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Warum die Kreditblasen bereits platzen, ohne dass wir es merken

Die Skyline von New York - die Kreditblasen platzen bereits

Oft werde ich gefragt, was denn an einer Rezession so schlimm sei. Wen störe es schon großartig, wenn die Wirtschaft mal um 2%, 5% oder auch 8% schrumpfe? Die Antwort ist stets die gleiche: Es stört, weil jede einzelne Geldeinheit auf der Erde als Kredit geboren wurde, die Kredite weiter bedient werden müssen und die Kreditsummen dank Zinsen weiter wachsen. Eine schrumpfende Wirtschaft kann wachsende Kredite jedoch nicht bedienen, so dass zwangsläufig auch bei nur 2% Schrumpfung bereits massenhaft Schuldner pleite gehen. Dieses Mal könnten die diversen platzenden Kreditblasen die Finanzkrise 2008 als laues Lüftchen erscheinen lassen.

Weltweit wuchsen die Kredite schneller als die Wirtschaft

Über Kredite, Kreditblasen und den Fakt, dass in vielen Volkswirtschaften die Kreditsummen viel stärker wuchsen als die Wirtschaft insgesamt, schrieb ich oft in den vergangenen Wochen. So blähten die USA ihre bei 100% der Wirtschaftsleistung liegende Staatsverschuldung um 4,6% auf, um 2,3% Wirtschaftswachstum zu erhalten. Insgesamt stieg die Kreditsumme im vergangenen Jahr in den USA sogar um 15,8% bei nur 2,3% Wachstum. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate bauten auf Kredit. Konsumenten nahmen seit 2008 achtmal mehr Kredit auf, gaben aber 2019 immer noch ein Drittel weniger für Konsum aus als 2008.

Chinas Banken saßen schon vor dem Coronavirus auf atemberaubenden 1.400 Milliarden US-Dollar Krediten, die als non-performing galten. Das sind Kredite, bei denen der Schuldner entweder gar nichts mehr bezahlt oder bei denen zumindest einzelne Kreditbedingungen wie z.B. die gestellten Sicherheiten nicht mehr eingehalten werden. Im vergangenen Jahr erhielt praktisch jedes Unternehmen Kredit, das danach fragte. Gleichzeitig reduzierte die Regierung die vorgeschriebenen Risikopuffer, den die Banken für jeden Kredit vorhalten müssen. 28 Billionen US-Dollar laufen in China inzwischen als Kredit.

Das Coronavirus löscht die Fähigkeit aus, Kredite zu bedienen

Wie werden all diese Kredite wohl in der größten globalen Wirtschaftskrise seit 90 Jahren bedient? Meine Vorhersage: So wenig wie noch nie. Etlichen Kreditnehmern werden schon im ersten Monat die Mittel fehlen, um die nächste Kreditrate zu zahlen. Selbst in Deutschland dürfte das etliche Immobilienbesitzer treffen. Ich selbst habe die Kredite für meine Immobilien so kalkuliert, dass die laufenden Mieten die monatlichen Kreditraten bedienen. Selbst mit meinem einkalkulierten, vor der Krise immens üppig bemessenen Puffer von 20% Leerstandsquote käme ich jetzt nicht mehr hin, ist doch die sanktionslose Einstellung von Mietzahlungen inzwischen gesetzlich erlaubt. Fallen gleichzeitig andere Einnahmequellen weg, aus denen man die Kredite tilgen könnte, sieht es für viele Immobilienbesitzer schwarz aus.

In Deutschland bekommen wenigstens fast alle Menschen noch Geld, sei es vom Arbeitgeber oder vom Arbeitsamt. In anderen Ländern ist das nicht so. Die soziale Absicherung ist nur wenig ausgebaut und lässt die Menschen in der Krise schnell in die Obdachlosigkeit abrutschen.

Die Statistiken hinkten der Realität um ein halbes Jahr hinterher

Während der Finanzkrise stieg der Anteil der non-performing Loans in den USA von 0,7% auf 5,6%. Im 4. Quartal lag die Quote bei 0,85%. Da in den USA ein Kredit als non-performing gilt, wenn Zahlungen seit 90 Tagen nicht mehr fließen, sehen wir einen signifikaten Anstieg vermutlich erst irgendwann im November, wenn die Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht werden, in denen dann all die nicht mehr bedienten Kredite erscheinen, deren Tilgung Anfang April aussetzt.

Kreditblasen – die Notenbank musste den Markt für Immobilienkredite bereits retten

Schon heute ist die Reaktion des Kapitalmarkts auf die Krise zu sehen. Während die Zentralbank in den USA die Zinsen senkte, schossen sie in den vergangenen Wochen bei Neukrediten für Immobilien steil nach oben. Am 3. März zahlte man für eine 30-jährige Festzins-Finanzierung in den USA 3,23% Zinsen. Am 13. März waren es 4%, obwohl die Notenbank den Leitzins am 3. März um 0,5 Prozentpunkte senkte. Der Grund: Der Markt für strukturierte, forderungsbesicherte Wertpapiere (MBS), mit denen Banken ausgegebene Immobilienkredite gern am Kapitalmarkt verkaufen, trocknete binnen weniger Tage aus. Keiner wollte die Papiere mehr kaufen und die Kurse crashten genauso schnell wie Aktien.

Die Notenbank kündigte am 15. März an, 250 Milliarden US-Dollar in diese Papiere zu stecken. Die Kurse und Zinssätze normalisierten sich für zwei Tage, schossen dann am 19- März aber auf sogar 4,15% in die Höhe, obwohl die Zentralbank den Leitzins am 15. März abermals um einen Prozentpunkte senkte. Der Leitzins sank also seit dem 3. März um 1,5 Prozentpunkte, während die Kreditzinsen um 0,92 Prozentpunkte stiegen. Die Differenz zum Zinssatz für 30-jährige US-Staatsanleihen stieg um drei Viertel.

Erst die Ankündigung der US-Notenbank, diese Papiere künftig in unbegrenzter Höhe anzukaufen, beruhigte die Lage wieder. Doch trotz Zinssenkung der Notenbank müssen Immobilienkäufer heute noch immer 3,37% und damit mehr bezahlen als Anfang März. Jetzt können die Banken jeden und alles finanzieren und das Risiko elegant bei der Notenbank abladen. Der Zinssatz am Markt reflektiert jetzt nicht mehr das Risiko. Uns bleibt nur ein kurzer Zeitabschnitt von wenigen Tagen, an dem wir ablesen können, wie der Kapitalmarkt die Ausfallwahrscheinlichkeit von Krediten einschätzt: sehr hoch. Solange die Zinsen jedoch künstlich nach unten manipuliert werden, sehen wir das nicht mehr. Sehen werden wir erst irgendwann im zweiten Halbjahr die höchstwahrscheinlich katastrophalen statistischen Daten zu Kreditausfällen und Insolvenzen.

Übrigens: Die Krise begann gerade erst, und trotzdem sind bereits vier börsengehandelte US-Immobilienfonds ausgelöscht worden. Deren Geschäftsmodell war es, besagte forderungsbesicherte Wertpapiere zu kaufen und mit kurfristigen Krediten zu finanzieren. Angesichts des dramatischen Preisverfalls der MBS sollten die Fonds zusätzliche Sicherheiten stellen, die sie nicht hatten. Die Folge: Die als Sicherheit dienenden MBS, also das Anlagevermögen der Fonds, gehen in den Besitz der Kreditgeber über, was einem Totalverlust für die Fondsanleger bedeutet.



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11 Kommentare

  1. Danke für den Beitrag. Ich hab letzte Woche M-REITs gekauft, es sieht derzeit so aus als würde sich der Markt Dank der FED-Käufe stabilisieren.

  2. Aktuell notwendige Anpassungen insbesondere im Finanzsystem sind noch lange nicht abgeschlossen. Jetzt gilt es alles zu verkaufen, was zur Absicherung oder Deckung von spekulativ optimierten Verpflichtungen zur Gefahr geworden ist. Dabei ist es nun eine der seltenen Gelegenheiten, die Perlen der notleidenden Superspekulanten einsammeln zu können. Ich denke, wenn schon Schulkinder seit langem sahen, dass die Gewinnkurven der Unternehmen überhaupt nichts mehr mit den Aktienkursen zu tun hatten, stellt sich die Frage, ob wenigstens die Zuständigen von staatlichen Stellen wie EZB etc. etwas daraus lernen. Ich denke wohl kaum – bei Wölfen ist das auch so, sobald sie Blut lecken sind ihre Sinne nur noch auf Fressen ausgerichtet.

    1. @Mike
      Was sind deiner Meinung nach diese Perlen der Superspekulanten?

      1. Ein Tipp: Hoch-innovative Unternehmen und Start-ups mit realer Substanz für die Welt von morgen. Mal so allgemein…

  3. Vielen Dank für den guten Artikel

  4. Pingback: Warum die Kreditblasen bereits platzen, ohne dass wir es merken – Unser Geld- und Zinssystem

  5. Guter Artikel!

    Die Nichtblicker und Realitätsverweigerer kaufen jetzt schon wieder Aktien und glauben, die alten Höchststände werden bald wieder erreicht werden. Es fehlt ihnen jede Kenntnis und jedes Gefühl für die wirtschaftlichen Folgen der gegenwärtigen Krise. Schon bald werden sie ihre Investments unter großen Verlusten wieder auf den Markt werfen. Und wenn der Rette-sich-wer-kann-Modus an den Börsen erst einsetzt, werden sich all jene die Augen reiben und ungläubig zusehen, wie tief Kurse doch fallen können. Der Gedanke, wie billig ich dann Top-Aktien einkaufen werden kann, versetzt mich regelmäßig in Vorfreude.

  6. Pingback: Aktuelles vom 31.03.2020 – Teil 2 | das-bewegt-die-welt.de

  7. Warum wird hartnäckig, QE (Die Blase), nicht mit Drogen gleichgestellt und warum werden die Emittenten (ZB) nicht als Verbrecher, wie Drogenhändler, behandelt!? Weil es immer noch Illusionisten/Normopathen gibt, die sich selbst im Spiegel nicht sehen wollen! Aus die Maus! Wann, kapieren es die Letzten und wann, endlich, wehren sie sich ihres „nackten“ Lebens, das auf dem Spiel steht!? Die Freiheit wird gerade abgebrochen. Alle gucken, wie gebannt auf die Blase und wie sie daraus profitieren können. Habt ihr sie alle!? QE ist die totale Diktatur. Die Märkte sind schon lange tot. Wir befinden uns im WW III (Biowaffen, ChaosManagement) und die Leute wollen eine „party“ daraus machen. Es geht nicht, allein, um die Verfehlungen, die Blindheit, dies, alles, mitgegangen zu sein, sondern offensichtlich, massiv, an die falschen Götter zu glauben! Wir befinden uns im „re-set“ des Weltwährungssystems und es geht dabei, allein um die Macht. Aber nicht Eurer, sondern der der Anderen. Die Blase, Corona, SozialChaos, die Klimalüge und alles weitere, ist Beschäftigungstherapie!!! Bei der Fallhöhe bleibt nichts, wie es vorher war! Die „Genialität“ der Finanzkrake, dennoch, hat dazugelernt. Kein Krieg, wie sonst, sondern, virtuell! Alles, wird zerstört, nichts wird kaputt gemacht! WARUM!?
    So, wird der „re-set“ soft erledigt. Danach seid ihr „getuned“ für die „Virtuelle Diktatur Total“ Orwell 3.0. Orwell zweieinhalb, haben wir schon!!! Wer in der Demokratie und dem Akt/Szene „Gier frißt Hirn“ schläft, wacht in der Diktatur auf!

  8. sicher doch, die Welt geht unter. Rette sich wer kann. Wohl zuviel Crashpropheten konsumiert.

    1. Es hat niemand behauptet, dass die Welt untergeht. Nur Sie und andere ohne Weitblick interpretieren das so.

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