FMW-Redaktion
Der Hauptgrund für die gestrige Rally an den Aktienmärkten war, dass US-Republikaner wie Paul Ryan mit Nachdruck an Donald Trump apellierten, von den geplanten Importzöllen Abstand zu nehmen. Nun stehen, obwohl diese Importzölle alles andere als vom Tisch sind, die US-Aktienmärkte höher als zu dem Zeitpunkt, als Trump verkündete, die Zölle auf Stahl und Aluminium erheben zu wollen (woraufhin dann ein Abverkauf erfolgte, der inzwischen aber wieder mehr als kompensiert wurde).
Das zeigt: die Märkte gehen offenkundig davon aus, dass Trump die Zölle nur als taktisches Mittel benutzt, um Druck aufzubauen – so wie gestern seine Aussage, dass man Kanada und Mexiko von den Zöllen ausnehmen könne, wenn sie in zentralen Punkten der US-Regierung entgegen kämen. Sehr wahrscheinlich aber mißinterpretieren die Märkte die Haltung Trumps: die Zölle kommen so oder so, wer als Land willfährig ist, bekommt eben weniger Zölle – aber Zölle wird es geben.
Genau das will die Fraktion innerhalb der Trump-Adminstation verhindern, die gegen derartige Zölle ist. Allen voran Gary Cohn, der nun plant, in dieser Woche in Washington ein Treffen zwischen Trump und US-Firmenchefs zu organisieren, die von solchen Zöllen negativ betroffen wären – entweder weil ihre Produktionskosten dadurch steigen oder sie von absehbaren Gegenmaßnahmen anderer Länder betroffen wären. Cohn sieht darin offenkundig die letzte Chance, Trump von Importzöllen abzubringen, und Washington-Insider berichten, dass Cohn zurück treten würde, wenn ihm das nicht gelingen werde.
Die Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg Cohns aber dürfte gering sein: am Dienstag nämlich finden in Pennsylvania Wahlen zum US-Abgeordnetenhaus statt, also in jenem Bundesstaat, in dem sich die Stahlmetropole der USA, Pittsburgh befindet (im Oktober war der US-Republikaner im Abgeordnetenhaus, der Pennsylvania vertritt , wegen eines Skandals zurück getreten). Was hätte also größere Symbolik für Trump, als vor Stahl-Arbeitern in Pittsburgh das Gesetz zu unterschreiben, dass eben die Zölle auf Stahl und Aluminium einführt? Diese Symbolik dürfte sich Trump nicht entgehen lassen als Botschaft an seiner treuen Anhänger!
Würde Trump dafür in Kauf nehmen, dass der Dow Jones fällt, wenn diese Zölle kommen? Vermutlich ja. Denn Trump ist zutiefst und nicht nur aus taktischen Gründen davon überzeugt, dass die USA seit Jahrzehnten vom Ausland im Handel übervorteilt werden – gefühlt jeder zweite Tweet Trumps vertritt diese These. Mithin also dürfte Trump diese Überzeugung wichtiger sein als etwa der Dow Jones, über den sich Trump seit dem harten Abverkauf so gut wie nie mehr geäußert hatte.
Foto: Gage Skidmore; https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/
Das bedeutet: die Märkte unterschätzen die Überzeugung Trumps, für den vor allem seine treuen Anhänger das entscheidende Kriterium sind und die USA nur deshalb nicht „great again“ sind, weil sie Schwäche gezeigt hatten im Umgang mit anderen Ländern. Das zu ändern ist die zentrale Agenda Trumps – der Dow Jones war für ihn nur ein Spiegel seines Efolgs, der – wenn er seine eigene Größe und seinen Erfolg nicht mehr zurück spiegelt – unwichtiger wird. Mit anderen Worten: nur wenn der Dow steigt, sieht Trump darin ein Barometer für seinen Erfolg. Wenn er aber fällt, interessiert Trump sich nicht mehr für den Dow Jones!
Wenn dann diese Zölle auf Stahl und Aluminium tatsächlich gekommen sein werden – und danach, wenn die NAFTA-Verhandlungen gescheitert sind, sich die ganze Agenda an Protektionismus sich entfalten wird – werden viele sicher sagen: wer hätte das bloß ahnen können!
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Very good article! Impressive how you manage to see it so correctly from the narcissistic perspective.
Indeed the ‚mirror‘ is not important anymore when it does not reflects his greatness.
The unpredictable and abnormal mind of the narcissist is not bound to any logic normal people live and act by, so indeed you could be very well 100% correct.
Lets see how it plays out!