Märkte

Warren Buffett: Sein großer Pessimismus für die Luftfahrtindustrie

Am 7. April hatte ich es in einem Artikel über die Investments von Warren Buffett noch gemutmaßt: Seine Verkäufe von Fluggesellschaften seien ein Verkaufssignal für die Märkte. Dabei hatte er sich nur von einem Teil seiner Positionen von South West und Delta Airlines getrennt. Aber jetzt kam der ganz große Schnitt: Berkshire Hathaway, die Firma der Warren Buffett vorsteht, hat sich in der Corona-Krise von sämtlichen Anteilen ihrer vier US-Fluggesellschaften getrennt. Warren Buffett verkündete am Samstag auf der virtuellen Hauptversammlung alle Beteiligungen an Delta Air Lines, United Airlines, Southwest Airlines und American Airlines veräußert zu haben.

Dazu passt ein Zitat des Investors:

„Wenn wir etwas verkaufen, dann betrifft es sehr häufig alle Anteile. Wir reduzieren keine Positionen. Wenn wir ein Geschäft mögen, dann kaufen wir davon so viel wie möglich und behalten es so lange wie möglich. Und wenn wir unsere Meinung ändern, dann machen wir keine halben Sachen mehr.“

Noch Ende des vergangenen Jahres hielt man elf Prozent an Delta Air Lines, zehn Prozent an American Airlines, neun Prozent an United Airlines und zehn Prozent an Southwest Airlines. Das Investment hatte um die sieben bis acht Milliarden Dollar gekostet, beim Verkauf fiel etwa ein Verlust von circa zwei Milliarden Dollar an.

Die Bilanz von Berkshire Hathaway

Diese Summe gab einen richtigen Aufschrei in den Medien: Warren Buffett verliert wegen der Coronakrise 50 Milliarden Dollar, nach einem Gewinn von 21 Milliarden Dollar im Vorjahr. Aber eigentlich wurde operativ ein Zuwachs von mehr als 5,8 Milliarden Dollar gegenüber dem Vorjahr ausgewiesen, wie das?

Die US-Bilanzregeln sehen es vor, dass die Beteiligungsgesellschaft auch nichtrealisierrte Aktienverluste und -gewinne melden muss. Für Warren Buffett eher nicht so wichtig, er blickt mehr auf das operative Ergebnis.

Klar musste das Geflecht von Berkshire Hathaway mit seinen 90 Beteiligungen infolge der Coronakrise mächtig Federn lassen. Allerdings macht die Entwicklung von sieben Aktien mit ihrer Gewichtung von über 70 Prozent den Löwenanteil aus: Apple (mit fast 30%), Bank of America, Coca-Cola, American Express, Wells Fargo, Kraft Heinz und JPMorgan. Trotz Apple liegt die Aktie jetzt schon über 20 Prozent gegenüber dem Jahresbeginn im Minus. Der gestrige Tag hatte in der Nachbereitung der HV noch einmal einen Abschlag von fast drei Prozent gebracht.

Warren Buffett und seine Pläne zum Einstieg bei Unternehmen

Seit Wochen warten viele Buffett-Jünger (auch der bekannte deutsche Fondsmanager Dr. Hendrik Leber ist so einer) darauf, dass der Value-Investor in der Krise zuschlägt und bei gefallenen Aktien als Investor einspringt. Aber nichts da, er habe bisher noch keine interessanten Angebote bekommen.

„Donˋt see anything attractive to buy!“, so der Investor, obwohl er mittlerweile 137 Milliarden Dollar an Cash hält, ein neuer Rekord. Ein Problem sei, dass viele Unternehmen erst einmal versuchen würden, über Regierungsprogramme oder durch die Federal Reserve Hilfen zu bekommen. Doch wenn sich das ändere, dann stehe Berkshire Hathaway bereit, so Warren Buffett auf seiner Hauptversammlung. Diese extreme Rettungsmentalität ist auch ein Unterschied zu früheren Rezessionen.

Der Investor hält das Geld seiner Gesellschaft doch ziemlich zusammen, im ganzen ersten Quartal gab er nur 3,5 Milliarden Milliarden für neue Aktienkäufe aus und davon war bereits die Hälfte für eigene Aktienrückkäufe.

Schon seit längerer Zeit spekuliert man an den Märkten, wann der große Investor bei der taumelnden Firma Boeing einsteigen werde, einem Unternehmen, welches aufgrund seiner Rüstungssparte von nationalem Interesse ist. Diese Erwartungen dürfte spätestens jetzt vom Tisch sein, als er analysierte, dass es zu viele Flugzeuge gäbe – ein weiterer Rückschlag für den Flugzeughersteller.

Fazit

Es ist eigentlich schon ein bedenkliches Zeichen, wenn sich der Langfristanleger Warren Buffett trotz seines grundsätzlichen Optimismus insbesondere für sein Heimatland „Never bet against America“, auf seiner Hauptversammlung so skeptisch zur Zukunft der US-Wirtschaft äußert. Es war seine erste Online-Veranstaltung vor einer leeren Messehalle und er streute ungewohnt nachdenkliche Töne an seine vielen Zuhörer. Das Coronavirus werde auch seine Gesellschaft noch richtig treffen. Er wisse auch nicht, wie sich der US-Konsument in Zukunft verhalten werde, vor allem nicht in der Luftfahrt- und Tourismusbranche.

Seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway ist ein kleines Abbild der großen US Ökonomie, mit seinen Käufen und Verkäufen bewegt Warren Buffett die Märkte. Aber noch mehr blickt die weltweite Investorengemeinschaft auf seine Äußerungen zu den Märkten. Sein Wort hat Gewicht, auch wenn er im August diesen Jahres bereits 90 Jahre alt wird – und so darf man gespannt sein, wie die Wall Street auf seinen Pessimismus reagiert? Während der Finanzkrise 2008 hatte er noch anders geklungen, in etwa seinem Spruch folgend: „Be greedy when others are fearful!“ Aber selbst in der Ausverkaufsphase im März hatte er keine Unternehmen gefunden, die preiswert genug für seine Richtlinien gewesen wären. Aber es gibt noch eine andere Deutung: Es könnte sein, dass der Altmeister darauf spekuliert, dass es noch einmal sehr viel billiger wird, sprich es mit den Kursen noch einmal deutlich nach unten gehen könnte.

Mit der Situation um Covid-19 scheint auch der alte Meister mit seinen 65 Jahren Investment-Erfahrung an seine Grenzen zu stoßen. Obwohl er bereits sechs Rezessionen mit seiner Beteiligungsgesellschaft überstanden hat, was ihn ganz anders prägen musste, als jene Analysten, die nur über Krisen schreiben, aber nicht mit ihrem Kapital geradestehen müssen.

Warren Buffett gerät aus der Erfolgsspur



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1 Kommentar

  1. Es erstaunt gar nicht.Warren Buffett handelt ganz rational u.darf nicht zu früh zukaufen, sonst könnte er in einer zweiten Welle ein Fiasko erleiden.Als ich vor ein oder zwei Jahren sowas schrieb wurde ich arg belächelt.Die Situation war damals folgende ( ohne Gewähr)
    Anlagevermögen ca. 400 Mia.
    Eigenkapital ca. 100Mia.
    Fremdkapital ca.300 Mia. = ca.75% Belehnung
    Wenn er jetzt ungesichert in die Baisse gelaufen ist ( was anscheinend passierte) u.z.B.40Mia. Buchverlust hat , ist seine Belehnung auf 84% gestiegen. Er hätte also keine Reserven zum Zukaufen.Da die Belehnungen in chaotischen Zeiten abgebaut wird hätte jeder andere Anleger ohne Beziehungen ein schönes Margin-Call.Zu erwähnen, dass er schon länger vorsichtig war u.viel Cash hatte.
    Die Moral zum Zukauf wird ach nicht überschwänglich sein wenn ein in 60 Jahren aufgebautes Vermögen von ca. 100 Mia.in einem Monat fast halbiert wird.
    Fazit: Wenn man mit gehebelten Anlagen ungesichert in eine Korrektur läuft wird es fatal. Viele kennen eben nur die schöne Hebelwirkung nach oben.
    Obiges Beispiel entspricht meinem ungefähren Wissensstand, gewiefte Leute können die Richtigkeit gerne überprüfen u. mitteilen.

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