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Warum es in China (offiziell) keine Pandemie gibt

Man kann nur vermuten, dass die Pandemie auch vor China keinen Halt macht

China - wirklich keine Pandemie?

Im bevölkerungsreichsten Staat der Welt und möglichen Ursprungsland des SARS-CoV-2-Virus gibt es so gut wie keine Corona-Fälle – was macht China in der Pandemie besser oder anders?

Schafft es China, die Pandemie durch Null-Toleranz fernzuhalten?

Mit 1,4 Milliarden Menschen ist China vor Indien das bevölkerungsreichste Land der Welt. Pro Quadratkilometer leben 149 Einwohner. Damit rangiert das Land weltweit auf Platz 60, noch vor Frankreich, der Türkei und Österreich. Deutschland liegt auf Platz 55. Doch trotz der enormen Anzahl an Menschen, die vor allem in den Großstädten dicht gedrängt zusammenleben, gibt es gemäß offizieller Zahlen im Reich der Mitte aktuell lediglich 1.736 aktive Corona-Fälle. Insgesamt haben sich bisher laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) insgesamt nur 100.386 Menschen in China mit dem Virus nachweislich angesteckt.

Das sind weniger Fälle als in Ruanda mit 13 Millionen Einwohnern. So viele Menschen wohnen allein in Chengdu – der siebentgrößten Stadt Chinas. Auf der Liste der von der Pandemie am meisten betroffenen Länder findet man das Riesenreich erst auf Rang 113, noch hinter Kamerun. Andere bevölkerungsreiche Staaten wie die USA und Indien belegen in der traurigen Weltrangliste Platz eins und zwei.

Merkwürdig ist auch, dass es während der ersten Welle der Pandemie allein am 12. Februar 2020 über 14.000 Neuinfektionen in China gab. Danach brachen die Zahlen auf lediglich 44 Fälle am 4. März ein und verharrten auf diesem niedrigen Niveau. Für den 19. Dezember 2021 wurden lediglich 51 neue Fälle gemeldet.

Aus Hongkong kamen noch bis Ende Januar 2021 nachvollziehbare Daten, die die ersten drei Wellen gut sichtbar abbildeten. Danach gingen die Zahlen auch in der Sonderverwaltungszone zurück und bewegen sich seitdem nur noch minimal über der Null-Linie.

Tägliche Neuansteckungen China
Grafik: Tägliche Neuansteckungen China

Daten zur Ausbreitung der Omikron-Variante sind überhaupt nicht verfügbar. Das Tracking von „The Economist“ zur Ausbreitung der neuartigen Mutante geht zwar davon aus, dass es auch auf dem chinesischen Festland Omikron-Fälle gibt, aber genaue Daten sind nicht verfügbar.

Die von der Führung in Peking betriebene Null-Toleranz-Politik mit strengen Quarantäne-Regeln trägt sicherlich zur Eindämmung der Virusverbreitung bei. Zumal in einem strengen Überwachungsstaat ganz andere Kontrollmechanismen und Maßnahmen möglich sind als in einer freiheitlichen Demokratie. Aber ist es tatsächlich möglich, hochansteckende Virusvarianten wie Delta und jetzt Omikron an der massenhaften Ausbreitung zu hindern?

Corona-Zahlen als Bedrohung für das Image Chinas?

Bislang hat China sehr sensibel auf Vorwürfe reagiert, für den Ausbruch der SARS-CoV-2-Pandemie verantwortlich zu sein. Eindeutige Belege dafür gibt es nicht. Fakt ist, dass China im September und November dieses Jahres zwei neue Datengesetze erlassen hat: zum einen das „Data Security Law“ sowie das „Data Privacy Law“.

Beide Gesetze haben bereits starken Einfluss auf chinesische Unternehmen, z. B. im Bereich Social Media oder Fahrdienstleistungen genommen. In Kombination mit dem Cybersicherheitsgesetz von 2017 wurde der grenzüberschreitende Datenaustausch damit stark eingeschränkt. Das betrifft auch die Corona-Daten. Bereits im Jahr 2020 hat die Zentralregierung in Peking zudem chinesische Kliniken und Wissenschaftler dazu aufgefordert, keine Forschungsartikel mehr zu COVID-19 zu veröffentlichen.

Vor dem Jahr 2003 betrachtete Chinas Regierung die Gesundheitsdaten der Bevölkerung noch als Staatseigentum. Der Austausch mit ausländischen Wissenschaftlern war eher selten. Die erste Coronavirus-Pandemie im Jahr 2003 hat dann jedoch zu einem Umdenken bei der damaligen Staatsführung unter Hu Jintao, dem Vorgänger von Xi Jinping geführt. Das Reich öffnete sich für Gesundheitskooperationen mit anderen Ländern. China trat der WHO bei und Datenbeschränkungen wurden gelockert.

Fast siebzehn Jahre lang arbeiteten China mit internationalen Gesundheitswissenschaftlern zusammen. Gemeinsam kämpften internationale und chinesische Wissenschaftler z. B. gegen die Vogelgrippe im Jahr 2005, die Schweinegrippe im Jahr 2009 und die H7N9-Grippe im Jahr 2013.

Im Jahr 2014 half China Westafrika, die Ebola-Seuche zu bekämpfen. Mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie änderte sich die Kooperationsbereitschaft Chinas. Die Epidemie wurde zur Pandemie und breitete sich global aus. Weltweit starben an und mit Corona bis dato knapp 5,4 Millionen Menschen.

Zunächst nahmen die Behörden in Wuhan die ersten Warnmeldungen aus dem Gesundheitswesen nicht ernst. Es folgten Kommunikationsverbote und Vertuschungsversuche. Dann jedoch veröffentlichten Anfang 2020 chinesische Wissenschaftler das Covid-19-Genom, um bei der Identifizierung von Fällen außerhalb Chinas zu helfen und die Impfstoffforschung voranzutreiben.

Donald Trump als Elefant im Porzellanladen

Die Bereitschaft Chinas, mit den internationalen Partnern zu kooperieren, wurde von dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wenig gewürdigt. Er bezeichnete die Pandemie als „Kung-Grippe“ (engl. „Kung Flu“ – eine Anspielung auf die chinesische Kampfkunst Kung Fu). Amerikanische Politiker drohten China anschließend mit Schadenersatzforderungen in dreistelliger Milliardenhöhe in US-Dollar.

Den Machthabern in Peking wurden Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, als Beamte das Covid-19-Epizentrum Wuhan absperrten. Harte Lockdowns, die Überwachung von Handydaten und rigorose Abstandsregeln wurden als unangemessene Einschränkungen individueller Freiheiten chinesischer Bürger kritisiert. Die Pandemie wurde somit zur System- und Machtfrage hochstilisiert. Und in dieser Frage versteht China keinen Spaß. Ironischerweise haben westliche Demokratien viele der in China kritisierten Maßnahmen selbst übernommen.

Die Machthaber in Peking wurden durch die Anfeindungen, v. a. aus den USA nervös und bangten um das Image des Landes, ihre Machtposition im Inland und um die Ausrichtung der Olympischen Spiele. Daraufhin riss der Datenfluss aus China ab und das Labor in Wuhan, aus dem das Ursprungsvirus angeblich stammen soll, wurde von der Regierung unter Druck gesetzt, Beweise für einen ordnungsgemäßen und sicheren Umgang mit dem Erreger vorzulegen.

Man kann nur vermuten, dass die Pandemie auch vor China und seinen Megametropolen trotz engmaschiger Überwachung und Corona-Null-Toleranz-Maßnahmen keinen Halt macht. Das gilt umso mehr für die hochansteckende Omikron-Variante, die in Hongkong bereits nachgewiesen wurde. Indirekt wird die Welt das Vorhandensein des Virus im Reich der Mitte dennoch spüren. Und zwar durch eine zunehmende Anzahl von Betriebs- und Hafenschließungen, sich ausweitende Löcher in den Lieferketten und anhaltenden Materialmangel.



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8 Kommentare

  1. China hat auch keine experimentellen Impfstoffe verwendet, sondern einen traditionellen Impfstoff.
    Wie Indien auch.
    Überall in der Welt, wo nicht diese experimentellen Impfstoffe verwendet wurden, und die Impfrate hoch ist, gehen die Infektionszahlen gegen Null; auch ohne Drittimpfung.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Pro Quadratmeter leben 149 Einwohner.
    Da wird es aber schwer mit Abstand halten 😂 Ist aber auch nicht nötig, da das Virus einen Bogen um China macht oder die Pandemie durch den Verzicht auf „experimentelle“ Impfstoffe besiegt werden konnte, wie Dauerkommentierer @Helmut so überzeugend darlegt.

    1. Das Virus breitet sich nur in Demokratien aus. Als freiheitsliebendes Wesen hasst es Diktaturen.

  3. pro km2 nicht pro m2
    waere dann doch etwas extrem ;)

  4. Kein Mensch der klar bei Verstand ist, glaubt diese Zahlen die aus China kommen! Dieses Land ist eine kommunistische Diktatur, und deshalb kommt nur das raus, was rauskommen soll. Und das China für die Pandemie verantwortlich ist? Klares Ja aus meiner Sicht. Der Virus kann nur gezielt im Labor gezüchtet worden sein, und ist durch ein Sicherheitsleck nach draußen in die Welt gelangt.

  5. Schau mal auf die andern 70 Länder die auch mit konventionellen Impfstoffen impfen, und wo die Impfrate hoch ist.

    1. Ist logisch: Die frühzeitig Geimpften laufen bei uns schon seit Juni munter schutzlos durch die Gegend.

      Immerhin: So schlimm wie die Weltuntergangsspezialisten meinen, kann es also doch nicht sein, denn sonst wäre die Infrastruktur wäre völlig überfordert.

      1. @Felix, einer der wenigen mit Durchblick.Kommentar vonDan Staner, ( Europa Chef von Moderna)
        Das jetzige Vakzin wurde gegen das Virus aus Wuhan entwickelt. Diese Virus gibt es nicht mehr, es wurde abgelöst durch Delta und Omikron. Der Wirkstoff wirkt nicht gegen Delta und Omikron ohne Booster Impfung.Darum sehen wir jetzt enorme Anstrengungen für den Booster.In den USA ist Omikron schon mit 70% Anteil vorherrschend,was beängstigend ist.Die schnelle Durchimpfung der Amis mit dem ersten Impstoff wird jetzt zum Nachteil. Die Geimpften mit der Scheinsicherheit sollten zurückhaltend sein mit der Verunglimpfung der Impfgegner und vor allem sollte man Leuten wie dem autark lebenden Helmut keine Tipps geben. Meine These, dass unvorsichtige Geimpfte gefährlicher sind als „sehr vorsichtige Ungeimpfte „ wird sich mehr und mehr bestätigen.
        Dass gestern die ReOpening Aktien boomten zeigt einmal mehr,dass die Börse ( Börsianer ) einige Tage brauchen um die Realität zu erkennen.Sagte man doch anfangs ein zweiter Lokdown wäre eine Kathastrophe, jetzt gehen wir faktisch darauf zu und Börsen jubeln.( noch)

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