Die Aktienmärkte in Europa sind seit Jahresbeginn größtenteils sehr gut gelaufen und haben die US-Pendants überflügelt. Allen voran der Dax, der im Januar über 9 Prozent zulegte, während der US-Leitindex S&P 500 nur auf 2,7 Prozent kam. Angetrieben wurden die Aktienindizes in Europa von der Aussicht auf weitere Zinssenkungen der EZB, der Hoffnung auf eine mildere Zollpolitik der Trump-Aministration und einer überwiegend guten Berichtssaison. Es wird auch immer wieder behauptet, dass der schwache Euro die Aktienmärkte beflügelt, aber die Analysten von Goldman Sachs sehen das anders. Eine Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar bietet keine Erholung für europäische Aktien, sagt Goldman.
Aktienmärkte: Euro-Schwäche keine Hilfe
Anleger, die hoffen, dass ein fallender Euro die Aktienmärkte der Region stützen wird, werden enttäuscht sein, so die Strategen der Goldman Sachs Group in einem Bericht von Bloomberg.
Theoretisch sollte eine fallende Währung die Wettbewerbsfähigkeit und die Gewinnschätzungen von Unternehmen in einer Exportregion wie Europa verbessern. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies zu einer Aktienrallye führt, ist jedoch gering, da ein schwächerer Euro in der Regel mit einem Anstieg der Risiken einhergeht, schreiben die Strategen um Sharon Bell in einer Notiz an ihre Kunden.
„Dies mag ein Puffer für Europa sein, aber empirisch korrelieren europäische Aktienmärkte positiv mit dem Euro“, schrieben Bell und ihre Kollegen in einer Mitteilung am Dienstag. „Eine Abschwächung des Euro geht in der Regel mit einer Erhöhung der Risikoprämie einher, die die Vorteile bei der Währungsumrechnung und/oder der Wettbewerbsfähigkeit ausgleicht.
Euro verliert gegenüber Dollar
Der Euro ist gegenüber dem Dollar seit seinem Höchststand im August um fast 8 % gefallen und erreichte im vergangenen Monat den niedrigsten Stand seit November 2022, als er sich der Parität zum Dollar näherte – aktuell hat sich der Kurs wieder auf 1,032 USD erholt. Die Unternehmen der Large-Cap-Benchmark Euro Stoxx 50 erwirtschaften weniger als ein Drittel ihres Umsatzes im Euroraum, was sich angesichts der von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle gegen wichtige Handelspartner als Risiko erweisen könnte. Vor allem dann, wenn Trump die angkündigten Zölle gegen die Europäische Union verhängt.

Die Strategen fügen hinzu, dass viele Anleger in Europa Dollar in auf Euro lautende Aktien tauschen und einen Schlag einstecken, wenn die Währung gegenüber dem Dollar fällt.
„Wenn sie nicht währungsgesichert sind, verlieren sie, wenn der Wechselkurs fällt, was unserer Meinung nach von Investitionen abschreckt“, schreiben sie. „Ein starker Dollar hat in der Vergangenheit tendenziell zu einer Underperformance von Nicht-US-Aktienmärkten geführt.“

Seit der Wahl von Donald Trump haben sich die europäischen Aktienmärkte besser entwickelt als ihre amerikanischen Pendants und haben damit nach einer langen Phase der Underperformance aufgeholt. Das langsame Wirtschaftswachstum auf dem Kontinent und mögliche Zölle der neuen US-Regierung stellen jedoch potenzielle Gegenwinde für die Region dar. Es ist fraglich, ob die Outperformance anhalten wird, da die Wirtschaft in der Eurozone weiterhin schwächelt, während sich die US-Wirtschaft als robust erweist. Auch ein schwacher Euro, der aufgrund der zunehmenden Zinsdifferenz weiter unter Druck bleiben wird, dürfte den Aktienmärkten nicht wirklich helfen.
FMW/Bloomberg
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken