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Warren Buffet: Spuren der Lieferengpässe auch bei Berkshire Hathaway

Warren Buffett und Berkshire Hathaway

Bei Warren Buffett und Berkshire Hathaway ist alles ein wenig anders. Zum Beispiel die Bekanntgaben der Quartalsberichte, die stets auf ein Wochenende fallen und damit nicht dem hektischen Hin und Her der Börsenwoche unterworfen sind. Bis zum Beginn des nächsten Handels haben Investoren Zeit, sich über die Validität der Daten Gedanken zu machen. So wie aktuell, wo man Zahlen sehen konnte, die etwas enttäuschten, aber etwas stützt seit Jahren.

Warren Buffett und Berkshire Hethaway: Q3 mit Licht und Schatten

Berkshire Hathaway konnte im dritten Quartal 2021 die Erwartungen der Analysten nicht erfüllen. Der operative Gewinn legte im letzten Quartal um 18 Prozent auf 6,47 Milliarden Dollar zu, beim Gewinn pro Aktie wurden 2,87 Dollar gemeldet, gegenüber 2,30 Dollar im Quartal des Vorjahres. Erwartet hatte die Wall Street aber 3,07 Dollar.

Klar, dass sich in dem Geflecht von über 90 Gesellschaften einige befanden müssen, die unter der Lieferkettenproblematik, den steigenden Preisen oder auch dem Materialmangel gelitten haben. Zudem hatten die Versicherer im Portfolio große Schäden zu stemmen, die durch einen Hurrikan und Überschwemmungen in Europa verursacht worden sind

Da Warren Buffett immer noch keine günstigen Investments für seine große Cashreserven gefunden hat, ist er einmal mehr über seinen Schatten gesprungen und hat massiv eigene Aktien zurückgekauft. Im letzten Quartal für 7,6 Milliarden Dollar, damit insgesamt schon für 20,2 Milliarden Dollar und es stehen noch mindestens 1,7 Milliarden Dollar für den Rest des Jahres aus. Dies stabilisiert den Aktienkurs und erst recht die Rekordsumme von 143 Milliarden Dollar, die die Gesellschaft an Cash vorhält. Ein. großes Sicherheitsnetz für ein Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 645 Milliarden Dollar.

Die Jahrhundertbilanz des Warren Buffett

Die so genannte A-Aktie von Berkshire Hathaway ist eigentlich nicht handelbar für einen Normalanleger. 434.000 Dollar standen am Ende der Handelszeit am Freitag für den Wert an der Kurstafel, eine astronomische Summe für eine einzelne Aktie, weil sich der Investor eben weigert, den sonst üblichen Aktiensplit durchzuführen. Die B-Aktie kostete hingegen handelbare 287 Dollar.

Bereits Mitte März diesen Jahres hatte ich einen Artikel verfasst, über die gewaltige Performance dieser Beteiligungsgesellschaft mit ihren etwa 90 Unternehmen. Die Erfolgsgeschichte begann im Jahre 1965 mit folgenden Ausgangsstand:

Die Aktie Berkshire Hathaway notierte um die 12 Dollar, der S&P 500 bei 85 bis 90 Punkten.

Eine satte Kursentwicklung für den großen amerikanischen Leitindex, aber erst für die Beteiligungsgesellschaft.

Langzeitvergleich zwischen S&P 500 und Berkshire:

Von 1965 bis Ende 2020 (inkl. Dividenden)

S&P 500: 10,2 Prozent per annum
Berkshire: 20 Prozent
S&P 500: 23.454 Prozent gesamt
Berkshire: 2.812.536 Prozent
Oder anders ausgedrückt: 2,81 Millionen Prozent.

Der Kurs der ungesplitteten A-Aktie von Berkhire stieg von 12 Dollar auf über 430.000 Dollar aktuell. Damit wurde auch schon die 3-Millionen-Prozent-Marke geknackt. Warren Buffett besitzt ein Sechstel der Aktien dieser Gesellschaft, etwas 2,5 Millionen Stück.

Nicht zu vergessen: In dieser langen Anlageperiode gab es den Vietnamkrieg, die Ölpreiskrise in den 1970-ern, den kalten Krieg, den berühmten schwarzen Montag im Jahr 1987, das Platzen der Internet-Bubble, die Finanzkrise und die Corona-Krise.

Eine Performance von über drei Millionen Prozent seit dem Start der Gesellschaft, unvorstellbar, aber das ist nun einmal das Wesen des Zinseszinseffekt, von dem Albert Einstein einmal behauptet hat, es sei das achte Weltwunder. „Wer ihn versteht, der verdient daran, alle anderen bezahlen dafür.“

Wenn Buffett über Jahrzehnte 20 Prozent per annum Performance erzielt und der S&P 500 eben nur gut 10 Prozent – dann kommt man zu so einer Differenz. Nicht nachvollziehbar, aufgrund der Anlagedauer und vor allem aus praktischen Gründen. Wie viele Fonds haben den Index über 15, 30 oder noch auf längere Zeit geschlagen?

You can make an educated guess!

Fazit

Warren Buffett ist 91 Jahre alt, sein Stellvertreter Charlie Munger wird in zwei Monaten bereits 98. Die ruhige Art des Aktienhandels fördert anscheinend ein langes Leben, könnte man fast behaupten, obgleich diese Behauptung auf lediglich zwei Personen gestützt, mehr als nur eine kleine Begehung des so genannten „Stichprobenfehlers“ darstellt. Jedenfalls wird es künftig ziemlich spannend, wie die Nachfolger der beiden mit einer Strategie umgehen, die sich über sechs Jahrzehnte bewährt hat: Kauf von unterbewerteten Aktien und eine lange Haltedauer.

Aber derzeit scheint sich das Blatt für den Großinvestor sogar wieder etwas zu wenden. Vieles spricht für einen Trendwechsel von Growth zu Value, allein schon bei einem Szenario steigender Zinsen. Aber anscheinend haben die Mathematiker in den Investmentbanken schon strukturell für 2021 einen Wechsel vollzogen. Denn trotz der grandiosen Performance des S&P 500 mit 25 Prozent in diesem Jahr, liegt Berkshire Hathaway mit über 34 Prozent schon seit Monaten vor dem viel beachteten Weltleitindex.



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