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De-Karbonisierung ist auf Ressourcen Afrikas angewiesen Warum China in Afrika so stark engagiert ist

Afrika als Schlüssel-Kontinent und die Chancen Europas

Afrika China

Afrika ist der Mutterkontinent der Menschheit und die Wiege seiner Rohstoffe: Sein Reichtum an mineralischen Ressourcen beläuft sich auf rund 30 Prozent der globalen Mineralreserven und ist schon deshalb für das Energie-hungrige China interessant. Die Transformation der kommenden Dekaden, speziell Digitalisierung und De-Karbonisierung, sie sind auf die Ressourcen und natürlichen Bedingungen Afrikas angewiesen.

China und Afrikas Reichtum an Rohstoffen

Die afrikanischen Rohmaterialien scheinen zudem unerschöpflich und mannigfaltig zu sein. Afrika verfügt über die größten Reserven an Kobalt, Diamanten, Platin und Uran weltweit, mehr als 40 Prozent des weltweiten Goldes und bis zu 90 Prozent der Chrom- und Platin-Vorkommen. Zwölf Prozent der globalen Ölvorräte liegen dort sowie sieben Prozent des Erdgases. Hinzu kommen seltene Erden wie Mangan, Rutil und Zirkon. Der technologische Fortschritt wird mit Afrika in jedem Fall schneller verlaufen als ohne Afrika. Und diese Ausgangslage bringt die Länder Afrikas in eine völlig neue, wahrlich postkoloniale Situation.

Und im größeren Zusammenhang geht es um mehr als den Zugang zu Rohstoffen und Märkten des jungen Kontinents, es geht um Investitions- und Innovationsperspektiven für alternde und zunehmend saturierte Gesellschaften. Und mit diesen positiven Perspektiven könnte es vielleicht gelingen, die alte Leier einer von Sicherheitsbedrohungen und Migrationsströme geprägten eurozentrierten Afrikabildes zu überwinden.

Geopolitische Dimensionen: Afrika, China und der Westen

Die geopolitische Dimension sind die 54 afrikanischen Stimmen bei den Vereinten Nationen und ihr unmittelbarer Einfluss auf die Reste dessen, was den westlich geprägten Multilateralismus ausmacht.

Es ist nicht verwunderlich, dass auch andere Staaten Interesse bekunden, Russland, die Türkei und vor allem China haben sich stark in Afrika engagiert. Ihr Entwicklungsabsatz hat gegenüber demjenigen der westlichen Staaten durchaus Attraktivität: Sie werden nicht als frühere Kolonialmächte angesehen (was im Lichte des osmanischen Einflusses in Nordafrika bemerkenswert ist), ihr Fokus ist auf harte Entwicklungspolitik (Infrastruktur, Militärkooperation, Wohnungsbau) ausgerichtet und legt (bisher) keinerlei Wert auf gesellschaftliche Reformen, gute Regierungsführung oder Wertefragen. Zudem gelten diese Länder auch als Alternativen gegenüber dem Siegeszug des westlichen Gesellschaftsverständnisses, das in vielen Teilen Afrikas schlicht als bigott und hypokrit angesehen wird.

Wie ist diese Form der Systemkonkurrenz vor allem mit Blick auf China einzuschätzen?

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich China für die afrikanischen Länder zu einem der wichtigsten Investoren und Handelspartner entwickelt. Bei Infrastrukturprojekten und dem Handel mit Rohstoffen hat es Europa als wichtigsten Partner verdrängt.

Begründet wurde die Zusammenarbeit bereits im Jahr 2000 durch das China-Afrika-Kooperationsforum, in dessen Rahmen die finanzielle Unterstützung sich von fünf Milliarden US-Dollar im Jahr 2006 auf 60 Milliarden US-Dollar 2018 mehrmals verzehnfacht haben. Das chinesisch-afrikanische Handelsvolumen hat sich seitdem verzwanzigfacht, von zehn Milliarden US-Dollar auf über 200 Milliarden. Zuletzt jedoch sind Investitionen in Afrika rückläufig gewesen.

Abgelöst wurde das Kooperationsforum im Jahr 2012 durch die  Initiative „Neue Seidenstraße“ ein Prestigeprojekt von Präsident Xi Jinping. Es umfasst neben großen Infrastrukturprojekte zu Wasser, zu Land und in der Luft und der Erschließung von Rohstoffen auch Kooperationen im IT- und Kommunikationssektor der afrikanischen Netze. Der 5G-Standard kann damit ein entscheidender entwicklungspolitischer Faktor in Afrika werden.

Der chinesische Fortschritt in Afrika in den vergangenen beiden Dekaden hat verschiedene Ursachen: die Schnelligkeit der Entscheidung und der Realisierung: China ist schneller bei Entscheidungen und in der Umsetzung von Projekten, es thematisiert keine demokratischen oder menschenrechtlichen Standards und hat einen anderen Zugang zu Fragen von Geschäftsbeziehungen mittels Korruption.

Trotz dieses anderen Zugangs und der erheblichen Einflüsse, die China gewonnen hat, haben europäische Staaten und Unternehmen weiterhin eine gute Ausgangsposition im Werben um Kooperationen im „neuen“ Afrika.

Kritik in Afrika an China

Die Qualität europäischer Produkte und Leistungen wird sehr hoch bewertet. Auch bei den weichen Faktoren wie der Transparenz der Kooperation, der Schaffung von Arbeitsplätzen für die lokale Bevölkerung oder den Arbeitsbedingungen ist das Renommee europäischer Partner hoch. Und unwidersprochen bleibt Chinas Engagement ebenfalls nicht. China stellt seine eigenen Interessen, auch im Lichte wirtschaftlicher Probleme zuhause, immer ungenierter heraus. Immer mehr afrikanische Länder fragen sich, ob die neuen Spielräume nicht durch neue erhebliche Abhängigkeiten überkompensiert werden. Eine neue Schuldenfalle droht, und anders als mit den westlichen Geberstaaten haben es in Not geratene afrikanische Länder mit einem übermächtigen Partner mit expliziten Eigeninteressen zu tun. Dabei wächst die Sorge, China könnte bei Zahlungsunfähigkeit die Kontrolle über zentrale Infrastrukturen in afrikanischen Ländern an sich reißen.

Europa kann durchaus seine Chancen nutzen

Diese Entwicklungen gilt es aus europäischer Sicht zu nutzen, denn trotz der Reputation Europas und der Schwächen des chinesischen Ansatzes ist festzuhalten, dass China für den aktuellen Stand vieler afrikanischer Staaten ein interessantes Modell parat hat: Es setzt auf große, harte Projekte, während sich Europa in Afrika auf kleinteilige und oft abstrakt-weiche Vorhaben konzentriert, und diese haben weniger Bestand und Nachhaltigkeit.

Unter afrikanischen Entscheidungsträgern wurde die Aussage „China/Europa unterstützt die Entwicklung der Infrastruktur in Afrika“ von 85,5 Prozent der Teilnehmer für China unterstützt, für Europa sehen dies nur 64,2 Prozent so.

Anmerkung: Der Autor Matthias Schäfer ist Leiter des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Algerien



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2 Kommentare

  1. Ich denke, in Afrika wird es Niemanden interessieren, wenn China Taiwan „heim ins Reich holt“.
    Und wenn der Westen nicht endgültig beweisen will, dass die Sanktionen gegen Russland nur der Ausdruck der üblichen Doppelmoral ist, dann muss China genau so sanktioniert werden wie Russland.
    BRICS wird reichlich Zulauf bekommen.
    Und wenn die Afrikaner dann noch in Echtzeit miterleben können, was eine Energiewende wie in Deutschland anrichtet, dann werden sie auch ihre Energieversorgung nach chinesischem Standart aufbauen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Afrika will doch von den neokolonialen Europäern nichts mehr wissen. Der Westen mischt sich überall in innere Angelegenheiten der Staaten ein. So etwas gefällt niemandem. umsonst wurde Frankreich nicht aus Mali rausgeworfen und die Deutschen sollten das Land auch verlassen.
    Und dann kommen die Klimaschützer daher und wollen die Rinder weltweit abschaffen. Der Tschad steht an 3 . Stelle mit Rinderherden, vor Neuseeland und Uruquay. Südsudan, Niger und Südafrika befinden sich auch unter den ersten 10 Deutschland an 30. Stelle. Gerechnet pro Einwohner an Stelle 101. (Quelle : Günter Ederer, Konferenz in Dublin von Wissenschaftlern aus 18 Staaten, die sich mit Ernährung und Fleischkonsum beschäftigten) Herus kam auch, daß alle Studien zum Fleischkonsum von der der Industrie, wie Nestlé Danone, Unilever kommen.
    Und da will die EU punkten ?

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