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Wall Street: Große Rally nach US-Schuldendeal? Videoausblick

Kommt nun die große Rally an der Wall Street nach dem Schuldendeal zwischen US-Präsident Biden und dem Republikaner McCarthy? Noch bleibt Unsicherheit, denn der Deal muß sowohl vom US-Abgeordnetenhaus (Abstimmung Mittwoch) als auch vom US-Senat (Ende der Woche?) noch bestätigt werden, am 05.Juni (kommender Montag) wäre die Kasse von Janet Yellen leer. So oder so: die Wall Street hat nun mehrfach diesen Schuldendeal bereits eingepreist, vor allem der Nasdaq ist bereits stark überkauft. Gerade durch den Schuldendeal (wenn er denn kommt) entstehen nun zwei Probleme für die Aktienmärkte: erstens dürften die Zinsen weiter steigen, weil die US-Inflation nicht fällt und die Fed nicht mehr auf das Risiko eines US-Zahlungsausfalls reagieren müßte. Wenn Senat und Abgeordnetenhaus zustimmen, wird Janet Yellen zweitens über die Ausgabe von Anleihen in den nächsten Wochen massive Liquidität aus den Märkten absaugen..

Hinweise aus Video:

1. Schuldenstreit: Warum das Abkommen ein fauler Kompromiss ist

2. S&P 500, Dax: Fake-Ausbrüche am Aktienmarkt im Monat Mai?

3. Viel zu früh verkauft – Cathie Wood hält Nvidia-Aktie für zu teuer



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9 Kommentare

  1. Dass die Treasury nun plötzlich Riesensummen am Kapitalmarkt aufnehmen muss, ist m.E. nicht ganz korrekt. Die Schuldenaufnahme am Kapitalmarkt (marketable Treasuries) erfolgt nach Plan. Der Manövrierraum für das Finanzministerium besteht in den non-marketable Securities. Diese werden von Regierungsfonds, zum größten Teil Sozialversicherungsfonds, gehalten, die ihre Einnahmen laufend z.B. aus Beitragszahlungen erhalten. Diese halten während der Zeit der „extraordinary measures“, in der die Schuldengrenze erreicht ist, ihr Geld zurück und investieren nicht in non-marketable securities. Wenn dann die Schuldengrenze angehoben wird, findet sozusagen ein einfacher Aktivtausch innerhalb dieser Regierungskonten statt: Die Regierungsfonds bekommen einen Schwall Treausuries (nicht kapitalmarktfähig) und der TGA das Geld.

    1. Also dann gibt es gar keinen Grund zur Panik? Verrückt! ;-))

  2. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Heute steigen die Märkte wieder – weil die Renditen der Langläufer weiter sinken. Diese Rallye ist seit dem Oktober letzten Jahres zu beobachten.
    So sank alleine die Rendite, der richtungsweisenden Zehnjährigen ,von 4,33 auf aktuell 3,72 Prozent, das sind Welten in der Branche.
    Dazu muss man wissen das sich beide Märkte, Anleihen und Aktien, wie kommunizierende Röhren untereinander verhalten, das heißt im Klartext: Sinkt das eine ( Rendite der Anleihe ) – steigt das andere( Aktie) und umgekehrt.
    Übergeordnet bleibt damit die Realverzinsung weiter negativ. Denn über 80 Prozent der US Schulden liegen in den Langläufern gebunden und damit erzielen deren Zinsen – Renditen unterhalb der Inflationsrate, für deren Anleger. Und das ist schlecht für die Bären, Bären an der Börse brauchen das glatte Gegenteil, nämlich positive Realzinsen für Langläufer.
    Das war im Jahre 2000 ganz anders: Da stand einer Inflation von knapp 4 Prozent( 3,88 % um genau zu sein) eine durchschnittliche Rendite von 6,5 Prozent bei den Langläufern gegenüber.
    Bei der heutigen Teuerung würde das einer Rendite von über 7,5 Prozent (und nicht nur 3,72 wie aktuell) entsprechen.
    Man kann also mit Fug und Recht sagen, das die heutige Realverzinsung, bei der Hälfte von 2000 liegt.
    Das ist der alles entscheidende Unterschied zu damals, zur Jahrtausendwende mit der berühmten“ Dot Com Blase“ und zur Immobilienblase von 2007,denn auch da war die Realverzinsung stark positiv.
    Aber warum kommen die Renditen nicht aus dem Quark….? , würde man in Ostdeutschland sagen..Warum liegen die Renditen der Langläufer so tief, obwohl die FED die Zinsen doch so stark erhöht hat…?
    Nun schauen wir uns dazu die Vergangenheit an: Die Märkte gehen heute davon aus, das diese ganze „Zinserhöhungsorgie“ bald vorbei ist , das die FED und mit ihr die anderen Notenbanken, die Zinsen bald wieder senken werden. Davon sind die Märkte felsenfest überzeugt.
    Das kann man den Märkten auch gar nicht übel nehmen, denn sie antizipieren die Dinge aus dem Präteritum, nur in die Zukunft, in die Futures, würde man an der Börse sagen.
    Schauen wir uns deshalb die Renditen der Langläufer aus den letzten 55 Jahren genauer an. Mit der Aufhebung des „Bretton Woods Standards“ von 1944( verkappter Goldstandard) wuchsen weltweit die Staatsschulden exponentiell.
    So stiegen alleine die Staatsschulden der Amerikaner von unter 500 auf aktuell 31 500 Milliarden US-DOLLAR.
    Dieser explosionsartige Anstieg bedingte, über die Zeit, immer tiefere Zinsen. Ein Tief jagte das Nächste und so weiter…
    Lag zum Beispiel die amerikanische Umlaufrendite ,zu Beginn der Achtziger noch bei über 15 Prozent, so waren es zu Beginn der Neunziger nur noch 8,5 und zur Jahrtausendwende nur noch 6,5 Prozent.
    Trotzdem lagen diese Renditen immer noch über der jeweiligen Inflationsrate. Kurzzeitige Ausschläge nicht ausgeschlossen.
    Was wir seit dem März des Jahres 09 aber erleben ist, das die Renditen der Langläufer immer unter der jeweiligen Inflationsrate liegen.
    Das begünstigte nominal, nicht prozentual, aber nominal ,den größten Bullenmarkt der Geschichte.
    So stieg alleine der Dow von damals 7570 auf aktuell über 33 000 Punkte, der DAX von 3588 auf über 16 000,der Nasdaq 100 von um die 1275 auf aktuell über 14000 usw und so fort….
    Wie gesagt nominal nicht prozentual, prozentual war der Bullenmarkt von 82 bis 00 bedeutend kräftiger ( Faktor 16 alleine beim Dax, von unter 500 im Jahre 82 auf über 8000 in 00 in der Spitze).
    Diese ständige negative Realverzinsung legt sich wie ein unsichtbares Sicherheitsnetz heute unter die Märkte. Deshalb kommen die Anleger nach Rückschlägen, die es ja gab, zum Beispiel Corona-, Euro-, Griechenland-, Frackingkrise usw) immer wieder in die Märkte zurück.
    Es stellt sich hier eher ein Jo Jo Effekt ein.
    Wir waren im letzten Oktober, zum Beispiel auf dem besten Wege bei der richtungsweisenden Zehnjährigen, in Richtung der 5 Prozent unterwegs.
    Die Rendite lag bei 4,33 Prozent, weitere Zinsanhebungen sollten folgen, man konnte also davon ausgehen das wir spätestens zum Jahresende 22 die fünf vorm Komma sehen und bis Mitte des Jahres die 6….
    Aber was machte die FED stattdessen, sie schickte ihr „Mäuschen“ vor, der sogleich die Renditen zum Einsturz brachte.
    Von diesem Schock haben sich die Anleihen nie mehr richtig erholt, im Gegensatz zu den Aktien, denn wie wir wissen, beide verhalten sich untereinander wie kommunizierende Röhren.
    Wer sich dagegen stellt verliert sein Geld, das ist leider so. Sei es weil er Put- Optionen kauft, in Short Zertifikate mit und ohne Knock Out investiert oder beim CFD Handel auf fallende Kurse setzt.

    1. Die Realverzinsung bezogen auf die „Headline“ Inflation droht allerdings bald Positiv zu werden.

      Die Notenbanken können die (Leit-)Zinsen nicht zeitnah senken, da die Löhne auf breiter Front tendenziell gestiegen sind oder noch steigen (siehe Tarifabschlüsse in DE oder die Anpassung des Mindestlohns mit ausstrahlender Wirkung) und die Kerninflation hoch bleiben wird.

      https://navigator.mmwarburg.de/magazin/droht-eine-lohn-preis-spirale-in-den-usa-und-in-deutschland/

      Wann der Kipppunkt genau erreicht wird ist schwer zu sagen, aber eine positive Realverzinsung könnte schneller als man vermutet vom Markt eingepreist werden.

      Fleisch eines unbedarften Tieres, welches seine Schlachtung nicht kommen sieht, schmeckt auf dem Grill auch besonders gut. Stresshormone machen jedes Steak ungenießbar 😉

  3. Die Börse ist doch ganz gemütlich und entspannt, immer wieder mal winzige Dämpfer, danach hohe, kräftige Anstiege. Die Bären am jammern, die Bullen am langweilen. Euphorie noch nirgends zu sehen.

    Das Jahr wird noch turbulent für die Bären, Bullen können sich einige Longs kaufen, die Jahresendrally hat schon begonnen.

    1. Ja, das ganze läuft insgesamt oder im Durchschnitt noch ziemlich entspannt, nur die Einzeltitel machen teilweise heftige Bewegungen. Z.B. Nvidia oder der Nasdaq der seit einiger Zeit komplett zum EUR/USD oder den anderen Märkten divergiert. Einzelne Werte bilden schon ziemliche Fahnenstangen aus, was mich inzwischen etwas an den Neuen Markt erinnert. Damals habe ich nur noch optisch darauf geschaut, welcher Wert die Fahnenstange noch nicht ausgebildet hatte, anschliessend gekauft und einige Tage war er schwups oben – egal was, alles ging nach oben, mit dem bekannten brutalen Ende der Euphorie. Insofern sind wir noch ein Stück davon entfernt, aber gewisse interne Spannungen sind schon im System vorhanden. Damals war das Zugpferd in Deutschland die Deutsche Telekom, heute ist es global gesehen Nvidia, KI & Co. Aber vielleicht ist diesesmal auch irgendwann nicht mehr genügend Liquidität vorhanden, und der allgemeine Schrott kann garnicht mehr auf das Niveau der Kurstreiber nachgezogen werden? Am heutigen Tag, fehlt irgendwie auch wieder die Marktbreite: Nasdaq grün, alles andere rot. Ich habe immer noch eine ziemliche Mischung aus verschiedenen Einzelwerten im Depot – der Short Anteil hat jedoch deutlich zugenommen. Als ein kleines Indiz für eine badige Korrektur, sehe ich moemntan die fehlenden Fugi-Fans, die vor einigen Wochen hier im forum noch vehement Short-Szenarien vertreten haben, jetzt aber fast völlig verstummt sind. Erst wenn (fast) alle Bären kapituliert haben, die Bullen vor Gier triefen, die Sorglosigkeit und Siegesgewissheit zunimmt, wird die Klappe nach unten aufgehen. Ich jedenfalls beginne damit, allmählich vorsichtiger zu werden und lasse im Zwiefelsfall lieber ein paar Jetons auf dem Tisch liegen, auch wenn es sehr verlockend ist.

      1. Ich bleibe dabei, dass sich die Bewertung der großen Techwerte erst normalisieren bzw. ein gutes Stück zurückgehen wird, wenn die (kleine) Rezession verlassen wird und man absehen kann, dass es mit rückläufiger Inflation, ansteigenden Gewinnen und rückläufigen Zinsen wieder in der Breite der Wirtschaft bergauf geht. Dann werden diejenigen, die in die sichereren Techwerte geflüchtet sind, auf die niedrig bewerteten Aktien umswitchen und die Kurse der Techwerte werden wieder ein gutes Stück runtergehen. Vielleicht so ab Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres könnte es so weit sein. Aber das ist auch nur ein bisschen Glaskugel von meiner Seite, weil hier ja so mancher den Nostradamus macht ;-)

  4. @ Dr. Sebastian mit Realzinssyndrom, ja die Realverzinsung gegenüber Anleihen ist noch negativ,aber bei steigendem Zinsen und Rezession werden diese positiv. Diese Verzinsung ist aber gegenüber der S&P Rendite von etwa 1,7% noch weit besser.Die Aktien sind also noch unattraktiver als Anleihen und bei der kommenden Rezession werden die Anleihenkurse steigen und Aktien und Dividenden eher fallen.Ihre Prahlerei mit der langen Erfahrung ist mühsam vor allem weil sie in dieser Hinsicht falsch liegen und oft auch wieder eine Kehrtwende machen.

  5. Pingback: Meldungen vom 30.05.2023 | das-bewegt-die-welt.de

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