Allgemein

Warren Buffett geht „all-in“: Berkshire Hathaway mit größtem Zukauf seit einem Jahrzehnt

Was wurde gekauft - und vor allem: warum?

Warren Buffet geht „all-in“: Berkshire Hathaway mit größtem Zukauf seit einem Jahrzehnt

Warren Buffett, 91-jähriger Starinvestor, und sein nicht minder erfolgreicher 98-jähriger Partner Charlie Munger haben im ersten Quartal 2022 für Berkshire Hathaway insgesamt rund 50 Milliarden US-Dollar am Aktienmarkt investiert. Das ist das größte Summe, die ihr Unternehmen Berkshire Hathaway seit 2008 innerhalb eines Quartals angelegt hat. Die geopolitische Krise und die Sorge vor der Inflation waren die ausschlaggebenden Gründe, die beide Investoren dazu bewogen hat, soviel Geld auszugeben. Der gigantische Cash-Berg schmolz auf 106 Milliarden US-Dollar zusammen, liegt aber immer noch deutlich über der von Warren Buffet präferierten Mindestreserve. Auf der Hauptversammlung am letzten Samstag, der ersten mit Publikum seit der Corona-Pandemie, ging Warren Buffett auf die aktuelle Entwicklung an den Finanzmärkten ein.

Wo lauern laut Warren Buffett Gefahren am Aktienmarkt?

Die größte Sorge bereitet Buffett die aktuelle Inflation, die „praktisch jeden trifft. Sie trifft Anleihen-Besitzer genauso wie Anleger, die ihr Geld unter dem Kopfkissen bunkern.“ Berkshire Hathaways breit diversifizierte Unternehmensportfolio hätte die Herausforderungen durch Inflation und Produktions- und Lieferkettenunterbrechung hervorragend aufgefangen, erläuterte Star-Investor Buffett. Dafür sei die langfristige und nachhaltige Ertragskraft der darin enthaltenen Unternehmen verantwortlich, die Gewinne liegen auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Vorjahr.

Welche Aktien hat Berkshire Hathaway gekauft?

Warren Buffett setzt auf die Ölindustrie. Der Anteil von Chevron-Aktien wurde massiv ausgebaut, die aktuelle Positionsgröße hat nun einen Wert von knapp 26 Milliarden US-Dollar. Chevron ist eines der ältesten Unternehmen im Ölgeschäft und hat seine Wurzeln in der Standard Oil Company (California) von John D. Rockefeller. Laut eigenen Angaben ist Chevron in 180 Ländern aktiv, der größte Produzent geothermischer Energie und in der Gasindustrie tätig. Der Konzern erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 177 Milliarden US-Dollar und zählt mit einer Marktkapitalisierung von 308 Milliarden US-Dollar zu den 50 größten Unternehmen dieser Welt. Die letzte bekannte Positionsgröße in Chevron war Ende 2021 4,4 Milliarden US-Dollar wert. Wie sich eine Aktie verhält, wenn Berkshire Hathaway mit etlichen Milliarden US-Dollar einsteigt, sehen Sie hier im Chart (Das erste Quartal ist farbig markiert):

Chevron Warren Buffett Berkshire Heathaway

Ein weiteres Unternehmen, bei dem Buffet sein Engagement ausgeweitet hat, ist die Occidental Petroleum Corp. Die bestehende Position im Wert von rund 10 Milliarden US-Dollar wurde um weitere sechs Milliarden aufgestockt. Occidental Petroleum ist ein international tätiger US-Konzern und ebenfalls im Öl- und Gasgeschäft tätig. Warren Buffett half 2019 finanziell bei der Übernahme der Anadarko Petroleum und überbot die vorliegende Offerte von Chevron erfolgreich. Occidental Petroleum hat aktuell eine Marktkapitalisierung von gut 53 Milliarden US-Dollar und generiert rund 26 Milliarden US-Dollar Umsatz. Auch hier sieht man im Chart sehr deutlich, wie sich so eine Buffet-Kauforder auswirkt (das erste Quartal ist wieder farbig unterlegt):

Occidental Petroleum

Berkshire Hathaway ist bereits stark im Versicherungsgeschäft investiert, hat aber auch hier zugekauft. Knapp 12 Milliarden US-Dollar wurden in die Alleghany Corp. investiert. Am 7. März traf sich Buffett mit dem CEO Joseph Brandon zum Dinner und unterbreitete ihm nebenbei ein Cash-Übernahme-Angebot von 850 US-Dollar pro Aktie für das Unternehmen. Dies entsprach einem rund 25-prozentigen Aufschlag auf den damaligen Kurs. Buffet und Brandon kennen sich bereits aus Brandons Zeit als CEO von General Re, ein zur Berkshire Gruppe gehörendes Versicherungsunternehmen. Die Verhandlungen zogen sich ein paar Tage hin, Warren Buffett besserte sein Angebot aber nicht weiter nach. Da nach Ablauf der 25-tägigen Frist kein weiterer Bieter bereit war, einen höheren Preis zu bezahlen, wurde die Übernahme am 14. April vollzogen.

Activision Anteil auf 9,5 Prozent aufgestockt

Activision Blizzard ist ein Unternehmen aus der Computerspiele-Welt. Warren Buffett hat auch hier seinen Anteil deutlich erhöht, da Microsoft im Januar bekannt gab, Activision für 95 US-Dollar pro Aktie übernehmen zu wollen. Weitere 4,2 Milliarden US-Dollar wurden noch in HP-Aktien investiert und für 3,2 Milliarden eigene Aktien zurück gekauft.

Berkshire Hathaway Class A- oder Class B-Aktien?

Will man am Erfolg von Warren Buffett und Charlie Mugler teilhaben, kann man Aktien von Berkshire Hathaway erwerben. Der Unterschied zwischen der Class A und Class B Aktie ist hauptsächlich der Preis. Eine Class A-Aktie notiert aktuell bei 484.340 US-Dollar, eine Class B-Aktie bei 322,83 US-Dollar. Sie entspricht 1/1.500tel der A-Aktie und hat ein vermindertes Stimmrecht. Class A-Aktien können in B-Aktien umgetauscht werden, umgekehrt geht das allerdings nicht.

Die Berkshire Hathaway Aktie hat sich nicht nur in der Vergangenheit gut geschlagen, auch in diesem Jahr kann sich die Performance sehen lassen. Seit Jahresanfang liegt die Aktie knapp fünf Prozent im Plus, während der Gesamtmarkt knapp 15 Prozent verloren hat.

Berkshire Hathaway Aktie und Warren Buffett

Auch die langfristige Performance spricht für sich und bedarf keiner weiteren Erklärung. 730 Prozent Kursgewinn in 22 Jahren entspricht einer jährlichen Rendite von über 9 Prozent pro Jahr.

Berkshire Hathaway hält immer noch 106 Milliarden US-Dollar Cash

Warren Buffett hat sein Pulver noch lange nicht verschossen. 106 Milliarden US-Dollar schlummern auf den Konten von Berkshire Hathaway und warten darauf, vor der Inflation geschützt zu werden. Da amerikanische Vermögensverwalter ab einem Vermögen von 100 Millionen US-Dollar bei der SEC (Securities and Exchange Commission; amerikanische Börsenaufsicht) ein sogenanntes 13F Formular vierteljährig abgeben müssen, in dem sie ihre US-Aktien-Positionen offenlegen, wird man spätestens im Juli erfahren, wo Buffett wieder zugeschlagen hat.

Kursdaten aus https://de.tradingview.com

Offenlegung gemäß § 80 WpHG zwecks möglicher Interessenkonflikte:

Der Autor dieser Veröffentlichung erklärt, dass er jederzeit in einem der genannten und analysierten bzw. kommentierten Finanzinstrumente investiert sein kann. Dadurch besteht möglicherweise ein Interessenkonflikt. Der Autor versichert jedoch, jede Analyse und jeden Marktkommentar unter Beachtung journalistischer Sorgfaltspflichten, insbesondere der Pflicht zur wahrheitsgemäßen Berichterstattung sowie der erforderlichen Sachkenntnis, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit erstellt zu haben.
Diese Veröffentlichung stellt keine Anlageberatung dar. Es handelt sich auch nicht um Kauf- oder Verkaufsempfehlungen von Wertpapieren und sonstige Finanzinstrumenten. Die Wertentwicklung der Vergangenheit bietet keine Gewähr für künftige Ergebnisse. Die bereitgestellten Analysen sind ausschließlich zur Information bestimmt und können eine individuelle Anlageberatung nicht ersetzen. Eine Haftung für mittelbare und unmittelbare Folgen aus diesen Vorschlägen ist somit ausgeschlossen.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

4 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Die haben mehr oder weniger gar nichts investiert, es ist das Geld ihrer Mandanten, ihrer Anleger.

    Ich kann ja auch nicht sagen, der oder die Manager der Deka oder der DWS hätten irgendwann und irgendwie etwas investiert.

    Buffet macht das schlau, er nutzt den Herdentrieb der Bevölkerung aus. Die stürzen sich dann auf die empfohlenen, pardon gekauften Papiere und schon steigt der Kurs.

    Das kennen wir doch aus der 3 Sat Telebörse. Die Älteren unter uns werden sich vielleicht erinnern, es gab damals immer so ein Börsenspiel.
    Die Phänomene sind nicht neu, dass gab’s schon in den Zwanzigern des vorigen Jahrhunderts.
    Umso mehr er das publik macht umso mehr Kunden gewinnt er und umso mehr Geld kann er anlegen.

  2. auch seine aussagen zum bitcoin finde ich recht interessant:

    Warren Buffett würde sämtliche Bitcoins der Welt nicht um 25 Dollar nehmen

    https://www.derstandard.at/story/2000135367927/warren-buffett-wuerde-saemtliche-bitcoins-der-welt-nicht-um-25

  3. ich würde auch nicht sämtliche bitcoins für 25 dollar kaufen. Bedeutet nämlich, dass kein anderer User mehr das Netzwerk benutzt. Somit gibt es kein Netzwerk und es zählt nur noch der intrinsische Wert ;)

  4. Komische definition von All in, er hatte 150 Mrd und investiert 50 Mrd also 30% das nennt man hier All In….all In ist wenn man 100% Investiert und aufsteht und Feierabend macht

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage