Gold/Silber

Warum der Goldpreis trotz Fed-Zinsanhebung steigt – Expertenaussage

Barren aus Gold

Zinsen steigen, und der Goldpreis steigt auch? Da stimmt doch was nicht? Denn eigentlich sollte das zinslose Gold doch unattraktiver werden, je höher die Zinsen steigen. Denn je mehr Ertrag man für Zinsanlagen erhält, desto weniger attraktiv wird das Edelmetall. Gestern nun hat die Federal Reserve die Zinsen für die USA um 0,25 Prozentpunkte angehoben, und wohl 6 weitere Anhebungen stehen noch für dieses Jahr im Raum.

Da sollte der Goldpreis doch kräftig in den Keller rauschen? Pustekuchen. Gestern Abend kurz vor der Fed-Entscheidung noch bei 1.907 Dollar, so sehen wir seitdem einen spürbaren Anstieg auf aktuell 1.941 Dollar. Auf der einen Seite könnte man meinen, dass so eine kräftige Zinswende vom Goldmarkt bereits eingepreist war – und dann noch die anstehende viel stärkere Inflation wegen dem Ukraine-Krieg, die für Gold spricht? Und sonst? Hören wir einem Experten zu. Carsten Fritsch von der Commerzbank hat in seinem heutigen Kommentar über Gold auch die Fed-Entscheidung, ihre Aussagen und die Auswirkungen auf den Goldpreis besprochen. Fed-Chef Jerome Powell sagte, dass jede der noch anstehenden Sitzungen in diesem Jahr ein „live meeting“ sei – also komme jede Sitzung für eine Zinserhöhung in Betracht. Die gestern veröffentlichten Projektionen der Fed-Mitglieder implizieren laut Carsten Fritsch die Erwartung von sieben Zinserhöhungen bis Jahresende, einschließlich der gestrigen.

Auch der Markt preist laut Carsten Fritsch gemessen an den Fed Fund Futures mittlerweile für jede FOMC-Sitzung bis zum Jahresende eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte ein. Für die nächsten drei Sitzungen würden sogar fast 100 Basispunkte eingepreist, was einen Zinsschritt um 50 Basispunkte auf einer der drei Sitzungen impliziere. Bereits gestern habe es einen Fed-Präsidenten gegeben, der sich für einen 50-Basispunkte-Schritt aussprach. Der Weg ist laut Carsten Fritsch damit für die kommenden Monate vorgezeichnet.

Warum aber der Goldpreis heute trotzdem steigt? Dazu genügt laut Aussage von Carsten Fritsch ein Blick auf vorherige Zinserhöhungszyklen. Denn auch dort legte Gold nach dem erfolgten Start der Zinserhöhungen zu. Dasselbe scheine sich diesmal zu wiederholen, auch wenn ein Vergleich mit vorherigen Zinserhöhungszyklen durch den Krieg in der Ukraine erschwert werde. Denn dadurch komme ein weiterer Faktor dazu, der für eine stärkere Goldnachfrage spricht. Zu sehen sei dies an den anhaltend robusten ETF-Zuflüssen. Gestern verzeichneten Gold-ETFs einen Zufluss von 11 Tonnen. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine vor knapp drei Wochen würden sich die Zuflüsse auf 117 Tonnen belaufen.

Kursverlauf im Goldpreis in den letzten zehn Tagen Kursverlauf im Goldpreis in den letzten zehn Tagen.



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2 Kommentare

  1. „Denn je mehr Ertrag man für Zinsanlagen erhält, desto weniger attraktiv wird das Edelmetall“

    Die Minizinserhöhungen sind bei erwarteten zweistelligen Inflationszahlen wohl vernachlässigbar.
    Das wissen die Goldkäufer.

  2. Man schaue auch auf die Realzinsen, die negativ mit dem Goldpreis korrelieren und sich auf dem negativsten Niveau seit 1952 bewegen. Mickymaus-Zinsanhebung hin oder her.

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