Gold/Silber

Warum der Silberpreis den Fahrstuhl nach oben nimmt

Nach dem starken Anstieg ab Mitte März konnte der Silberpreis die Hälfte der vorherigen Verluste wieder wettmachen. Anschließend geriet die Erholung ab Mitte April jedoch ins Stocken. Über drei Wochen verharrte der Preis des weißen Edelmetalls in einem Konsolidierungsdreieck. Nun gelang der Ausbruch über wichtige Widerstandsmarken und die Vorzeichen für die weitere Entwicklung sehen positiv aus.

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Der Silberpreis fährt eine Etage höher

Wie ich bereits in meinem Artikel vom 25. April „Warum der Silberpreis aktuell seine Richtung findet“ skizzierte, hat sich der Silberpreis nach dem heftigen Abverkauf bis Mitte März dafür entschieden, dem Goldpreis nach oben, anstatt anderen Rohstoffpreisen, wie zum Beispiel den Ölnotierungen, weiter nach unten zu folgen. Zwar konnte der Preis des weißen Edelmetalls, anders als der Goldpreis, noch keine V-förmige Erholung vollenden, zuletzt aber wichtige charttechnische Widerstände nach oben überwinden und sich langsam wieder der Abbruchkante vom 12. März bei 17,73 US$/Unze annähern. Aktuell notiert der Silberpreis mit 16,30 US$/Unze leicht über dem wichtigen 61,8-er Fibonacci Retracement, nachdem die Kurse am 7. Mai mit einer dynamischen Tageskerze sowohl den gleitenden 50-Tage-Durchschnitt überwinden als auch aus dem Konsolidierungsdreieck nach oben ausbrechen konnten.

An der nun erreichten signifikanten Widerstandsmarke kann er Silberpreis durchaus erneut einige Zeit konsolidieren. Als nächste Widerstandsmarke muss zunächst der Horizontalwiderstand bei ca. 16,57 US$/Unze genommen werden, bevor der Weg frei ist in Richtung 17,56 US$. Bis zu diesem Niveau konnte sich der Silberpreis im Anschluss an den ersten Abwärtsschub im Zuge der Corona-Krise bis zum 9. März wieder berappeln. Grundsätzlich sehen die Vorzeichen für weiter steigende Notierungen nicht nur aus rein charttechnischer Sicht gut aus.

Trump und Powell sorgen für weiter steigende Kurse

Die jüngste Aufwärtsdynamik verdankt der Silberpreis auch den Diskussionen über eine länger anhaltende und deutlich ausgeprägtere Rezession als dies bislang mehrheitlich von vielen Ökonomen erwartet wurde. Der Goldpreis stieg daraufhin an und der Silberpreis zog überproportional nach. In dieser Woche fand der Präsident der amerikanischen Notenbank (Fed), Jerome Powell, ernüchternde Worte zur US-Konjunktur und sprach am Mittwoch von der wohl schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg, die die Vereinigten Staaten nun heimsuche.

Die Marktteilnehmer hatten zuletzt sehr optimistisch in die Zukunft geblickt und stark auf eine V-förmige Erholung der US-Wirtschaft gesetzt. Die kalte Dusche aus dem Munde der obersten geldpolitischen Autorität Amerikas führte zu verstärkten Umschichtungen in die monetären Edelmetalle, die nach wie vor als sichere Häfen in Zeiten ökonomischer Unsicherheit und desperater Geldpolitik gelten. In Anbetracht der eingetrübten konjunkturellen Aussichten mitten im Wahljahr war es nur eine Frage der Zeit, bis neue Forderungen vonseiten der Fiskalpolitik an die US-Notenbank zur Unterstützung der Wirtschaft herangetragen wurden.

Spekulation auf Negativzinsen auch in den USA

Sogar Negativzinsen sind nun für die USA im Gespräch. Noch wehrt sich die Fed gegen diese unkonventionelle Maßnahme, da sie mit hohen wirtschaftlichen, politischen und psychologischen Kollateralschäden einhergeht. Doch die Federal Funds Futures in den USA signalisierten bereits ein Szenario negativer Leitzinsen für das Jahresultimo. Auch der US-Präsident forderte in einem gestern über den Fernsehsender FOX BUSINESS ausgestrahlten Interview mit der in den USA sehr populären Maria „Econo Babe“ Bartiromo Negativzinsen von der Fed. Andere Staaten, wie zum Beispiel Deutschland, kämen in den Genuss, den Gläubigern weniger Geld zurückzahlen zu müssen, als sich der Staat bei ihnen geliehen hat. Solche Schwundkredite wünscht sich Präsident Trump ebenfalls für Amerika. Alles andere wäre, so Trump, Wettbewerbsverzerrung zulasten der USA. Er appelliert schon seit Beginn des sich zuletzt wieder verschärfenden Handelskonflikts der USA mit China an die US-Notenbank, ihrer aus Trumps Sicht patriotischen Pflicht nachzukommen und die US-Wirtschaft und die US-Regierung durch Zinssenkungen und Anleihekaufprogramme zu unterstützen.

Bis auf die Forderung nach Negativzinsen ist die Fed bisher allen Forderungen der Trump-Administration gerecht geworden: Aktuell weiten die Währungshüter in Washington die Bilanz der Fed ohne Limit aus und haben die Zinsen vom 31. Juli 2019 bis zum 15. März 2020 von effektiv 2,3 Prozent auf effektiv 0,05 Prozent abgesenkt. Für diese laxe Geldpolitik wurde Powell zuletzt vom US-Präsidenten mit den Worten gelobt, Powell habe einen „sehr guten Job gemacht“. Dennoch beharrt Trump in dem jüngsten Interview mit FOX BUSINESS auf die Einführung von Negativzinsen und sagt wörtlich „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Negativzinsen haben sollten“.

Für die zinslosen Edelmetalle ist ein Umfeld mit Null- und Negativzinsen sowie stark steigender Geldmenge grundsätzlich konstruktiv. Die Geldmenge M2 steigt in den USA aktuell mit einer Jahresrate von 21,64 Prozent. Bei Negativzinsen würden die Edelmetalle sogar einen nominalen Zinsvorteil bieten. Die Forderung, den US-Leitzins in den negativen Bereich abzusenken, hat daher neben der Geldmengenexplosion auch für den Silberpreis eine große Bedeutung. Zusätzlich treibt die Unsicherheit über die ökonomischen Folgen des Shutdowns sowie die Befürchtung einer möglichen zweiten Corona-Welle die Investoren vermehrt in die monetären Edelmetalle.

Fazit und Ausblick

Nach dem heftigen, liquiditätsbedingten Abverkauf am Silberterminmarkt beginnen nun, wie bereits währen der Weltfinanzkrise, die Investoren physisches Metall zu akkumulieren und die Preisgestaltung zu bestimmen. Dies geschieht vor allem über die Rekordzuflüsse in physisch gedeckte Silber ETF, deren Bestände im April mit 435 Tonnen erneut massiv zulegen konnten. Darüber hinaus erfreuen sich bei Privatinvestoren Münzen und Barren hoher Beliebtheit. Zusammengenommen kompensiert die stark gestiegene Investmentnachfrage die rückläufige Industrienachfrage. Zudem schätzt der Lobbyverband der Silberproduzenten und Verarbeiter, The Silver Institut, dass die Silberproduktion in diesem Jahr um vier Prozent rückläufig ist. Insgesamt rechnet das Institut in seinem „World Silver Survey 2020“ für das Gesamtjahr mit einem Angebotsdefizit in Höhe von 50,4 Millionen Unzen (1.567 Tonnen), bei einem Gesamtangebot in Höhe von 978,1 Mio. Unzen. Damit ist der Anstieg beim Silberpreis auch fundamental gut unterfüttert.



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1 Kommentar

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