Der Dax hat heute mit 23.528 Punkten ein neues Rekordhoch erreicht, und damit das vorherige Hoch aus März bei 23.476 Punkten überschritten. Im Chart sehen wir den Kursverlauf des GER40 CFD seit Februar. Alleine in den letzten Wochen ist es ein Anstieg von fast 4.000 Punkten! Die massiven Verluste, die durch Donald Trumps umfassenden Zölle ab Anfang April entstanden, wurden inzwischen mehr als aufgeholt. Warum läuft die Rally aktuell weiter? Die Börse handelt die Zukunft, und die Aussichten auf eine stufenweise Entspannung im Handelskrieg öffnet den Horizont für die Zeit danach. Neben den in den nächsten Monaten und Quartalen anstehenden Infrastruktur- und Rüstungsausgaben, die für den Dax sicher auch einen Push-Faktor darstellen, schauen wir nachfolgend auf aktuelle Ereignisse.
Dax im Rekordrausch – mehrere aktuelle Faktoren
Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz hat gestern Abend erstmals mit US-Präsident Donald Trump telefoniert. Und man war sich einig, dass die Handelsstreitigkeiten schnell gelöst werden sollten. Dazu kommt das anstehende Treffen von China und den USA morgen in der Schweiz – das erste Gespräch seit Verhängung der beidseitigen hohen Zölle. Eine Entspannung im Handelskrieg ist möglich, dies lässt den Dax massiv ansteigen. Denn damit kann man vermuten, dass auch im Handelsstreit zwischen USA und EU eine Einigung möglich ist. Untermauert wurde diese Hoffnung gestern durch den verkündeten Handelsdeal der USA mit Großbritannien. Auch wenn der Deal inhaltlich kein Knaller war – aber Trump sah es als phantastische Einigung an. Und das ist letztlich wichtig. Wenn er glaubt, der Gewinner zu sein und gut da zu stehen, kann auch die EU so einen „Deal“ mit ihm abschließen?
Über den Dax-Rekord berichtet Bloomberg News aktuell wie folgt: Der paneuropäische Stoxx 600 Index stieg bis 9:10 Uhr in London um 0,4%, da die am Wochenende anstehenden Handelsgespräche zwischen den USA und China die Stimmung aufhellten. Der Dax war die Wochen zuvor um bis zu 16 % eingebrochen, als Trumps weitreichende Zölle die Volatilität der globalen Märkte auslösten. Der Index erholte sich jedoch, als Washington in Handelsfragen einen milderen Ton anschlug. Der Optimismus über einen deutschen Wirtschaftsboom nach den Steuerreformen der neuen Regierung hat auch die Nachfrage nach lokalen Aktien angetrieben.
Aussagen von Analysten und Strategen
„Es muss gesagt werden, dass die jüngsten Wirtschaftsdaten, insbesondere in Deutschland, sehr günstig waren“, sagte Claudia Panseri, Chief Investment Officer für Frankreich bei UBS Wealth Management. „Diese guten Nachrichten kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die Europäische Zentralbank signalisiert, dass sie die Zinssätze etwas stärker senken könnte, als die Anleger erwartet haben.“
Der Dax ist so beliebt geworden, dass er jetzt relativ teuer ist und mit dem höchsten Aufschlag gegenüber seinen europäischen Konkurrenten seit 2009 gehandelt wird. Europäische Aktien waren im Jahr 2025 allgemein in der Gunst der Anleger, die angesichts von Trumps Zöllen nach Alternativen zu US-Anlagen suchten, weil sich die wirtschaftlichen Aussichten verbesserten. Der Stoxx 600 hat den S&P 500 bisher um rekordverdächtige 19 Prozentpunkte auf Dollarbasis übertroffen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der europäischen Benchmark liegt mit 14 zwar leicht über dem 20-Jahres-Durchschnitt, ist aber immer noch weitaus günstiger als das des S&P 500 mit fast 21, wie aus den von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht.
In der Woche bis zum 7. Mai flossen rund 4,2 Milliarden Dollar in europäische Aktienfonds, so eine Notiz der Bank of America unter Berufung auf Daten von EPFR Global. BofA-Stratege Michael Hartnett sagte, er bevorzuge in diesem Jahr internationale Aktien gegenüber US-Aktien. Unter den Einzelwerten stieg die Commerzbank um 2,4%, nachdem der Gewinn im ersten Quartal unerwartet gestiegen war, da die Bank weniger Geld als erwartet für säuernde Kredite im Zuge des Handelskriegs zurückstellte. „Der Bankensektor war in den letzten Wochen eindeutig die Speerspitze der europäischen Rallye, zusammen mit Industrie- und Immobilienwerten. Dies sind solide Treiber, vor allem für Deutschland“, sagte Panseri von UBS Wealth Management.
FMW/Bloomberg
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Der DAX und andere Indizes sind nicht im Rekordrausch wie vielseits angenommen, sondern gleicht lediglich den Papiergeldverlust aus, den die Inflation verursacht. Real gemessen befinden sich alle Märkte, inkl. Nasdaq seit 25 Jahren in einer Baisse. Das heisst, dass ich, selbst wenn ich zu 100% in Aktien investiere, real Geld verliere. Wenn ich dann noch einen der vielen Looser habe, dann sieht das noch schlechter aus. Nichts ist, wie es scheint, am allerwenigsten die Börse.