreibung in Höhe von 2,7 Milliarden Euro vorgenommen hat, meldete für das dritte Quartal einen soliden Cashflow und solide Margen, was das Vertrauen der Anleger in eine Erholung stärkte. Der Autohersteller erklärte diese Woche, dass die Entspannung der Handelsspannungen zwischen den USA und China ein „positives Signal“ für die mögliche Wiederaufnahme der Chip-Lieferungen von Nexperia sei.

„Diese Zahlen liefern trotz ihrer Nuancen überzeugende Beweise für die zugrunde liegende Stärke des Unternehmens“, sagte Tim Rokossa, Analyst bei der Deutschen Bank, und fügte hinzu, dass neue Modelle und Kosteneinsparungen diese „dringend benötigte“ Cash-Generierung unterstützen dürften.

Die Mercedes-Benz Group behielt ihren Ausblick bei und startete einen Rückkauf im Wert von 2 Milliarden Euro, da sie sich zur Sicherung der Rentabilität auf Kostensenkungen konzentrierte, während die Verkäufe von Stellantis in Nordamerika Anzeichen einer Verbesserung zeigen, da sich das Unternehmen wieder auf die Herstellung von SUVs für seinen Hauptmarkt in den USA konzentriert.

Der Optimismus wurde durch eine Erholung der europäischen Autoverkäufe angeheizt, die im September den dritten Monat in Folge gestiegen sind. In Verbindung mit den weiter in den Hintergrund tretenden Zollsorgen und den sich allmählich in den Gewinnen niederschlagenden Sanierungsbemühungen sind die Aussichten für 2026 vielversprechend.

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. Für die deutsche Autoindustrie wird alles ganz prima. Bis 2029 werden zusammen mit den Zulieferer ca 500 Milliarden Euro investiert, leider vorwiegend nicht Deutschland. Die Subventionen für eAutos – streng nach Vorgaben der sozialistischer Staatswirtschaft- wird die Verluste der Arbeitsplätze natürlich ausgleichen, oder nicht, oder wie, oder was?

    1. VW braucht zB die Subventionen um die Dividende an deren Hauptaktionär zu zahlen, damit der die Zinsen für die Kredite bezahlen kann. Genau deshalb hat VW so ein kleines KGV.

  2. Aufschwung? Respekt!

    Bis es soweit ist, VW würde ich für 40 kaufen.

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