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Vorsicht: Insiderverkäufe so hoch wie seit Jahrzehnten nicht!

Insiderverkäufe nehmen stark zu, Angst an der Wall Street in New York

Wenn Unternehmenslenker sogenannte Insiderverkäufe tätigen, also Aktien verkaufen, dann ist das für Aktionäre ein Warnsignal. Niemand weiß besser über ein Unternehmen Bescheid wie seine Manager. Wenn die mehrheitlich die Aktien ihres Arbeitgebers verkaufen, dann sehen sie die Aktie offensichtlich als überbewertet an (aktuell Rückfall bei Tech-Aktien, Ende der Hausse?). Umso besorgniserregender ist es, dass das Verhältnis zwischen Insiderkäufen und Insiderverkäufen derzeit so schlecht ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Es gab in der Geschichte überhaupt nur zwei Perioden, in denen Insider noch schneller verkauften als jetzt.

Unternehmens-Insider werden hauptsächlich in Aktien bezahlt – das macht sie zum Börsen-Indikator

In den vergangenen Jahrzehnten bürgerte sich ein, Manager nur einen relativ kleinen Teil des Gehaltes fix auszuzahlen. Der Hauptteil der Vergütung erfolgt in Form von Aktienoptionen und Aktien. Die Theorie war, dass die Interessen der Manager damit in Einklang gebracht werden mit den Interessen der Aktionäre. Tatsächlich führte die hauptsächlich aktienkursabhängige Vergütung jedoch dazu, dass Manager alles daran setzten, den Aktienkurs für den Zeitraum ihrer Anstellung in die Höhe zu prügeln. Durch langfristig das Wachstum begrenzende Sparmaßnahmen und auf Kredit vorgenommene Aktienrückkäufe wird der Kurs künstlich gesteigert. Dass das Unternehmen dadurch langfristig Schaden nehmen kann und Langfrist-Aktionäre daher mit geringeren Kurszuwächsen leben müssen, ist dem in der Regel nur für einige Jahre angestellten Management egal.

Die hauptsächliche Vergütung in Form von Aktien hat jedoch den positiven Nebeneffekt, dass Aktionäre deren Kauf- und Verkaufsverhalten beobachten können. Wer viele Aktien besitzt, hat auch viel zu verkaufen. Und das tun die Manager derzeit scharenweise. Im Juli haben bereits 1.000 US-Führungskräfte die Aktien ihrer Arbeitgeber verkauft. Das sind fünfmal mehr Insiderverkäufe als kaufende Insider.

Damit hat sich das Blatt seit März komplett gedreht. Mitte März kauften Insider so viele Aktien wie seit neun Jahren nicht mehr. Damit trafen die Führungskräfte sehr genau das Korrekturtief. Offenbar waren sie in Kenntnis der tatsächlichen Lage ihrer Unternehmen der Ansicht, der Aktienmarkt hätte überreagiert. Wenn nun Insiderverkäufe extrem stark zunehmen, nahe oder sogar auf Allzeithochs, sollten Sie das als Warnsignal auffassen.

Insider haben inzwischen herausgefunden, wie sie die Stimmung mit Käufen manipulieren können

Insiderkäufe können übrigens auch manipulierend eingesetzt werden. Wenn Führungskräfte, in der Regel Gründer oder zumindest Aktionäre mit signifikanten Anteilen am Unternehmen, Zuversicht verbreiten wollen, dann kaufen sie die Aktien ihres eigenen Unternehmens. In der Regel sind das in Relation zu ihren ohnehin vorhandenen Beständen sehr kleine Mengen. So zeichnet Elon Musk gern für zehn bis 20 Millionen US-Dollar neue Aktien bei Kapitalerhöhungen. Angesichts der Tatsache, dass allein seine in diesem Jahr zugeteilten Aktienoptionen einen Wert von mehr als 2,5 Milliarden US-Dollar haben, sind seine Käufe ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch sie reichen, um ein Signal zu setzen.

In solchen Situationen gilt es, tiefer zu graben. Kaufen auch andere Führungskräfte? Wenn nicht, dann ist der Kauf durch einen der Hauptanteilseigner eher ein Warnsignal. So stehen die Führungskräfte bei Tesla (jüngst „erstaunlich“ gute Quartalszahlen) seit Jahren praktisch ausschließlich auf der Seite der Insiderverkäufe – CEO Elon Musk ausgenommen. Warum verkaufen wohl alle anderen Insider jahrein, jahraus?

Auch das Halten von Aktien durch Hauptgesellschafter kann falsche Signale aussenden. So hielt Wirecard CEO Markus Braun bis zu seinem eigenen Margin Call an seinen Aktien fest. Dabei dürfte ihm durchaus bewusst gewesen sein, dass die vom Unternehmen beauftragten Wirtschaftsprüfer hinter das Betrugsschema bei Wirecard kommen könnten. Selbst nachdem die Prüfer ihr Ergebnis publizierten, verkaufte er nicht. Wer das als Signal missverstand, dass es sich bei den fehlenden Milliarden dann ja wohl nur um ein Missverständnis handeln könne, steht nun kurz vor einem Totalverlust.

Insiderverkäufe sind nur ein Indikator, keine Entscheidungsgrundlage

Daher gilt: Schauen Sie sich die Insiderkäufe und Insiderverkäufe an, aber nutzen Sie diese nicht als alleinige Entscheidungsgrundlage. Hinterfragen Sie vor allem bei Käufen, was es damit auf sich haben könnte. Schauen Sie sich an, ob auch die Führungskräfte anderer Unternehmen kaufen. Wenn ja, dann haben Sie hier möglicherweise eine Kauf-Chance identifiziert. Verkaufen die Führungskräfte mehrheitlich, so wie jetzt, gilt natürlich das Umgekehrte!



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