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Vor den heutigen Inflationsdaten: Die Deutsche Bank mit Erläuterungen zur „Kerninflation“

Es ist das Thema schlechthin, seitdem vor zwei Monaten die Inflation in der Eurozone begann sprunghaft anzusteigen. Wann beendet die EZB ihre Geldschwemme und die Negativzinsen? Sie hat sich dazu klar...

FMW-Redaktion

Es ist das Thema schlechthin, seitdem vor zwei Monaten die Inflation in der Eurozone begann sprunghaft anzusteigen. Wann beendet die EZB ihre Geldschwemme und die Negativzinsen? Sie hat sich dazu klar geäußert. Nur die Energiepreise seien die Treiber der Inflation, und außerdem sei der Ansprung der Inflation ja noch ganz frisch. Erst müssten alle Preissektoren ansteigen, und dann auch bitte nachhaltig über einen längeren Zeitraum. Somit kann man die aktuelle „Geldpolitik“ noch verdammt lange aufrechterhalten.

Aktuell meldet sich das Research der Deutschen Bank zu Wort und widmet sich genau diesem Thema. Wir hatten schon in mehreren Artikeln erwähnt, dass neben den Energiepreisen längst auch andere Sektoren kräftig im Preis anziehen. Die Deutsche Bank geht genau auch diese Tatsache ein, und hat aber sofort einen Grund parat, warum die EZB trotz ebenfalls kräftig steigender Lebensmittelpreise noch nichts ändert. Jetzt mag man fragen: Was ist bitte ein wichtiger Verbraucherpreis, wenn nicht der Preis für Lebensmittel? Denn gerade Lebensmittel sind die Güter, die von Verbrauchern jeden Tag gekauft werden – ganz anders als Fernseher, die auch im Warenkorb für die Inflationsberechnung enthalten sind, aber eben nur alle paar Jahre gekauft werden. Die Deutsche Bank schreibt dazu Zitat:

„Die Kerninflationsrate, also die Preisveränderung von Konsumentengütern ohne volatile Komponenten wie Nahrungsmittel und Energie, liegt in Deutschland und im gesamten Euroraum weiterhin und nahezu unverändert bei etwa 1%.“

Also zählt die Deutsche Bank die Lebensmittelpreise zu den volatilen Konsumgütern, also Preise mit hoher Schwankungsbreite. Folglich kann man alle Preise, die stark hin und her schwanken, nicht zur Kerninflation zählen? So sieht die Logik dahinter ja wohl aus. Ist es nicht eher wichtig die Produkte zur Kerninflation zu zählen, die von den Verbrauchern besonders regelmäßig konsumiert werden? Denn gerade dann wären Lebensmittel und Benzin als täglich konsumierte Güter „Kernkomponenten“. Aber wie auch immer, die Deutsche Bank schreibt weiter, dass die EZB ihre Anleihekäufe wohl noch nicht zurückfährt, gerade weil die „Kerninflation“ eben noch zu schlaff läuft.

Die DB rechnet damit, dass die EZB in seiner März-Sitzung wohl noch kein Anzeichen für das Zurückfahren seiner Geldpolitik geben wird. Man glaube daran, dass die EZB „im besten Fall“ spezifische Bedingungen formulieren werde für einen eventuelle Reduzierung ihrer Maßnahmen. Konkretere Ankündigungen für eine Änderung erwarte man frühestens im Juni. Tja, die Deutsche Bank spricht das an, wie man es wohl bei der EZB argumentativ an die Öffentlichkeit tragen wird. Erneut möchten wir aber unsere Meinung dazu kundtun: Der EZB geht es nicht darum auf eine „wirklich nachhaltige Inflation“ nahe 2% zu warten – ihr geht es darum mit ihren Maßnahmen so lange wie irgend möglich die Volkswirtschaften der Eurozone konjunkturell unterstützen zu können. Aber das darf ja niemand offiziell aussprechen, denn das wäre keine Geldpolitik mehr!

Um 11 Uhr werden heute die Detaildaten für die Januar-Inflation in der Eurozone vermeldet. Nach der Schnellmeldung Anfang des Monats bei 1,8% wird die endgültige Zahl wohl auch bei 1,8% reinkommen. Interessant werden die ausführlichen Detaildaten sein, über die wir später berichten werden.



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4 Kommentare

  1. „ihr geht es darum mit ihren Maßnahmen so lange wie irgend möglich die Volkswirtschaften der Eurozone konjunkturell unterstützen zu können“

    Wirklich?

    „Dennoch hat bisher kein Ökonom eine überzeugende und umfangreiche Rechtfertigung der politikgesteuerten Implementierung monetärer Stimuli geliefert. Zentralbanken bleiben ein Geschöpf der Machtpolitik, nicht der ökonomischen Vernunft.“, http://www.misesde.org/?p=14923
    Gestüzt werden in erster Linie die Banken, die mit Krediten um sich geworfen haben und jetzt auf faulen Tomaten sitzen. Die Gewinne sind abgeräumt, die Verluste darf bald der Steuerzahler übernehmen.

  2. Wenn Hans Werner (Un)Sinn Recht hat, dann hat die EZB bereits zuvor eine Argumentationslinie formuliert, um die Inflation untaetig bis auf 4% laufen zu lassen. So jedenfalls in dem langen Interview vor einigen Tagen:
    https://www.youtube.com/watch?v=JkYZrn93EIo

    1. Genau an das musste ich auch denken.
      Herr Sinn hat es in etwa so erklärt: Mal angenommen, die Inflationsrate war über ein Jahr bei 0%, dann darf sie auch ein Jahr lang bei 4% sein, denn im Mittel haben wir dann wieder 2%.

      Wir können uns da also noch auf was gefasst machen.

  3. Wenn man zukünftig die Nahrungsmittel rausrechnet wäre ein großes Problem der EZB gelöst und man kann immer schön weiter drucken. Die anderen Güter im Warenkorb können gar nicht teurer werden, da man für die Nahrung alles ausgeben muss. Elegante Lösung ;))

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