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Warum die US-Sanktionen Huawei langfristig stärken könnten!

Illustration Huawei

Die USA sind gerade dabei, ihren vielleicht größten Gegner selbst aufzubauen: Huawei. Mit Verkaufs- und Kooperationsverboten begann es. Weiter ging es mit Drohungen gegen angeblich befreundete Staaten wie Deutschland, in Mobilfunknetzen Technik des Unternehmens einzusetzen. Inzwischen werden kleinere US-Netzbetreiber sogar dabei subventioniert, funktionierende Huawei-Technik gegen die anderer Hersteller auszutauschen (haben die USA recht mit der Kritik an Huawei?). Stets als Grund muss die bis heute unbewiesene Behauptung herhalten, Huawei-Technik enthalte versteckte Abhörschnittstellen des chinesischen Geheimdienstes. Bewiesen ist hingegen, dass Technik von US-Anbietern eben diese Abhörmöglichkeiten beinhalten. Die Chinesen, bei 5G-Netzwerktechnik ohnehin schon weltweit führend, sind durch die US-Sanktionen gezwungen, auch auf anderen Gebieten im Eiltempo zum Marktführer zu werden.

Dorn im Auge: Huawei-Netzwerktechnik für USA schwerer abzuhören als US-Technik

Die Aversion der USA gegen das Unternehmen könnte daran liegen, dass die eigenen Geheimdienste die mit Huawei-Technik ausgestatteten Netze nicht oder nicht so einfach abhören können wie die Netze, in denen US-Technik steckt. Vielleicht ist ihnen auch die Tatsache ein Dorn im Auge, dass Huawei nicht nur eher und bessere Technik für 5G-Mobilfunknetze anbieten konnte, sondern diese Technik auch noch vor allen anderen Ländern in enormer Stückzahl in China aufgestellt wird. Huawei kann also schon Erfahrungen sammeln und in künftige Gerätegenerationen einfließen lassen, während andere Hersteller noch praktisch Prototypen aufstellen, zum Beispiel bei den wenigen dutzend 5G-Mobilfunkmasten in Deutschland.

Allerdings beließen es die USA nicht dabei, Huawei-Netztechnik aus ihrem Land zu verbannen und Partner wie die EU zu erpressen, gleiches zu tun. Es gibt auch weitreichende Kooperations- und Verkaufsverbote für US-Konzerne. So kann Huawei nicht mehr Googles Smartphone-Betriebssystem Android nutzen bzw. nur noch in der quelloffenen Version ohne Zugang zu relevanten Google Apps wie dem Playstore, aus dem Nutzer Apps herunterladen können. Verwehrt wird den Chinesen auch der Kauf von Smartphone-Prozessoren und Modems. Und der Arm der US-Justiz reicht weit. In der Regel halten sich auch Unternehmen an Sanktionen, die gar keinen Sitz in den USA haben aus Furcht, dass beim Nichtbefolgen der Sanktionen auch das eigene US-Geschäft sanktioniert werden könnte. So sind in der Regel auch Zulieferer aus der EU Tabu.

Viele andere Unternehmen hätten vor diesem Hintergrund schlicht aufgegeben – siehe das Beispiel des Schweizer Unternehmens, das nach dem Inkrafttreten von US-Sanktionen den Bau an der Ostsee-Pipeline einstellte. Doch in China tickt man anders. Statt aufzugeben, kam eher ein „Jetzt erst recht“-Gefühl auf. Im Rekordtempo entwickelte Huawei ein Smartphone, das gänzlich ohne sanktionierte US-Technik auskommt und trotzdem wettbewerbsfähig ist. Lediglich der Zugang zum Google Playstore fehlt weiterhin.

Huawei entwickelt eigene Chips, wenn sie keine aus den USA bekommen

Doch damit noch nicht genug: Huawei wird nun auch vermehrt eigene Chips entwickeln. Bislang waren hier Anbieter wie Qualcomm aus den USA führend. Aber auch Intel bietet Prozessoren für 5G-Basisstationen an. Huaweis Tochter HiSilicon war schon bisher kein Leichtgewicht. Mit mehr als 7.000 Mitarbeitern stellte HiSilicon Chips sowohl exklusiv für Huawei als auch ältere Modelle für externe Kunden her. Doch bis zum Embargo der USA setzten die Chinesen dennoch auch Chips aus den USA ein. Damit ist es jetzt natürlich vorbei. Was als Notmaßnahme begann, könnte sich zur Dauerlösung ausweiten, je länger das Embargo der USA bestehen bleibt. 50.000 (!) 5G Basisstationen ohne Chips aus den USA hat Huawei allein im vergangenen Quartal ausgeliefert. Huawei wird angesichts des Embargos in die Entwicklung eigener, leistungsstarker Chips investieren, die möglicherweise der US-Konkurrenz überlegen sein werden. Damit hätte das Embargo Huawei zu einem Konkurrenten auf einem Gebiet aufgebaut, in dem der Konzern ursprünglich gar nicht aktiv werden wollte.

Solange das Embargo bestehen bleibt, kann Huawei die selbst entwickelten Chips natürlich nicht an Konzerne verkaufen, die auch auf dem US-Markt mitmischen wollen. Doch sollte das Embargo irgendwann einmal fallen, wäre auf einmal ein Konkurrent auf dem Weltmarkt, der es mit der US-Konkurrenz aufnehmen könnte. Die US-Chiphersteller haben diese Möglichkeit ebenfalls im Blick. Darum drängen sie die US-Regierung, nicht nur den Einkauf von Chips in den USA zu unterbinden, sondern auch die Herstellung Huawei-eigener Designs in fremden Fertigungsanlagen zum Beispiel in Taiwan.

Würde Washington auch den Zugriff auf sogenannte Foundries unterbinden können, wäre Huawei abermals zurückgeworfen, aber sicherlich nicht aufgehalten. Dann wäre Huawei gezwungen, auch eigene Fertigungskapazitäten ohne Rückgriff auf US-Anlagenbauer wie Applied Materials aufzubauen – eine Technologie, an deren Entwicklung sicherlich auch die chinesische Regierung großes Interesse hätte und sie entsprechend fördern würde. Während also die US-Sanktionen gegen Huawei kurz- und mittelfristig schädlich für das Unternehmen sind, könnten sie sich langfristig als Glücksfall für Huawei herausstellen.



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