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Wall Street: Warum die Erwartungen viel zu hoch sind – und extremen Bewertungen jetzt ein Problem sind!

Warum die US-Steuerreform laut Moody´s kaum Wachstum bringt - und normalerweise die Kurse an der Wall Street um 25% fallen müssten..

FMW-Redaktion

Die Erwartungen der Trump-Administration, aber auch der Wall Street sind klar: das Wirtschaftswachstum in den USA wird durch die US-Steuerreform angeheizt, und schon deshalb seien die extrem hohen Bewertungen von US-Aktien gerechtfertigt.

Ist das wirklich so? Eher nicht, sagt etwa die Ratingagentur Moody´s in einer neu vorgelegten Analyse! Und die Schlußfolgerung von Moody´s ist klar: die US-Steuerreform wird kaum Wachstumseffekte haben, aber eben die Verschuldung der USA deutlich erhöhen:

“We do not expect a meaningful boost to business investment because U.S. nonfinancial companies will likely prioritize share buybacks, M&A and paying down existing debt. Much of the tax cut for individuals will go to high earners, who are less likely to spend it on current consumption.”

Damit, so Moody´s, würden die Schulden der USA faktisch weniger tragfähig:

“This will increase the effective cost of debt for the government faster than we previously expected, accelerating deterioration in debt affordability.”

Wer so formuliert, müsste eigentlich das Kreditrating der USA abstufen!

Die Wall Street aber interessiert sich vor allem für die US-Unternehmen – aber da drohe aufgrund der extrem hohen Bewertungen Ungemach, wie Adam Slater, lead economist bei Oxford Economics, warnt: derzeit liegt die CAPE ratio, also das vom Ökonom Robert Shiller entwickelte Kurs-Gewinn-Verhältnis der letzten 10 Jahre (inflationsbereinigt) über der Marke von 34, der zweithöchste Stand der Geschichte. Würden die Bewertungen der US-Aktien weiter steigen, sehe sich die Fed wahrscheinlich gezwungen, schneller die Geldpolitik zu straffen, um den irrationalen Überschwang abzukühlen, so Slater.

Dabei weist Slater nach, dass jedesmal, wenn die CAPE ratio um 7% gestiegen sei innerhalb von zwei Jahren (so wie derzeit seit dem Jahr 2016), es in der Folge zu einer scharfen Korrektur der Aktienmärkte gekommen sei mit einem durchschnittlichen Rückgang von -25%! Nur Mitte der 1960er-Jahre und zwischen 1997 und 1999 sei es dabei nur zu einer kleinen Korrektur gekommen, bevor die Kurse dann noch einmal weiter stiegen zu neuen Hochs!

Interessant ist darüber hinaus, welche Auswirkungen Anstiege der Aktienmärkte oder deren Fall auf die US-Realwirtschaft haben: laut Modellen von Oxford Economics führt eine 10%-Bewegung an den Aktienmärkten zu einem Wachstum bzw. Schrumpfung des US-BIPs um 0,5%. Würden also die Aktienmärkte nach dem 7%-Anstieg der CAPE ratio um die bisher in der Geschichte zu beobachtenden durchschnittlichen -25% nach unten gehen, dann hätten die USA im Jahr 2019 nur noch ein BIP-Wachstum von 1%!


Die NYSE von der Wall Street aus betrachtet
Foto: Hundsgemeini
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de



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1 Kommentar

  1. Kurz gesagt:

    Eine „Steuerreform“ schafft keinen Wert, sondern verteilt nur Vorhandenes um.

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