Wenn der Staat in Angebot und Nachfrage eingreift, wenn er das Verhalten von Verbrauchern und Unternehmen beeinflusst mit Geld oder Verboten, entstehen immer Verzerrungen. So sah man es zum Beispiel Ende 2023. Die Bundesregierung strich aus Geldnot die Zuschüsse für Elektroautos. Und in Windeseile brach die Nachfrage hierzulande massiv ein. Ein Beleg dafür, dass sich Elektroautos – zumindest in großem Umfang – noch nicht eigenständig am deutschen Markt durchsetzen können. Jetzt ein neuer Beleg für Verzerrungen: Die Bundestagswahl steht kurz bevor, und viele Käufer von Wärmepumpen scheinen zu befürchten, dass eine neue CDU-geführte Bundesregierung staatliche Zuschüsse für den Kauf von Wärmepumpen streichen wird. Also explodiert die Nachfrage jetzt regelrecht – durch einen künstlichen Effekt. Die Verbraucher wollen sich noch schnell Steuergelder für ihre Wärmepumpen sichern. Egal ob diese Subvention durch eine neue Regierung gestrichen wird oder nicht – demnächst wird die Nachfrage einbrechen, weil viele Bürger geplante Käufe jetzt offenkundig vorziehen.
Wärmepumpen-Nachfrage explodiert – Blick auf Zuschüsse
Die Deutschen beeilen sich vor der Bundestagswahl im Februar Zuschüsse für Wärmepumpen zu beantragen, da sie befürchten, dass die neue Regierung die finanzielle Unterstützung für diese Technologie zurückfahren wird. Bloomberg meldet: Die Anträge stiegen im Dezember auf 54.892, was laut Bundeswirtschaftsministerium mehr als eine Verdoppelung gegenüber Oktober bedeutet. Haushalte können für umweltfreundliche Heizsysteme Erstattungen von bis zu 70 % erhalten und beeilen sich, die Unterstützung in Anspruch zu nehmen, seit die Koalition von Bundeskanzler Olaf Scholz Anfang November zerbrochen ist.
Die Subventionen wurden im vergangenen August eingeführt, um die Auswirkungen eines umstrittenen Verbots der meisten neuen Heizkessel für fossile Brennstoffe abzufedern, nachdem monatelange Regierungskämpfe zu einem Einbruch der Nachfrage nach Wärmepumpen geführt hatten. Der Bundesverband Wärmepumpe geht davon aus, dass der Absatz im vergangenen Jahr um 45 % auf rund 195.000 Einheiten gesunken ist.
Seit dem Regierungskollaps haben Subventionen jedoch mehr Aufmerksamkeit erhalten, sagte ein Sprecher des Wärmepumpenherstellers Vaillant GmbH. Das Unternehmen verzeichnet ein gestiegenes Interesse an der Technologie bei Endkunden und hat weitere Projekte hinzugefügt. Das liegt daran, dass die CDU – die derzeit in den Umfragen führend ist – versprochen hat, das Heizungsgesetz abzuschaffen, das an das aktuelle Förderprogramm gebunden ist. Sie will auch die Subventionen für bestimmte Technologien kürzen.
Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte, ein weiterer möglicher Grund für den Anstieg der Förderanträge könnte eine von der staatlichen Energieagentur Dena organisierte Aktionswoche für Wärmepumpen im Oktober gewesen sein, die dazu beigetragen habe, Vorurteile gegenüber dieser Technologie abzubauen.
Länder wie Deutschland und Großbritannien müssen viel schneller Wärmepumpen installieren, um die Emissionen aus dem Gebäudesektor zu reduzieren, aber strenge Vorschriften für die Beheizung mit fossilen Brennstoffen sind ein sensibles Thema bei den Wählern. BNEF-Forscher schätzen, dass sich die deutschen Ausgaben für Wärmepumpen bis 2030 mehr als verdoppeln müssen, damit das Land seine Netto-Null-Ziele erreichen kann.
FMW/Bloomberg
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