Der europäische Terminmarkt-Gaspreis Dutch TTF fällt deutlich, obwohl es in Europa kalt ist, und obwohl deswegen die Füllstände der Gasspeicher spürbar sinken. Wie kann das sein? Der Preis fällt heute früh um 8 % auf 60,70 Euro. Ende Dezember waren es noch 75 Euro, und Anfang Dezember noch über 150 Euro (Chart zeigt Kursverlauf seit Jahresanfang).
Gaspreis fällt – Speicher immer noch relativ gut gefüllt trotz kaltem Wetter und Ausspeicherung
Schauen wir auf die Gasspeicher. In Deutschland fallen die Füllstände nun seit 14 Tagen ununterbrochen auf 85,85 %, laut Daten von Gas Infrastructure Europe. Im EU-Schnitt fallen die Speicherstände seit 20 Tagen ohne Unterbrechung auf 77,81 %. Eigentlich ein guter Grund, um den Gaspreis steigen zu lassen? Denn die derzeitige Kälte erhöht nun mal den Heizbedarf, und sorgt für zunehmende Gefahr an Knappheit?
Aber nein, am Markt sieht man es offenbar anders. Denn wir haben nun gut die Hälfte der kalten Jahreszeit bereits hinter uns. Und immer noch sind die Gasspeicher im Vergleich zu den Vorjahren sehr gut gefüllt. Denn erstens gab es beim Auffüllen der Gasspeicher große Anstrengungen, und zweitens gab es vor dieser Kältephase eine Phase, wo das Wetter wochenlang viel zu warm war – und wo der Gasverbrauch sehr gering ausfiel. Dies wirkt offenbar immer noch nach.
Mildes Wetter steht an
Aber da ist noch mehr. Die Börse handelt immer die Zukunft, so offenbar auch der Gaspreis am Terminmarkt. Bloomberg schreibt aktuell: Die Temperaturen in Nordwesteuropa sollen bald milder werden, und bis zur ersten Februarwoche wird wärmeres Wetter erwartet, so der Prognostiker Maxar Technologies Inc. Starke LNG-Ströme und gesunde Lagerbestände stimmen zuversichtlich, dass Europa diesen Winter ohne Energieengpässe beenden wird. Dies trägt dazu bei, die geringeren Lieferungen aus Russland und die wartungsbedingten Liefereinschränkungen aus Norwegen auszugleichen. „Die Gasmärkte blieben angesichts des kälteren Wetters relativ stabil“, so die Analysten von Alfa Energy in einer wöchentlichen Mitteilung. „Da das Wetter Anfang Februar wieder mild werden soll, ist bis dahin nicht mit großen Preisschwankungen zu rechnen.
Gute Nachrichten aus Norwegen
Und es gibt noch eine weitere gute Nachricht, die dem Gaspreis aktuell bei der Entspannung hilft: Norwegen, Europas größter Gasversorger, erholt sich heute von einigen der jüngsten Kürzungen, die durch geplante und ungeplante Ausfälle verursacht wurden, aber die Gesamtlieferungen aus dem Land liegen immer noch unter seiner maximalen Kapazität.
FMW/Bloomberg
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