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Warum das Wachstum weltweit schwächelt

Von Claudio Kummerfeld

Es gibt zwei ökonomische Meinungslager, wenn es um die Gesundung der Weltwirtschaft geht. Die einen (Schäuble etc) sagen Sparen, Sparen, Sparen, die anderen sagen Investieren, Investieren, Investieren. Wenn man nicht über das Thema Haushaltsgesundung spricht, sondern warum das Wachstum weltweit schwächelt, kommt immer wieder die fehlende staatliche Investitionsbereitschaft ins Spiel.

Hamburger Hafen Containerschiff Wachstum ist vorhanden
Wachstum im Handel, aber nicht bei Investitionen: Containerumschlag im Hamburger Hafen. Foto: Gunnar Ries / Wikipedia (CC BY-SA 2.5)

Wachstum seit 1970

Die mangelnde Aktivität bei neuen Investitionen hemmt die Industrieproduktion. Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass großvolumige Investitionen wiederum zu einem drastischen Anstieg der Staatsverschuldung führen würden. Hierzu liefert eine aktuelle Studie der Europäischen Zentralbank höchst interessante Daten. Auf dieser Grafik erkennt man sehr gut das globale Wachstum beim Import seit 1970. Die rot gestrichelte Linie zeigt das durchschnittliche globale Wachstum bei Importen von 1970 bis 2007. Man kann gut den großen Ausschlag nach unten auf -14% und sofort danach auf +16% von 2008-2011 erkennen. Seitdem ist das Importwachstum von +16% auf aktuell nur noch +3% gefallen, Tendenz weiter fallend.

Weltweites Wachstum Import

Grafik: Europäische Zentralbank

Wachstumsimpulse aus Deutschland?

Die folgende Grafik zeigt die Investitionen in Deutschland in % bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt. Auch wenn es sich nur um relativ kleine %-Abweichungen von 3 oder 5% handelt – in Euro reden wir hier über jährliche zweistellige Milliardenbeträge. Anfang der 90er war die Investitionsquote aufgrund der Wiedervereinigung verständlicherweise recht hoch mit fast 25%. Dann rutschte sie ab und hängt seit 2002 bis heute immer um die 20% herum. Wie man sieht: vor der 2008er-Krise 20%, nach der Krise 20%. Strukturelle Wachstumsimpulse für die Weltwirtschaft durch Investitionen sind aus Deutschland anscheinend nicht zu erwarten.

BRD Investitionen in Relation zum BIP Probleme fürs Wachstum

Grafik: Statistisches Bundesamt

Die Industrienationen sind das Problem

Wie diese Grafik der EZB eindrucksvoll zeigt, haben die Schwellenländer ihre Investitionen nach der Krise von 25 auf 23% gesenkt. Gleichzeitig haben aber die Industrienationen ihre Investitionen von 23 auf 20% gesenkt. Hört sich erst mal nicht so dramatisch an, aber in effektiven Geldsummen geht es hier um gigantische Beträge, die zum Ankurbeln des globalen Wachstums fehlen. Als Beispiel für das Einbrechen der Investitionstätigkeit hervorheben kann man Spanien. Das Land konzentrierte sich beim eigenen Wirtschaftswachstum jahrzehntelang auf den Bausektor und vernachlässigte die Diversifikation in der Industrieproduktion. Als die Immobilienblase platzte, brach der Bausektor von jetzt auf gleich zusammen, Investitionen gab es keine mehr, die Arbeiter verloren größtenteils ihre Jobs. Spanien fährt seit der Krise bis heute einen strikten Sparkurs, um seine Schuldensituation in den Griff zu bekommen. Wachstum durch Investitionen wird hier wie auch aus Deutschland nicht zu erwarten sein.

Mangelndes Wachstum wg rückläufiger Investitionen

Grafik: Europäische Zentralbank

Es ist der ewige Kampf, der wohl nie durch ein Patentrezept perfekt gelöst werden kann. Welcher Politiker würde nicht gerne Geld investieren um seine Wirtschaft anzukurbeln? Aber unausweichlich steigen dadurch die Staatsschulden.



Quelle:
Europäische Zentralbank
Statistisches Bundesamt



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1 Kommentar

  1. Naja, der Staat müsste sich gar nicht groß verschulden, wenn die Unternehmen sich verschulden und investieren würden. Denn das ist die Aufgabe von Unternehmen in einer Marktwirtschaft. Warum tun sie es nicht oder viel zu wenig?
    Vielleicht hängt das ja auch mit mangelnder Nachfrage zusammen? Auf der einen Seite Exportüberschuss-Länder durch Lohnmoderation bzw. – wie in DE – Dumpinglohnpolitik, und auf der anderen Seite ein absurder Austeritätskurs, der die Nachfrage zusätzlich abwürgt. Wieso sollten Unternehmen, die gerade auch in DE Netto-Sparer sind, unter diesen Bedingungen investieren? Da tut außerdem die EZB wenig, weil sie das Nachfrageproblem nicht lösen kann.!!
    Nur, jetzt muss der Staat die Ersparnisse aufnehmen und investieren, weil es sonst niemanden gibt. Es muss aber insbesondere die „Goldene Regel“ der Lohnpolitik wieder greifen und der Austeritätskurs beendet werden – dann klappts auch mit den Nachbarn …
    Es stellt sich nämlich überhaupt nicht die Frage, ob sich jemand verschuldet ((denn so ist unser (Geld-) System)) sondern WER und WÖFÜR!
    LG Traumschau

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