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Warum ein erfolgreicher Hedgefonds jetzt seine Tätigkeit einstellt…

FMW-Redaktion

Mehr als erstaunlich, warum ein jahrelang erfolgreicher Hedgefonds seine Arbeit jetzt einstellt. In einer ellenlangen Erklärung verweisen die Manager von Nevsky Capital aus London auf ein geändertes Marktumfeld, das es ihnen nicht mehr erlaubt wie bisher durch Aktienkäufe und Leeverkäufe an weltweiten Börsen Gewinne zu erzielen. Es geht hierbei nicht um die Regulierung der Branche, sondern um die Algorithmen (ALGOS), also Computerprogramme, die (einmal programmiert) eigenständig in Millisekunden gigantische Geldsummen und Aktienpakete hin- und herschieben.

Um vernünftig arbeiten zu können brauche man auch transparente und ehrliche Daten für Makroökonomie und von Unternehmen, die auch allen Marktteilnehmern zeitgleich zur Verfügung gestellt werden. Man benötige ebenfalls logisch nachvollziehbare Entscheidungen von Funktionären, die für makroökonomische Entscheidungen zuständig seien. Auch sei es notwendig, dass es nachvollziehbare (!) Preisunterschiede bei Aktien von entwickelten Ländern zu Aktien in Schwellenländern gebe. Auch benötige man als Investor nachvollziehbare Spreads (Preisspannen) zwischen Anlageklassen in verschiedenen Zeitzonen, die nicht miteinander korrelieren.

Um es in einem Hauptzitat zusammenzufassen, warum man seine Arbeit einstellt:

“We have come regretfully to the conclusion that the current algorithmically driven market environment is one which is increasingly incompatible with our fundamental, research orientated, investment process“.

Aber nicht nur das, auch die vorher genannten notwendigen Voraussetzungen seien nicht mehr gegeben. Die Transparenz von veröffentlichten Daten lasse nach, auch die Nachvollziehbarkeit und Transparenz von Entscheidungen (Fed? EZB?) sei nicht mehr gegeben. Auch die Aktienmärkte an sich seien zunehmend weniger transparent. Um den ellenlangen Originaltext mit unseren eigenen Worten zusammenzufassen:

Der Markt spielt verrückt, die Preise von Vermögenswerten stimmen nicht mehr, und die veröffentlichten Daten sowie die Entscheidungen von Politikern und Funktionären (Notenbanken?) sind irgendwie nicht mehr stimmig. Und obendrauf als Garnierung machen die Computerprogramme der Hedgefonds, die sich voll und ganz auf Technik verlassen, den „normalen“ Handel relativ unmöglich für manuell arbeitende Profizocker.



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2 Kommentare

  1. Aus meiner Sicht gibt es nur zwei Szenarien die ein freiwilliges Ausscheiden aus dem Markt rechtfertigen:
    Entweder man versteht den Markt nicht mehr oder man die Entwicklung des Marktes verpasst.
    Doch keine Angst, es kommen immer wieder neue Marktteilnehmer – oder wie einst Kostolany sagte: „Die Zahl der Dummen im Markt ist unendlich“
    Thema Algos:
    Bis auf eine kleine Minderheit sind wir alle kleine Opfer der Algos, aber so viel ich weiss können 1.Algos keine Trendkanäle ziehen (überwachen lediglich die Bid/Ask/Short Ratio), 2. benötigen Algos hohe Volumina und 3. haben die Programmierer der Algos sehr kurzfristige Haltezeiten im Sinn. Alle drei Punkte lassen mich noch ruhig schlafen.
    Irgendwann produtzieren Sie ein Massaker und dann werden sie eingeschränkt oder verboten – gut, wenn man die starre Dummheit der amerikanischen Bevölkerung bei der Einschränkung der Waffen betrachtet (Stichwort: Waffenlobby) kann man auch hier ins zweifeln geraten.

  2. Was soll man noch dazu sagen…

    Ich wünsche mir wirklich, dass diesem Fonds noch viele weitere folgen, damit hier ein paar mal munter werden.

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