Die Erleichterung nach der Übernahme der First Republic Bank durch JPMorgan hat nicht lange angehalten. In einer ersten Reaktion kletterten die US-Indizes zwar nach oben, doch dies war nicht von Dauer. Am Montag verfehlte der S&P 500 sein Jahreshoch von 4.195 Zählern nur knapp, es fehlten nur rund 8 Punkte. Einen Tag später sürzte er dann schon wieder auf 4.089 Punkte ab. Grund dafür sind vor allem die anhaltenden Sorgen rund um den US-Bankensektor, die durch erneute Kurseinbrüche der Aktien einiger Regionalbanken angeheizt wurden. Dabei traf es die PacWest Bancorp (-27,8%) und die Western Alliance Bancorp (-15,1%) besonders hart, die Zions Bancorp (-10,8%) verzeichnete ebenfalls einen zweistelligen Einbruch. Für viele Händler hätte der Zeitpunkt nicht schlechter sein können, denn heute Abend steht mit der Zinsentscheidung der Fed ein wichtiges Event auf der Agenda.
Regionalbanken: Kurseinbruch belastet Gesamtmarkt
Nur einen Tag nach dem Aufatmen der Wall Street über die Rettung der First Republic Bank schürte der Absturz von US-Regionalbanken erneut die Sorge um die Stabilität des Finanzsystems, ließ Aktien auf breiter Front sinken und führte zu einer Flucht in die sichern Häfen. Während das glänzende Edelmetall Gold wieder über die Marke von 2.000 USD anstieg, rutschten die US-Inidzes S&P 500 und Dow Jones tief in die Verlustzone.
Wie Bloomberg berichtet, haben am Vorabend des Fed-Zinsentscheids die Kursstürze von PacWest Bancorp und Western Alliance Bancorp für Verunsicherung an den Märkten gesorgt. Beide Aktien fielen im Dienstagshandel um mindestens 15 %. Der erneute Einbuch einiger Regionalbanken belastete die Finanzbranche stark, was sich auch auf den marktbreiten S&P 500 auswirkte. Der Index gab zeitweise um 2% nach, den Handel beendete er schließlich mit einem Minus von 1,16% auf 4.119 Zählern.
Bärisch eingestellte Hedge-Fonds-Händler waren an einer Verkaufswelle beteiligt, die später auch Long-Only-Investoren zu Verkäufen veranlasste, wie John Flood, Partner bei Goldman Sachs mitteilte.
Fed-Dilemma: Belastungsfaktoren beenden Aktienrally
„Die Wall Street drückt schnell auf den Verkaufsknopf, da die Turbulenzen im Bankensektor offenbar nicht so schnell verschwinden werden“, sagte Ed Moya, leitender Marktanalyst bei Oanda. „Die Risikobereitschaft war in den vergangenen Tagen zwar groß, hatte aber letztlich keine Chance, da sich die Händler auf die anhaltenden Belastungsfaktoren konzentrierten. Dazu gehören die Krise der Regionalbanken, die steigenden Rezessionswahrscheinlichkeiten und die wachsenden Risiken, dass die USA im nächsten Monat ihre Schulden nicht bedienen können.
All diese Faktoren zusammengenommen verstärken zudem das Unbehagen der Anleger über das Dilemma der Fed.
Zusätzlich zu den finanziellen Belastungen, die sich aus dem Kollaps mehrere US-Banken ergeben, bleibt die US-Notenbank Fed gefangen zwischen einer hartnäckig hohen Inflation und Daten, die auf einen wirtschaftlichen Abschwung hindeuten. So auch der am Dienstag veröffentlichte JOLTS-Report der offenen Stellen, der auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren fiel.
Schuldenobergrenze
Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Angst um die US-Schuldenobergrenze zusammenbraut. Dies verstärkt die Diskussionen der Marktteilnehmer darüber, ob die Fed nach der Zinserhöhung im Mai eine Pause einlegen sollte, um eine schwerere wirtschaftliche Rezession zu verhindern.
Während die Swaps immer noch eine Zinserhöhung der Fed um einen Viertelpunkt in dieser Woche einpreisen, haben die Händler ihre Wetten auf eine spätere Anhebung reduziert – und dabei die Wetten auf Zinssenkungen noch in diesem Jahr erhöht.
Aufgrund all dieser Faktoren dürfte es nicht überraschen, dass Anleihen am Dienstag stark nachgefragt wurden – insbesondere nach dem Ausverkauf in der vorangegangenen Sitzung. Zweijährige Anleihen, die empfindlicher auf bevorstehende Maßnahmen der Fed reagieren, fielen um bis zu 21 Basispunkte auf unter 4 %.
In der Zwischenzeit stiegen die Renditen für Schatzwechsel im Juni auf über 5 %, nachdem Janet Yellen davor gewarnt hatte, dass die US-Regierung bereits Anfang nächsten Monats an die Grenzen der Schuldenobergrenze stoßen könnte.
FMW/Bloomberg
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken