Von Markus Fugmann
Das ist heute so eine Art Brexit in Miniaturformat! Erst geht es nach Scheitern der Jamaika-Sondierungen nach unten, dann jedoch die Erholung – der Dax ist inzwischen im Plus, der Euro praktisch unverändert zum Schlusskurs am Freitag. Weckt irgendwie Erinnerungen an den Brexit – oder auch an die Marktbewegungen nach der schockierenden Trump-Wahl, die dann zur größten Party wurde.
Warum ist das heute beim Dax und beim Euro so? Erstens ändert sich ja erst einmal nichts – Merkel bleibt nach wie vor geschäftsführende Bundeskanzlerin bis zu den wahrscheinlichen Neuwahlen (im April?). Mithin ist das also, wie man im englischen sagt, „not tradable“ (also nicht handelbar), weil ein zu langer Zeithorizont! Auffallend war übrigens heute auch, dass etwa Anleihen der Euro-Peripherie kaum reagierten auf das Ende der Jamaika-Sondierungen.
Der zweite Grund dürfte sein: die Wirtschaftsdaten aus Deutschland sind gut – eine Analyst der Rabobank sagt daher: Deutschland ist wie ein Schiff, das sich selbst steuert:
„Germany’s strong and improving fundamentals provide some important insulation from political concerns. In other words, the ship can effectively sail itself“.
Und die dritte und vielleicht wichtigste Erklärung: wer braucht schon eine funktionierende Regierung, wenn für die Märkte doch nicht Regierungen, sondern die Notenbanken entscheidend sind?? Und die kaufen, besonders in Gestalt der EZB, sowieso alles auf. Mithin ist also das heutige Geschehen an den Märkten der Beleg dafür, dass Regierungen überschätzt sind – die für die Märkte wirklich relevante Politik machen nicht mehr Regierungen, sondern die Notenbanken!
Was uns zu der Frage führt: warum wählen wir nicht gleich die Notenbanken zur Regierung? Wäre irgendwie ehrlicher – und ändern würde sich ja sowieso nichts, weil die Notenbanken ja auch schon jetzt regieren. Das etwa die Politik der EZB die deutschen Sparer bzw.. allen jene enteignet, die keine größeren Vermögenswerte besitzen, hat die Kanzlerin ja stillschweigend geduldet. Bundesbankchef Weidmann protestierte dagegen, bekam aber von der Kanzlerin keine Rückendeckung, weil man ja die Eurozone retten mußte (fragt sich nur auf wessen Kosten!). Und jetzt ist der Zug eben irgendwie abgefahren..
Eines aber muß man den Finanzmärkten schon lassen: sie sind auf eine brutale Art und Weise ehrlich..
Foto: Avarice (2012), by Jesus Solana / Wikipedia (CC BY 2.0)
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Das heutige Verhalten war fast erwartbar. Vorbörslich ein Einbruch und dann Rally. Man muss sich nur das Marktverhalten nach der Trump-Wahl und der Brexit Entscheidung anschauen. Zu dem Hinweis zu den Notenbanken, dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Ich sags doch, „Strong Long“!
„Nachträglicherklärer“. Herrlich.
Genau wie M.Fugmann sagt,
Draghi Der Schutzpatron ( Schmutzpatron) der Wohlhabenden hat heute Nachmittag erklärt ,dass die (manipulierte ) Teuerung immer noch zu tief ist u.die Geldpolitik weiterhin locker sein soll.Damit hat er mindestens kurzfristig die Aktienmärkte wieder gestützt.Wenn DE irgendwann eine Regierung bekommt die das Spiel des Zahlmeisters dieses Experiments nicht mehr mitmacht, wirds dann lustig ! !!
Wie sage ich immer?
Wir leben in einer EZB-Diktatur!