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Deutschland boomt - rosige Aussichten Warum der DAX und deutsche Aktien auch in Zukunft überzeugen

Warum deutsche Aktien und der DAX auch in Zukunft überzeugen
Bulle und Bär vor der Frankfurter Skyline. Grafik durch ChatGPT erstellt

Wenn es derzeit einen Sektor gibt, der bei der Rally am deutschen Aktienmarkt herausragt, dann sind es die Rüstungsaktien. Dank des Verteidigungsbooms ist die Rheinmetall-Aktie in diesem Jahr um mehr als 200 Prozent gestiegen – nachdem sie bereits im Vorjahr die Rally angeführt hatte. Doch auch der Rest der deutschen Aktien muss sich nicht verstecken und dürfte weiter an Bedeutung gewinnen. Dank des Verteidigungsbooms und der geplanten Staatsinvestitionen in Infrastruktur und Aufrüstung werden die Unternehmensgewinne in Deutschland sprudeln und schneller steigen als in den USA. Der DAX dürfte also weiterhin von den rosigen Aussichten profitieren.

Boom deutscher Aktien

Die großen deutschen Unternehmen werden ihre Gewinne voraussichtlich schneller steigern als ihre Konkurrenten in den USA, da die fiskalischen Anreize aus Berlin ihre Leistung beschleunigen werden, berichtet Bloomberg.

Die Mitglieder des DAX werden ihre Gewinne in der zweiten Jahreshälfte 2025 und im Jahr 2026 voraussichtlich um 13 bis 15 Prozent steigern. Damit würden sie sich von einem Rückgang um zwei Prozent in den ersten sechs Monaten dieses Jahres erholen. Dies geht aus Daten von Bloomberg Intelligence hervor.

Damit würde der DAX im nächsten Jahr nach langer Zeit mal wieder den von den Analysten für den S&P 500 prognostizierten Gewinnanstieg je Aktie um 13,5 % übertreffen. Der deutsche Leitindex wächst auch schneller als jeder andere europäische Länderindex und übertrifft gleichzeitig den breiter gefassten STOXX 600 Benchmark.

„Der deutsche Tiger wacht auf”, sagte Kevin Thozet, Mitglied des Investmentkomitees von Carmignac, das ein Vermögen von rund 39 Milliarden Dollar verwaltet. „Ich hoffe, dass sich immer mehr Menschen der Tatsache bewusst werden, dass das Gewinnwachstum deutscher Unternehmen im Jahr 2026 im Durchschnitt über dem der USA liegen dürfte.”

Der deutsche DAX hängt die US-Aktien ab
Der deutsche DAX führt die europäische Konkurrenz an. Gewinnwachstum im Vergleich.

Dieser Optimismus spiegelt sich in der Entwicklung der Aktien wider. Deutsche Aktien sind für Anleger, die vom Aufschwung der europäischen Wirtschaft profitieren und ihre Portfolios außerhalb der USA diversifizieren wollen, zum bevorzugten Aktienmarkt geworden. Zwar stellt Corporate America die deutschen Aktien insgesamt weiterhin in den Schatten, doch die US-Wirtschaft wurde in diesem Jahr durch Trumps Drohung mit den höchsten Zöllen seit einem Jahrhundert gebremst. Die Stagflationssorgen nehmen zu und treiben die Anleger in die billigeren internationalen Märkte und vor allem in den DAX.

DAX mit Rekordjagd und rosigen Aussichten

Der DAX ist in diesem Jahr um 22 Prozent gestiegen und damit so stark wie kein anderer großer globaler Index – auch dank des Höhenflugs der Rüstungsaktien. Der Referenzindex Stoxx Europe 600 legte um etwa 9 % zu, während der S&P 500 erst kürzlich eine positive Entwicklung für das Jahr 2025 verzeichnete.

Deutsche Aktien erleben einen Boom - Deutschland im Aufwind
Deutsche Aktien entwickeln sich seit November besser als ihre europäischen Konkurrenten – sowohl große als auch mittelgroße Unternehmen.

Der Gewinnanstieg in Deutschland wird vor allem von Rüstungsaktien getragen, da Europa in die Stärkung seines Militärs investiert. In der zweiten Jahreshälfte 2025 werden Rheinmetall AG, Airbus SE und MTU Aero Engines AG rund 20 % zum EPS-Wachstum des DAX beitragen, der jüngst ein neues Rekordhoch erreicht hat.

Auch Aktien aus den Bereichen Energiewende, Elektromobilität und künstliche Intelligenz dürften wichtige Treiber sein, da in Rechenzentren, Elektrifizierung und neue KI-Anwendungen investiert wird.

Laut den BI-Strategen Kaidi Meng und Laurent Douillet könnte der deutsche Leitindex davon profitieren, dass die US-Zölle weniger hart ausfallen als zunächst befürchtet.

Während die Automobilhersteller Mercedes-Benz und BMW sowie der Chiphersteller Infineon Technologies von den Zöllen der Trump-Regierung auf die Autoindustrie betroffen sein könnten, ist der Rest des Index besser geschützt. Der Softwaregigant SAP und der Versicherer Allianz entgehen den Zöllen, da sie Dienstleister sind. Und Industriegiganten wie BASF und Siemens sind durch ihre US-Produktionsstandorte geschützt.

Da die schlimmsten Befürchtungen in Bezug auf Zölle bisher ausgeblieben sind, konzentrieren sich die Anleger auf fiskalische Anreize. Die Pläne von Bundeskanzler Friedrich Merz, die Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur zu erhöhen, könnten laut BI das Wirtschaftswachstum bis 2026 um 1,6 % steigern. Dies entspricht einem Anstieg des Gewinns pro Aktie um 6 % für DAX-Unternehmen und um 12 % für den MDAX der mittelgroßen Unternehmen.

Deutschland gewinnt an strategischer Bedeutung

Für Jim Zelter, den Präsidenten von Apollo Global Management, ist Deutschland unter der neuen Regierung „ein wunderbarer Ort, um zu Investieren zu machen“.

„Dies ist eine 4-Billionen-Dollar-Wirtschaft. Ihr Ziel ist es, in den nächsten 10 bis 12 Jahren eine 6-Billionen-Dollar-Wirtschaft zu erreichen“, sagte er in einem Interview mit Bloomberg TV. „Wir sind bereit, über 100 Milliarden Dollar an Kapital aus unseren Finanzierungsinstrumenten bereitzustellen.“

Das deutsche Kabinett hat ein Paket von Steuererleichterungen für Unternehmen im Wert von schätzungsweise 46 Mrd. € gebilligt. Es ist Teil eines umfassenderen Vorstoßes zur Wiederbelebung der Wirtschaft, die den Prognosen zufolge im Jahr 2025 zum dritten Mal in Folge stagnieren wird. Diese Schritte folgen auf die Zusage der Regierung, einen 500 Milliarden Euro schweren Infrastrukturfonds einzurichten und die Schuldengrenze für Verteidigungsausgaben aufzuheben. Deutsche Aktien profitieren auch von den im Vergleich zu ihren US-Konkurrenten niedrigeren Zinssätzen. Erst am Donnerstag hat die EZB die Zinsen zum achten Mal auf 2,0 % gesenkt, während der US-Leitzins bei 4,25 bis 4,50 Prozent notiert.

„Deutschland und damit auch der DAX gewinnen an strategischer Bedeutung, da die Anleger eine Diversifizierung weg von den politischen und fiskalischen Risiken in den USA suchen – unterstützt durch wachstumsfördernde Reformen und industrielle Stärke“, sagte Charu Chanana, Chefanlagestratege bei Saxo. „Deutschland reitet nicht nur auf einer Marktwelle, sondern steht am Beginn einer potenziellen politischen Renaissance.“

Deutschland: Rosige Aussichten für den Dax und deutsche Aktien
Die Erwartungen steigen, da deutsche Aktien die Zollbefürchtungen abschütteln.

Handelskrieg bleibt ein Risiko

Obwohl die prognostizierte verteidigungsbedingte Outperformance für deutsche Blue-Chip-Aktien vielversprechend aussieht, sollten man die möglichen indirekten Auswirkungen der Handelsspannungen nicht außer Acht lassen.

„Da 31 % der Indexeinnahmen aus den USA stammen, ist der DAX nicht immun gegen das Risiko von Sekundäreffekten, sollte eine Stagflation in den USA zu einer geringeren Nachfrage und höheren Kosten in der Region führen“, so Meng und Douillet von BI.

Dies könnte dazu führen, dass Anleger eher auf inländisch ausgerichtete deutsche Aktien setzen. Diese würden wahrscheinlich am meisten von den fiskalischen Anreizen profitieren und wären weniger anfällig für internationale Zölle.

Besonders attraktiv erscheint der MDAX, da er auf Basis des künftigen Kurs-Gewinn-Verhältnisses nahezu ohne Aufschlag gegenüber dem DAX gehandelt wird – verglichen mit seinem historischen Durchschnittsaufschlag von 30 %. Auch auf absoluter Basis sind die Bewertungen nicht hoch und liegen nahe dem historischen Durchschnitt – zumal die Benchmark bis 2026 ein zweistelliges EPS-Wachstum erwarten lässt.

Der Handelskrieg der USA bleibt ein Risikofaktor für deutsche Aktien
Deutsche Mid-Caps sind relativ günstig, der MDAX ist im Vergleich zum DAX attraktiv bewertet.

„Die langfristigen inländischen Aussichten in Deutschland hellen sich auf, da ein wachstumsfördernder Politikwechsel sowie Steuerausgaben die Investitionen ankurbeln dürften“, so die Strategen von Barclays Plc unter der Leitung von Emmanuel Cau. Sein Team stuft deutsche Aktien und den MDAX auf „Übergewichten“.

FMW/Bloomberg



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