Man hat das Gefühl, dass am amerikanischen Aktienmarkt hohe Anspannung herrscht. Aber es ist nicht wirklich greifbar. Die Indizes rennen von Rekord zu Rekord, die Euphorie um das Thema KI scheint keine Grenzen mehr zu kennen. Aktuelle Daten zeigen auch, dass europäische Anleger über ETF-Investments in den letzten Wochen massiv amerikanische Aktien gekauft haben. Man will eben nicht noch mehr Gewinne verpassen (FOMO). So eine Rally kann lange andauern – bis irgendwann die Korrektur einsetzt. Völlig unverhofft? Ein harmloser Anlass könnte ein paar Verkäufe auslösen, weitere Anleger springen drauf und verkaufen auch, und aus dem Nichts erlebt man einen Absturz, ein reinigendes Gewitter?
Die deutsche Redaktion von Bloomberg News hat heute einen Kommentar verfasst mit dem Titel „Wetten gegen die Bullen bleiben riskant – Kein Stoppschild in Sicht“. Nachfolgend der Kommentar im Wortlaut: Selten zuvor hat sich eine Wette gegen die bullische Anlegerstimmung so riskant angefühlt wie in diesen Tagen. Angesichts der vielen, teils extremen Marktpositionen besteht kein Zweifel am Potenzial für einen kurzfristig starken Rückgang. Was fehlt, ist der Auslöser — und gute Timing-Möglichkeiten, damit eine Short-Position nicht binnen weniger Tage durch “Buy-the-Dip”-Käufe ausradiert wird.
Zwar gibt es einige Druckpunkte, die es zu beobachten gilt. Doch erscheint es unwahrscheinlich, dass sie groß genug sind, um die Entwicklung am Aktienmarkt derzeit signifikant zugunsten der Bären zu verändern — auch wenn der Gesamtmarkt, wie der nachfolgende Chart zeigt, extrem überkauft ist.
Um verstärkt Verkäufe auszulösen, bräuchte es eine klare Trendänderung und einen signifikanten Volatilitätsanstieg, um systematische Investoren wie Trendfolger, volatilitätsbasierte Strategien und optionensverkaufende Positionen zu drehen. Gehebelte Fonds müssten ein Schockereignis erleben, um Risiko abzubauen — ebenso wie Kleinanleger, etwa durch ein plötzliches Ende der KI-Euphorie.
Für den Rest des Marktes wären möglicherweise einbrechende Unternehmensgewinne, eine schwächelnde Wirtschaft und ein Vertrauensverlust in die Eingriffsfähigkeit der Zentralbanken nötig, bevor ernsthaft auf den Verkaufsknopf gedrückt würde. Kurz gesagt: Nichts davon ist unmittelbar zu erwarten. Im Gegenteil — die Kräfte des Marktes und die Angst, noch mehr von der Rally zu verpassen, treiben die Kurse weiter nach oben, auch in risikoreicheren und qualitativ schwächeren Aktiensegmenten.
Hinzu kommt eine veränderte Haltung gegenüber Risikoaversion. Das Phänomen nennt sich “Debasement-Trade” und führt dazu, dass sichere Häfen wie Gold, Bitcoin und — in gewissem Maße — auch Technologietitel auch bei Sorgenfalten gefragt bleiben. Warum? Weil Anleger fest davon ausgehen, dass monetäre und fiskalische Lockerungen die Wirtschaft selbst bei Gegenwind weiter am Laufen halten werden.
FMW/Bloomberg
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Bis auf über 220 Prozent trieben die Spekulanten den Buffet Indikator…!
Wo soll das alles enden…?
Und werden die Notenbanken überhaupt noch ernsthafte Marktbereinigungen zulassen…?