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Warum die türkischen Märkte feiern..

Von Markus Fugmann

Die türkischen Märkte feiern den Sieg Erdogans: der türkische Leitindex steigt 1,5%, die türkische Lira legt um 0,3% zu, und die Anleiherenditen für zweijährige Staatsanleihen der Türkei fallen deutlich auf nunmehr knapp über 9% – das ist allerdings nach Brasilien immer noch die höchste Risikoprämie für Staatsanleihen von Emerging Markets-Ländern.

Warum wählen die Türken den präpotenten Erdogan? Man könnte die Antwort in einem Satz zusammenfassen: weil er dem Land das Gefühl gibt, bedeutend zu sein. Erdogans Ziel ist es, die Türkei unter die 10 größten Volkswirtschaften zu bringen – was ihm, nebenbei gesagt, nicht gelingen wird. Die Wirtschaft der Türkei läuft bis zum Anschlag auf Pump, und jede Krise an den Märkten sorgt für Kapitalabflüsse aus dem Land. Erdogan, aus kleinen Verhältnissen stammend, verspricht letztlich ein Wirtschaftswunder, das bereits stattgefunden hat: die Türkei hat den Boom-Zenit bereits überschritten. Seit Amtsantritt Erdognas vor 11 Jahren flossen stattliche 78 Milliarden Dollar ins Land, das Wirtschaftswachstum betrug jährlich durchschnittlich 5%. Unwahrscheinlich, dass sich das so wiederholen kann.

Die Sehnsucht nach Größe und Bedeutung ist tief in der türkischen Geschichte und Kultur verwurzelt: zwischen 1299 und 1923 war das Osmanische Reich ein bedeutender Machtfaktor, und insgeheim träumt Erdogan den Traum der Wiederauferstehung dieses Reiches. Man will die islamische Führungsmacht werden und so zu einem bedeutenden Player in der Politik aufsteigen. Der Islam ist dazu das Vehikel – und die Attacken Erdogans auf den ehemaligen Freund Israel (so zuletzt sein Vergleich Israels mit der Arisierungspolitik Hitlers) zielen in erster Linie auf die islamische Öffentlichkeit: seht her, wie attackieren den Erzfeind des Islam – das bringt Sympathien in islamischen Ländern und soll die Führerschaft der Türkei im Nahen Osten signalisieren.

Wenn Erdogan nun die Verfassung ändern will, wird die Demokratie in der Türkei weiter geschwächt. Interessant wird es dann, wenn die Wirtschaft nicht mehr läuft – Erdogans ultrakapitalistische Politik hat den Aufschwung beschleunigt, aber auf ungesunde Basis gestellt (Pump-Wirtschaft). Es wird die Zeit kommen, dass die Türken das schmerzvoll erkennen werden..



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