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Wall Street: Rally auf Pump – Kursanstiege und Wertpapierkredite

Warum sich Kurseinbrüche besonders an der Wall Street in so kurzer Zeit und in selbstverstärkender Tendenz abspielen

Rally auf Pump an der Wall Street

Es gibt Hunderte von technischen Faktoren und Signalen, die die Aktienmärkte der Wall Street im langfristigen Kontext bewerten. Mit ständig sich widersprechenden Interpretationsmöglichkeiten und ohne die Möglichkeit damit das Verhalten von Menschen in seiner ganzen Irrationalität abzubilden – Beispiel Dogecoin.

Aber dies ist an der Börse systemimmanent, sonst würde der Handel zum Erliegen kommen. Zu jedem Käufer muss es einen Verkäufer geben  und damit in der Regel völlig unterschiedliche Sichtweisen. Dennoch gibt es manche technischen Faktoren, die auf eine Bereinigung an der Wall Street hindeuten müssen, weil sie eine exponentielle Entwicklung beschreiben, die nicht Bestand haben kann. Die Frage ist immer nur der genaue Zeitpunkt.

Wall Street: Margin Debt oder der gefährliche Asset-Kauf auf Pump

Zunächst sollte man sich der Chancen aber auch der Risiken bewusst sein, die bei der Inanspruchnahme von Wertpapierkrediten auftreten.

Damit können sich zum Beispiel US-Kunden bei ihrem Broker 50 Prozent der Summe leihen, die sie auf ihrem Konto haben, um zusätzlich Wertpapiere zu erwerben. Dieses ergibt sich aus Regulation T des Federal Reserve Board, gleichzeitig greift die Sicherheitsmarge von 25 Prozent, das heißt, dass das Eigenkapital des Kunden über diesem Prozentsatz liegen muss, um einen Margin Call zu verhindern. Das ergibt im Falle von steigenden Börsen einen schönen Boost im Aktiendepot, hat aber bei größeren Kursrückgängen sofort fatale Wirkungen.

Durch die Hebelung ist der Puffer nach unten bei Weitem nicht so groß, wie es erscheint- und bei der Grenze von 25 Prozent kommt der unvermeidliche Margin Call, die Forderung nach frischem Geld zur Erfüllung der Erhaltungsmargenanforderung. Sonst verkauft der Broker automatisch und ohne Einwilligung des Kunden Wertpapiere in einer Höhe, die weitaus größer ist als die Nachschussverpflichtung – die Margin-Regeln und die Finanzmathematik fordern es.

Soweit zur Grundproblematik von Margin Debt.

Seit dem 24. März 2020 sind in den USA die Indizes ohne große Korrektur gestiegen, die Anleger an der Wall Street wurden tendenziell immer sorgloser, zugleich gieriger – und das führte zu einem historisch einmaligen Anstieg der Gesamtsumme bei Depotbeleihungen.

Margin Debt und S&P 500:

Die Wall Street: viele Hebelung, sichtbar am Margin Debt

Es sieht wie nach einem Naturgesetz an der Wall Street aus: Bei steigenden Kursen freuen sich die Marktteilnehmer nicht etwa über die auflaufenden Gewinne, sondern man versucht dies mittels Kreditspekulation noch zu steigern, bis die scheinbar ewig gültige Floskel „Gier frisst Hirn“ zum Tragen kommt. Dann aber entwickeln sich die beiden Charts wiederum in ähnlicher Weise – nach unten.

Dies ist auch ein Grund dafür, warum sich Kurseinbrüche besonders an der Wall Street in so kurzer Zeit und in selbstverstärkender Tendenz abspielen. Geschichte wiederholt sich, zumindest in diesen Fällen.

Fazit

Auch wenn einzelne Indikatoren, aufgrund der Vielschichtigkeit in der Marktentwicklung, niemals als Timing-Instrumente dienen können, so ist es in punkto Hebelung, Volatilität, Put/Call-Ratio oder auch Kreditspekulation, vor allem wenn sich diese in großen Amplituden befinden, nur eine Frage der Zeit.

Eine Aktie, die ich aus meinem Cash-Bestand gekauft habe, kann ich liegen lassen – und „Schlaftabletten nehmen“, so wie es einst André Kostolany formuliert hat, egal wie tief sie stehen mag.

Anders ist dies bei Hebelung und und auf Kredit, denn hier genügen oft schon kleine Korrekturen, bis der düstere Margin Call im virtuellen Postfach auftaucht. Auch die Federal Reserve kennt die obige Übersicht und sucht sicher nach Lösungen. Es gäbe eine einfache, aber diese hätte fatale und kaskadenhafte Auswirkungen auf den Wohlstandsfaktor Aktienmarkt in den USA.



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