Gold/Silber

Warren Buffett und sein plötzliches Interesse an Gold

Die Investorenwelt blickt auf Warren Buffett, der investiert, wenn andere ängstlich sind – und Cash hält, wenn die Masse gierig wird. Als die Kurse wegen Corona billig wurden, hielt er sich auffällig zurück, seine Cash-Bestände nahmen sogar zu. In letzter Zeit hat er einige überraschende Änderungen in seinem Portfolio vorgenommen und ein Investment getätigt, welches den ein oder anderen Buffett-Jünger etwas verblüfft haben dürfte.

Warren Buffett und sein Einstieg bei Barrick Gold

Wie oft wurde die Abneigung des Großinvestors gegen das gelbe Edelmetall schon thematisiert. Es erwirtschafte keine nachhaltigen Werte wie Zinsen oder Dividenden. Man müsse einen Verrückten finden, der mehr für das Metall hinlege, als man selbst bezahlt habe. Legendär ist auch sein Spruch vor Studenten an der berühmten Harvard-Universität: „Gold wird aus dem Boden in Afrika oder irgendwo sonst in der Welt ausgegraben. Dann schmelzen wir es ein, graben ein anderes Loch, verstecken das Gold wieder darin und bezahlen dann Menschen, um darum herumzustehen und es zu bewachen. Wenn Marsmenschen das sähen, würden sie sich am Kopf kratzen.“

Soweit einer seiner zynischen Bemerkungen. Die Zunahme des Wertes von Gold seit seinem Tief im März von über 75 Prozent scheint aber ein gewisses Umdenken des Investors, der Ende August das 90. Lebensjahr vollenden wird, verursacht zu haben. Nun zeigen die am Freitag veröffentlichten Pflichtmitteilungen gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC (13-F-Filings), nicht nur, dass Warren Buffett das Portfolio seiner Gesellschaft Berkshire Hathaway im zweiten Quartal noch stärker umgebaut hat, sondern dass er knapp zwölf Millionen Aktien des größten Goldproduzenten Barrick erworben und dafür 564 Millionen Dollar ausgegeben hat. Obwohl dies erst nur einen Anteil von 1,2 Prozent des Unternehmens ausmacht, legte die Aktie nachbörslich um vier Prozent zu. Auch ist der Depotanteil bei Berkshire mit 0,3 Prozent nicht spektakulär.

Weitere Umschichtungen

Nachdem es schon seit drei Monaten bekannt ist, dass sich Berkshire Hathaway, im Zuge der Corona-Krise von sämtlichen Airline-Aktien getrennt hat, wurden jetzt weitere Umschichtungen öffentlich.

Bankensektor:

Federn lassen muss der bisher sehr bankenlastige Depotanteil von Berkshire Hathaway. Warren Buffett trennte sich von 26 Prozent seiner noch gehaltenen Aktien an Wells Fargo. Die Papiere machen nun noch rund drei Prozent im Portfolio von Berkshire Hathaway aus. Auch von JP Morgan, der größten und bisher überaus profitablen US-Bank, reduzierte man den Depotanteil auf ein Prozent durch den Verkauf von 61 Prozent der vorher gehaltenen Anteile (Restwert ca. 2 Mrd. $). Die restlichen Anteilsscheine an Goldman Sachs wurden vor Kurzem alle verkauft.

Erstaunlicherweise langt Warren Buffett bei einer anderen US-Bank weiter kräftig zu – bei der Bank of Amerika. Damit ist das Institut weiterhin der zweitgrößte Posten in der Beteiligungsgesellschaft. Bereits Ende des zweiten Quartals lag dessen Anteils bereits bei 10,9 Prozent des US-Aktienportfolios von Berkshire Hathaway.

Seit dem 20. Juli gab die Gesellschaft weitere 1,7 Milliarden Dollar für Aktien der Bank aus, die den 22 Milliarden Dollar schweren Anteil von Ende Juni ergänzen. Weitere Verkäufe gab es im zweiten Quartal bei Restaurant Brands und Occidental Petroleum – Werte, die sehr stark von Corona betroffen waren.

Die mit großem Abstand schwerste Position blieb auch im zweiten Quartal der Portfolioanteil des iPhone-Produzenten Apple, mit 45 Prozent bei Berkshire Hathaway und einem Wert von bereits über 90 Milliarden Dollar.

Groß waren die Veränderungen im Beteiligungsdepot von Warren Buffett im zweiten Quartal also nicht und die Gesellschaft hält immer noch die Riesensumme Cash in Höhe von zuletzt 146,6 Milliarden Dollar.

Barrick Gold war auch der einzige neue Wert in dem Aktienportfolio, das Warren Buffett zusammen mit den Managern Ted Weschler und Todd Combs verwaltet.

Fazit

Welche Reaktionen wird der Einstieg von Warren Buffett bei dem größten Goldförderer der Welt auslösen? Einem Investor, der eine Anlage in dem gelben Edelmetall stets als reine Spekulation betrachtete. Hat sich damit die Meinung von Warren Buffett zu Gold geändert? Schließlich ist der Investor dafür bekannt langfristig zu agieren und seine Assets durchschnittlich über ein Jahrzehnt lang zu halten.

Erstaunlich ist die Treue des Investors zum Highflyer Apple, bei dem er erst im Jahre 2016 eingestiegen war. Damals zu dem mehrjährigen Tiefkurs von 90 Dollar, anschließend der Großeinstieg bis 2018 mit dem Durchschnittspreis von 127 Dollar und weiteren Nachkäufe bis 2019. Berkshire Hathaway ist damit Großinvestor bei Apple mit knapp sechs Prozent.

Insgesamt hat Buffett für alle Apple-Aktien in etwa 35 Milliarden Dollar bezahlt, die heute aber bereits über 90 Milliarden Dollar wert sind. Ein gigantischer Gewinn innerhalb weniger Jahre, da der Investor erst vor vier Jahren bei Apple gestartet ist.

Warum verkauft der Investor nach diesem gewaltigen Kursanstieg von Apple und einem damit verbundenden riesigen Klumpenrisiko im Portfolio von Berkshire Hathaway nicht?

Kaum anzunehmen, dass Warren Buffett, das „Orakel von Omaha“,  nicht gut im Bilde von weiteren Ideen des führenden Technologiekonzerns der Welt ist, als Großaktionär, der sich schon einmal zum Dinner mit CEO Tim Cook trifft.

Und von einem Unternehmen, von dem er noch im Frühjahr 2020 behauptete: „Wahrscheinlich das beste Unternehmen, das ich kenne!“

Warren Buffett scheint seine Einstellung zu Gold geändert zu haben



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