Eigentlich müsste man ja denken, dass im Zuge der Coronakrise das Kurzarbeitergeld die Arbeitgeber großflächig dazu bringt von Entlassungen abzusehen? Bisher kam der deutsche Arbeitsmarkt noch „recht glimpflich“ davon, wenn man einen Zuwachs von 373.000 Arbeitslosen? Aber bleibt das so? Wohl kaum. Denn man übersieht wohl gerne, dass das Kurzarbeitergeld erst im Nachhinein bezahlt wird. Da entstehen Liquiditätslücken, die wohl gerade zahlreiche kleine Arbeitgeber nicht durchhalten können! Und man bedenke, dass einige Arbeitgeber für KfW-Kredite nicht in Frage kommen – zum Beispiel weil sie weniger als 11 Mitarbeiter haben. Und man bedenke: Die Krise in der Wirtschaft steht womöglich gerade erst am Anfang. Denn werden Reisebüros, Hotels und Restaurants in den nächsten Monaten, selbst wenn weltweit alle Beschränkungen aufgehoben werden, auf absehbare Zeit auch nur ansatzweise an alte Umsatzniveaus und Auslastungen herankommen?
Arbeitsmarkt vor Entlassungswelle
Wohl kaum. Daher darf man annehmen, dass zahlreiche Arbeitgeber Entlassungen durchführen, weil sie nun mal Kosten abbauen müssen. In den USA ist diese Entwicklung viel schneller vorangeschritten, weil es am dortigen Arbeitsmarkt das Instrument der Kurzarbeit nicht gibt. Also, gilt auch für Deutschland bald: Besser ein paar Mitarbeiter entlassen, als das gesamte Unternehmen und damit alle Arbeitsplätze zu riskieren? Diese These untermauert ganz aktuell eine Veröffentlichung des ifo-Instituts. Demnach beschlossen im April bereits 58 Prozent der Betriebe in der Gastronomie, 50 Prozent in Hotels und 43 Prozent der Reisebüros, Beschäftigte zu entlassen oder befristete Verträge nicht zu verlängern. In der Autobranche sind es 39 Prozent der Betriebe. „Von nun an schlägt die Krise auf den deutschen Arbeitsmarkt durch“, so das ifo-Institut im Wortlaut. Die folgenden Statistiken geben Aufschluss nach Branche und Region, in welchem Umfang im April beschlossen wurde Entlassungen durchzuführen. Hier weitere Details von ifo:
Auch in anderen Branchen werden überdurchschnittlich viele Kündigungen ausgesprochen: Dies tun 57 Prozent der Unternehmen, die andere Arbeitskräfte vermitteln, 48 Prozent der Hersteller von Leder, Lederwaren und Schuhen, 30 Prozent der Druckereien und 29 Prozent der Hersteller von Metallerzeugnissen. Im Schnitt haben 18 Prozent der Betriebe in Deutschland Arbeitsplätze gestrichen. Weniger stark von Kündigungen bedroht sind Beschäftigte in Rechtsanwalts-, Wirtschaftsprüfer- und Steuerberaterkanzleien mit 5 Prozent, Beschäftigte im Grundstücks- und Wohnungswesen mit 2 Prozent, auf dem Bau mit 3 Prozent sowie in der chemischen Industrie mit 5 Prozent und in der pharmazeutischen Industrie mit null Prozent. Auch regional gibt es Unterschiede: Besonders viele Betriebe in Baden-Württemberg streichen Jobs (22 Prozent der Firmen) und in Bayern (20 Prozent). Besonders wenige sind es im Saarland und in Rheinland-Pfalz mit 11 Prozent.
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