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Von 1600 Banken überleben nur noch 300 Banken – eine heftige These

Statt bisher 1600 Banken sollen in Deutschland in 10-15 Jahren nur noch 150-300 Banken übrig bleiben. Das ist eine heftige These, die von der...

FMW-Redaktion

Statt bisher 1600 Banken sollen in Deutschland in 10-15 Jahren nur noch 150-300 Banken übrig bleiben. Das ist eine heftige These, die von der Unternehmensberatung „Oliver Wyman“ veröffentlicht wurde. Mit der Headline „Overbanked is over: In Zukunft deutlich weniger Bankanbieter“ spricht man das Thema an. Bisher gehe das Bankensterben hierzulande gemächlich voran. Das werde sich aber wohl ändern. Grund dafür seien digitale Technologien, aggressive neue Wettbewerber aus dem Banken- und FinTech-Umfeld, anspruchsvollere Kunden und ein ungünstigeres wirtschaftliches Umfeld.

Man spricht das Problem an, das alle Unternehmensberatungen dieser Tage ansprechen, die Studien zum deutschen Bankenmarkt veröffentlichen. Die Banken seien wenig profitabel. Und der Markt hierzulande sei stark fragmentiert mit 1600 Banken und 27.000 Filialen. Das liegt (unser Kommentar hierzu) vor allem am deutschen Bankensystem aus drei Säulen, wo es neben den normalen privaten Geschäftsbanken auch die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen gibt, die regional als kleinteilige unabhängige Institute arbeiten.

In Krisenzeiten (zuletzt Finanzkrise 2008) erwies sich das als großer Pluspunkt, weil diese Institute so klein sind, dass sie in keinster Weise die Möglichkeit hatten am internationalen Monopoly-Game teilzunehmen. Sie konzentrieren sich nur auf das „normale langweilige“ Kundengeschäft an der Basis, und sind daher extrem unanfällig gegen Krisen am internationalen Finanzmarkt.

Hier auszugsweise weitere Originalzitate von „Oliver Wyman“:

Deutsche Banken müssen mit zunehmendem Wettbewerb aus einem heterogenen Bündel von drei Gruppen rechnen: Auslandsbanken, FinTechs und (überwiegend) globalen Technologieunternehmen. Ein Konglomerat von Angreifern auf traditionelle Anbieter, das die Veränderung des deutschen Bankensystems durch Etablierung neuer Geschäftsmodelle mit besseren Kundenerfahrungen beschleunigt. „Banken in Deutschland hatten über die letzten Jahre einen bemerkenswert stabilen Ertragspool von 115 Milliarden Euro pro Jahr mit einer großen Kundenbasis. Neue Anbieter im Markt wollen daran teilhaben. Für alle wird der Kuchen nicht mehr reichen“, sagt Thomas Schnarr, Bankenexperte bei Oliver Wyman.

Hinzu kommt als Grundmuster die Modularisierung im Banking: Traditionell wurden Finanzdienstleistungen von integrierten Instituten über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg erbracht. Die Digitalisierung ermöglicht nun eine Kombination von Teilleistungen verschiedener Anbieter mit Hilfe von Produktbündlern (Orchestratoren). Kunden decken ihren Bedarf bei Orchestratoren oder Plattformanbietern; ihre Bindung an einen einzelnen Anbieter ist schwach.

So überlebt man das große Bankensterben

Wie kann man das Bankensterben überleben? Hier „Oliver Wyman“ im Zitat:

Um erfolgreich zu sein, müssen Banken den Oliver Wyman-Beratern zufolge zwei Schlüsselfähigkeiten weiterentwickeln: ihre kulturelle Flexibilität und ihre Fähigkeit zur Innovation. „Dazu gehört mehr Empathie in der Bank-Kunden-Beziehung, kontinuierliche Mitarbeiterentwicklung und eine nachhaltige Transformation der Mitarbeiterrollen“, sagt Alexander Peitsch, Bankenexperte bei Oliver Wyman. Daneben sei aber auch die Schaffung eines innovationsfreundlichen Klimas mit aktiver Orchestrierung eines Technologie-Portfolios, das auch Innovationen von Zulieferern integriert, wichtig.

Gelingt den deutschen Banken das, können sie das weiterhin bestehende starke Fundament nutzen, um nachhaltig erfolgreiche Geschäftsmodelle zu etablieren. „Dafür allerdings werden Banken sich neuen Möglichkeiten öffnen, über das traditionelle monolithische Bankgeschäft hinauswachsen und neue Wege in der Zusammenarbeit mit anderen Marktakteuren – alten wie neuen – wagen müssen“, so Peitsch weiter.

Unsere Meinung

Die lieben Leute von Oliver Wyman mögen recht haben, oder der Absturz in der Bankenbranche fällt vielleicht nicht ganz so schlimm aus. So genau wissen wir es alle ja erst in 10-15 Jahren! Aber uns drängt sich zunehmend ein Verdacht auf. Vor allem Unternehmensberatungen, die Banken und Versicherungen beraten, publizieren seit ein, zwei Jahren vermehrt“Analysen“ über das Bankensterben und die mangelnde Profitabilität von Banken, so wie diese aktuelle Studie.

Kann der Hintergedanke sein (wir raten einfach mal): Wenn gerade kleine Banken und Sparkassen unsere Studie lesen, werden sie ängstlich, weil sie zu den Überlebenden gehören wollen. Sie kommen zu uns, und bekommen ein wunderschönes teures Beratungsmandat verpasst. Aus Liebe und Langeweile wird man solche Studien sicher nicht erstellen. Aber ach Gott, wir wollen niemandem böse Absichten unterstellen!


Bankentürme in Frankfurt. Foto: Christian Wolf, www.c-w-design.de / Wikipedia (CC BY-SA 3.0 de)



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1 Kommentar

  1. Banken sterben nicht. Die werden vom Steuerzahler „gerettet“. Besser der DB die Studie verkaufen (zu big to rescue).

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