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Warum ein Crash der Aktienmärkte um 40 % realistisch ist

Warum ein Crash der Aktienmärkte um 40 % realistisch ist
Grafik: ChatGPT

Droht ein Sturm über den Aktienmärkten aufzuziehen? Analysten warnen vor einem möglichen 40%-Crash, der den S&P 500 in historische Tiefen reißen könnte. Nach Jahren steigender Kurse und einer beispiellosen Ausweitung von Leverage-Produkten stellt sich die Frage, ob die scheinbar unerschütterliche Hausse bald in einen dramatischen Absturz kippt.

Margin Debt als Schwarzer Schwan

Die Aktienmärkte stehen vor einer Bewährungsprobe, die sich in ihrer Dimension mit der Weltwirtschaftskrise von 1929 messen lassen könnte. Damals betrug das Volumen der Margin Debt (Wertpapierkredite) rund zehn Milliarden Dollar – etwa neun Prozent der damaligen US-Wirtschaftsleistung. Diese unterschätzte Gefahr könnt zum „Schwarzer Schwan“ für die Aktienmärkte werden.

Heute liegt die offene Verschuldung durch Margin Debt zwar „nur“ bei 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, doch die Gesamtheit der Hebelprodukte zeichnet ein anderes Bild. Addiert man gehebelte ETFs im Umfang von 135 Milliarden Dollar und Derivate wie Optionen oder Swaps in Höhe von fünf Billionen Dollar hinzu, summiert sich die Hebelwirkung auf rund 20 Prozent des US-BIP. Damit übertrifft die aktuelle Exponierung die Risikolage von 1929 deutlich.

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Die lange Phase wirtschaftlicher Stabilität seit 2009 hat Anleger dazu verleitet, ihre Risiken kontinuierlich auszuweiten. Bravos Research warnt in ihrem neuen Video „Der Countdown läuft…“ nun vor den Folgen einer abrupten Trendwende. Denn sollten Konsum und Unternehmensgewinne nachlassen, könnte die inverse Vermögenswirkung – also das Schrumpfen von Vermögen durch sinkende Aktienkurse – die Nachfrage empfindlich treffen. Besonders gefährdet ist der US-Konsum, der inzwischen zur Hälfte von den einkommensstärksten zehn Prozent getragen wird. Diese Gruppe ist in hohem Maße von Aktienkursen abhängig, da Haushaltsvermögen zu 40 Prozent in Aktien gebunden ist – ein historischer Höchststand.

Aktienmärkte: 40%-Crash realistisch

Ein Rückgang der Unternehmensgewinne im S&P 500 um 30 Prozent, wie ihn Bravos Research für ein Rezessionsszenario durchrechnet, würde die Gewinne je Aktie von derzeit 294 auf 207 Dollar reduzieren. Selbst bei gleichbleibendem Bewertungsniveau würde das einen Crash des Index um 30 bis 40 Prozent auf rund 4.700 bzw. 4.000 Punkte bedeuten. Der folgende S&P-500-Chart von TradingView zeigt die potenziellen Ziele eines Crashs um 30, 40 bzw. 60 Prozent.

Die eigentliche Gefahr für die Aktienmärkte liegt jedoch in den derzeitigen Bewertungsmultiplikatoren. So liegt das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 mit 22,8 deutlich über dem historischen Durchschnitt. In früheren Krisen wie 2001 oder 2008 fielen die Multiplikatoren um 30 bis 40 Prozent. Ein ähnlicher Rückgang wie damals auf ein KGV von etwa 13,5 würde in Kombination mit schwächeren Gewinnen einen drastischen Crash des S&P 500 um bis zu 60 Prozent auf rund 2.700 Punkte bedeuten – also zurück auf das Niveau der Corona-Tiefs.

Die Konsequenzen für Anleger wären erheblich. Bravos Research bespricht drei Strategien, um mit einem Crash umzugehen: langfristiges Durchhalten mit regelmäßigem Nachkaufen, ein Bewertungsansatz à la Warren Buffett mit hohem Cash-Anteil bis zu attraktiveren Niveaus oder aktives Markt-Timing. Letzteres propagiert Bravos Research selbst, indem konsequent zwischen Marktphasen umgeschaltet wird. Obwohl ein solches Vorgehen von vielen als unmöglich betrachtet wird, verweisen die Analysten auf erfolgreiche Beispiele ihrer Handelsstrategien.

Fragiles Fundament

Eines ist klar: Die Aktienmärkte stehen auf einem fragilen Fundament. Dieses ist geprägt von hoher Verschuldung, historisch teuren Bewertungen und einer starken Abhängigkeit des Konsums von Vermögenseffekten. Anleger, die diese Risiken ignorieren, laufen Gefahr, von der Wucht eines systemischen Einbruchs im nächsten Abschwung überrascht zu werden.

Die Analysten von Bravos Research betonen jedoch gleichzeitig, dass sie weiterhin long positioniert sind, da die Aktienmärkte bisher keine Signale für eine große Korrektur senden. Im Gegenteil: Das starke Momentum, ausgelöst durch den Boom rund um Künstliche Intelligenz, sowie die Aussicht auf sinkende Zinsen der Fed, treibt die Aktienkurse auf immer neue Höchststände. Es ist daher nicht sinnvoll, sich gegen diese Aufwärtsdynamik zu stellen. Nichtsdestotrotz nehmen die Risiken immer weiter zu und es wird letztendlich wieder zu einem Crash kommen – die Frage ist nur: „Wann?”

 

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9 Kommentare

  1. also -40% ist wirklich wenig. das ist nichtmal der test des corona-tiefs. das platzen der AI bubble durch einen solchen rücksetzer würde vermutlich den test des Lehmann-Tiefs zur Folge haben. bzw Lehmann/Dotcom. Seit Lehmann sind wir auch in dem Narrativ des „too big to fail“ und „what ever it takes“, vollkommen ungeprüft, bei dramatischen brüchen der globalisierung und politischen einheit. -72% reichen aber auch, müssen ja nicht gleich -90% sein. aber -40% ist ja noch fast im trendkanal der aufwärtsbewegung, dafür braucht man keine analyse schreiben…

    1. …ich kaufe erst bei einem Crash von -1500% wieder nach…

      1. sie sind ja noch jung, da hat man zeit

  2. Die Analysten von Bravos Research betonen jedoch gleichzeitig, dass sie weiterhin long positioniert sind, da die Aktienmärkte bisher keine Signale für eine große Korrektur senden.

    Kräht der Hahn auf dem Mist, kommt der Crash oder er kommt nicht.

  3. Kein Bravo für die Bravos Leute

    Diese Bravos Leute sind für Normalanleger keine Hilfe.Sie warnen vor einem möglichen Riesencrash,
    sind aber selber immer noch Long. Damit animieren sie die kleinen Fische es gleichzutun und genau in die erwähnte Falle zu tappen.Sie werden für sich selber sicher eine Ausstiegsstrategie haben die auf Kosten der Spätkäufer geht.

    1. ja…Bravos hat zum Titel immer den Crash, aber danach handeln tun sie nie…wundert mich immer ein wenig diese Variante der Neukundenwerbung, aber wahrscheinlich Angst gepaart mit „bei uns bist du gut aufgehoben“ wirkt da anscheinend gut…im Endeffekt wird der 30,40 oder 60% Crash irgendwann kommen…wenn das in 3 bis 4 Jahren wirklich so sein sollte, dann wären die die heute kaufen immer noch im Plus…von daher kein wirkliches Problem…

    2. naja, eine Warnung ist kein Wecker und der crash kein Termin

  4. @ Ranzentier, ja das ist wie beim Ranzen, der wächst und wächst und man taxiert es anfangs noch als
    „ WOHLSTANDSBÄUCHLEIN“ dann kommt irgendeine Krankheit oder fällige Operation und dann muss das krankhafte Übergewicht in kurzer Zeit abgebaut werden um überhaupt die lebenswichtige Operation dem Körper zuzumuten.
    PS. Egal wie lange der Hype auch noch dauert, die Späteinsteiger werden von den grossen Profis auf jeden Fall als Kanonenfutter benutzt. Buffet ist wenigstens konsequent und steigt aus um beim Tief nachkaufen zu können. Wie soll ein Neuling nachkaufen können wenn er 30oder 40% verloren hat? Im Gegenteil, die werden dann am Tief verkaufen ( müssen.
    Darum sind diese Permabullen sehr schlechte Ratgeber für das Börsenfussvolk. Es gab schon Fälle wo die Firmenbosse positive Analysen verbreiteten und privat mit Firmenkrediten Short gingen. Somit läuft die Umverteilung weiter bis es nicht mehr geht.

    1. @Börsendoktor…naja, wenn ein Neuling 30 bis 40 % verloren hat, dann ist er sehr jung und hat vermutlich noch sehr wenig Geld damit verbrannt und es wird ihm eine Lehre sein…Permabären sind ebenfalls schlechte Ratgeber für das Börsenfussvolk…im Übrigen ist es auch nicht so schlecht, wenn man ein paar Gramm mehr auf den Rippen hat, dann hat man für schlechte Zeiten vorgesorgt…nur krankhaft sollte es nicht sein…da gebe ich Ihnen Recht…ich geh dann jetzt mal joggen…Mist es regnet…dann morgen ;o)

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