Die Furcht vor kommender Inflation im Sinne von Kaufkraftschwund der Fiat-Währungen spielte auch eine Rolle. Korrekterweise bezeichnet Inflation aber nicht die preisliche Veränderung eines vordefinierten statistischen Warenkorbes, sondern die Veränderung der Geldmenge. Jedoch hat es sich eingebürgert, Teuerung und Inflation als Synonyme zu gebrauchen. Nach der Finanzkrise kam es zwar zu keinem Teuerungsschub im statistischen Warenkorb aber wegen der gestiegenen Geldmenge zu steigenden Vermögenspreisen. Gold ist auch ein Vermögenswert und fiel daher auch nicht auf den Preis von vor der Finanzkrise zurück. Dafür gibt es noch zwei andere Gründe, die besonders jetzt wieder eine große Rolle bei dem Anstieg des Goldpreises spielen: den Zins und das systemische Risiko.
Schutz vor diversen Risiken
Die Incerementum AG in Lichtenstein hat anhand historischer Daten herausgefunden, dass der Goldpreis nicht unbedingt Inflation benötigt, um anzusteigen. Auch in deflationären Phasen wie z. B. zwischen 1814-18, von 1864-1894 oder von 1929-1933 stieg der Goldpreis stark an (zwischen 40 und 100 Prozent). Sogar im Jahr 2008 konnte der Goldpreis in US-Dollar um 6 Prozent steigen, während andere Rohstoffe, Aktien und Immobilien signifikant an Wert verloren. Der Grund dafür ist die Funktion des Goldes als ultimativer sicherer Hafen gegen jede Art von politischen, wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Unwägbarkeiten. Gold bietet einen intrinsischen Wert, ist weltweit gleichwertig, leicht zu transportieren, gut zu verbergen und mit Einschränkungen auch diskret erwerbbar. Sogar während militärischer Auseinandersetzungen und dem völligen Kollaps von Volkswirtschaften funktionierte Gold als Wertspeicher und Tauschmittel auch weiterhin.
Die Opportunitätskosten
Ein wichtiger Grund für die aktuell steigenden Goldpreise gilt parallel auch für andere Vermögenswerte: die de facto Abschaffung des Zinses bzw. die real negativen Zinsen. Diese sind für die Entwicklung beim Goldpreis sehr wichtig. Als zinslose Währung, die zudem noch Lager-, Versicherungs- und Transportkosten verursacht, sind die sogenannten Opportunitätskosten für die Attraktivität für Investoren von hoher Relevanz. Untersuchungen der Deutschen Bank über drei Jahrzehnte haben ergeben, dass der Goldpreis immer dann besonders stark ansteigt, wenn der Realzins negativ ist, also der Nominalzins von risikolosen Staatsanleihen minus die offizielle Inflationsrate. Dies ist aktuell wieder der Fall.
Fazit
Der Goldpreis benötigt also keine ausgeprägte Inflation im Hier und Jetzt, um anzusteigen. Allein das erhöhte Risiko von zukünftiger Inflation reicht schon aus.In Zeiten erhöhter systemischer Risiken, negativer Realzinsen und einer zukünftig wegen der globalen Überschuldung unkalkulierbaren Geldpolitik der Währungshüter des Fiat-Moneys wird Gold als ultimative Vermögensversicherung nachgefragt. Momentan hat Gold bei derart negativen Realzinsen sogar einen Zinsvorteil. Die in der Vergangenheit oft als Argument gegen ein Goldinvestment angeführten Opportunitätskosten fallen somit weg. In einer Welt der Unsicherheit bietet Gold einen im Vergleich zu anderen Vermögensspeichern hohen Grad an Verlässlichkeit mit einem sehr langen historischen Track-Record.
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